Sinsheim/Mönchengladbach. Mit dem 1:1 bei der TSG Hoffenheim beendete Borussia Mönchengladbach die Niederlagenserie. Doch die Probleme bleiben.

In den Worten von Adi Hütter klang deutliche Skepsis mit, als er an Gladbachs Rückrundenstart am 7. Januar dachte. Klar, den dringend notwendigen Turnaround müsse der Verein schaffen, die Mannschaft habe dazu auch genug Qualität, legte Borussias Cheftrainer zum einen tapfere Zuversicht an den Tag. Zum anderen verzog der 51-Jährige mit Blick auf den Spielplan aber erkennbar die Miene bei seinem Hinweis: „Zu Beginn der Rückrunde warten erst mal die Bayern.“

Die Tatsache, gegen den Branchenprimus in dieser Saison zwei ihrer besten Spiele gezeigt zu haben, hat bei den Gladbachern offenkundig keinen Basisoptimismus verankert. Zu entschieden treiben die Münchener ihre Konkurrenz spätestens seit dem 3:2 in Dortmund Anfang des Monats wieder vor sich her. Mindestens ebenso ausschlaggebend für Hütters Stirnrunzeln zum Neu-Start der Liga in zweieinhalb Wochen ist aber die weiterhin bedenkliche sportliche Verfassung seines Teams – an der auch das 1:1 bei Champions-League-Aspirant Hoffenheim nichts änderte.

Gladbach-Profi Kramer: „Das war natürlich nicht gut“

Mit dem Remis im Kraichgau stoppten die Niederrheinischen zwar ihre Serie von zuletzt vier Niederlagen en bloc, mit einer irritierenden Trefferbilanz von 4:17. Speziell Mittelfeldakteur Christoph Kramer ließ an der Leistung der Fohlenelf bei der TSG aber nichts Gutes. „Hätten wir in den letzten Wochen nicht so viel berechtigte Kritik abbekommen, würde ich hier stehen und sagen: ‚Was wir hier für eine Scheiße gespielt haben, so schlecht waren wir noch nie.‘ Wir haben jeden Ball nach vorne gebolzt, das war natürlich nicht gut“, echauffierte sich der frühere Nationalspieler, der orakelte: „Wir wissen, dass das ein verdammt hartes Brett wird, was wir bohren müssen, damit wir wieder so Fußball spielen, wie wir es gewohnt sind.“

Gladbach-Trainer Adi Hütter.
Gladbach-Trainer Adi Hütter. © dpa

Liebend gerne gewöhnen würden sich die Borussen-Fans an Auftritte wie Ende Oktober gegen die Bayern. Der 5:0-Pokaltriumph über das ansonsten so torwütige und mittlerweile auch abwehrstarke Starensemble aus dem Freistaat wirkte jedoch mit jedem Tag, den das Jahr 2021 seinem Ende entgegen strebte, surrealer. Von Lust auf das neue Fußballjahr ist rund um den Rautenklub beim Gang in die kurze Weihnachtspause daher auch wenig zu spüren.

Gladbach-Manager Eberl reist ohne Kommentar ab

Sportdirektor Max Eberl, der in Krisensituationen sonst fast immer Rede und Antwort steht, verkniff sich bei der Abreise aus Sinsheim jeglichen Kommentar. Über die seines Erachtens mit fünf Minuten zu lange Nachspielzeit – in der die nach dem Seitenwechsel hoch überlegenen Hoffenheimer die Gladbacher Führung durch Breel Embolo aus der ersten Halbzeit durch Kevin Akpoguma prompt egalisierten – hatte sich Eberl beim Vierten Offiziellen bereits ausgiebig beschwert. Für seine offene Empörung über einen – dezenten – Trikotzupfer von TSG-Mann Dennis Geiger an Stefan Lainer vor dem 1:1 kassierte er dann die Gelbe Karte.

Keeper Yann Sommer hatten es die Borussen zu verdanken, dass ihnen der erhoffte Befreiungsschlag im Tableau erst kurz vor Schluss zunichte gemacht wurde. Dass Übungsleiter Hütter anschließend von einem „kleinen Schritt in die richtige Richtung“ sprach, klang eher nach trotziger Verzweiflung als nach tiefer Überzeugung. Schon das 2:3 gegen seinen Ex-Klub Frankfurt drei Tage zuvor hatte der Österreicher etwas zu positiv interpretiert. Nun räumte er angesichts von nur drei Punkten Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz immerhin ein: „Man muss die Situation annehmen, die ist nicht ungefährlich.“

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Zugleich gab sich Hütter „zu hundert Prozent überzeugt“, dass seine Mannschaft dank ihrer Qualität nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben werde. Das Startprogramm mit München sowie den Königsklassenkandidaten Leverkusen und Union Berlin könnte den Gladbachern im Januar allerdings arg zu schaffen machen. Wobei die Wahrscheinlichkeit, dass der im Sommer ablösefreie Abwehrchef Matthias Ginter dann noch mit verteidigt, am Wochenende gestiegen ist. „Ganz ausschließen kann man nichts“, erklärte der 27-Jährige zu einem möglichen vorzeitigen Vereinswechsel in der Winterpause. „Aber ich glaube schon, dass es heute nicht das letzte Spiel war.“