Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach bangt um die Europapokal-Teilnahme, Werder Bremen um den Klassenerhalt. Am Samstag geht es für beide Klubs um viel.

Vielleicht täte den Fußballprofis von Borussia Mönchengladbach ein bisschen mehr Abstand in dieser Woche ganz gut. An diesem Montag ist trainingsfrei, normalerweise könnten die Spieler Zeit mit ihren Familien verbringen, ein wenig abschalten, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Die Mannschaft und das Trainerteam residieren aber im Rahmen ihres Quarantäne-Trainingslagers im Borussia-Park. Ihr Hotel liegt direkt neben dem Stadion, das am vorletzten Spieltag dieser Bundesliga-Saison zum Schauplatz einer möglicherweise folgenschweren Niederlage wurde. Nach dem 1:2 (1:0) gegen den VfB Stuttgart kann Gladbach die Europapokal-Teilnahme nicht mehr aus eigener Kraft schaffen.

Der Absturz der Borussen auf Tabellenplatz acht bedeutet, dass sie beim Saisonfinale am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) auf Schützenhilfe angewiesen sind, um doch noch irgendwie als Siebter in die Play-offs zur Conference League einzuziehen. Unterstützung müsste Vizemeister RB Leipzig im Duell beim 1. FC Union Berlin leisten, der nun einen Punkt vor Gladbach auf Rang sieben liegt. Sollten die Sachsen indes verlieren, würde den Fohlen auch ein Sieg im Spiel bei Abstiegskandidat Werder Bremen nicht für das internationale Geschäft reichen. Die Gladbacher müssen sich im Quarantäne-Trainingslager in dieser Woche auf einen Liga-Showdown vorbereiten, der für sie und Marco Rose ein bitteres Ende nehmen könnte.

Gladbach-Trainer Rose: „Stehen jetzt in der Verantwortung“

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Der künftige Dortmunder Trainer, dessen im Februar verkündeter Wechsel zum Liga-Rivalen große Wut bei Gladbach-Fans verursacht hatte, kämpft nun noch um einen einigermaßen versöhnlichen Abschied von der niederrheinischen Borussia. „Natürlich geht man anders in so eine Woche, wenn man das vorletzte Spiel gewonnen hat“, sagte Rose. „Ich und die Jungs stehen jetzt in der Verantwortung, dass wir unter nicht ganz einfachen Bedingungen − mit dem Quarantäne-Trainingslager und diesem Ergebnis im Nacken − gemeinsam die Zeit verbringen und nutzen. Und uns so aufstellen, dass wir in Bremen am letzten Spieltag noch einmal maximal konkurrenzfähig sind, dort um die drei Punkte kämpfen und wieder versuchen, Dinge besser zu machen.“

Eine Woche nach dem 0:6-Untergang beim FC Bayern München hatten sich die Gladbacher in der ersten Halbzeit gegen Stuttgart verbessert gezeigt, was auch an den Startelf-Rückkehrern Lars Stindl und Christoph Kramer lag, die dem Spiel der Borussen wieder mehr Stabilität verliehen. Kapitän Stindl erzielte nach feiner Vorarbeit von Kramer per Volleyabnahme sein 13. Saisontor (45. Minute). In der zweiten Halbzeit drehten Wataru Endo (72.) und Sasa Kalajdzic (77.) aber die Partie gegen zu passiv auftretende Gastgeber. Bei den Gladbachern herrscht Ratlosigkeit angesichts eines stetig wiederkehrenden Problems. 29 Punkte hat die Mannschaft nunmehr in dieser Saison nach Führungen verspielt. „Wir sollten uns diese Woche mal überlegen, wie wir das Spiel machen, wenn wir führen“, sagte Kramer. „Wir verlieren nach Führungen schnell die Nerven, uns fehlt der Mut gegen hoch anlaufende Gegner spielerisch hinten rauszukommen. Da müssen wir uns dringend etwas einfallen lassen.“

Gladbach-Fans kritisieren Manager Eberl

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Sportdirektor Max Eberl, der die Schlussminuten der Partie gegen Stuttgart mit versteinerter Miene verfolgt hatte, muss sich derweil seit Samstag in den Sozialen Medien wieder teils scharfe Kritik von Gladbach-Anhängern gefallen lassen. Der Tenor: Die Entscheidung des Managers, die Saison mit Rose zu beenden, sei völlig falsch gewesen. Tatsächlich gibt die Entwicklung Anlass zu großer Besorgnis: Seit der Bekanntgabe des Trainer-Abgangs hat Gladbach zehn von 15 Pflichtspielen verloren. Und mehr als die aktuellen 54 Gegentore kassierten die Borussen zuletzt 2011. Damals belegten sie Rang 16 und retteten sich in der Relegation gegen den VfL Bochum vor dem Abstieg.  

Zehn Jahre später verfügt Gladbach über einen qualitativ hochwertig besetzten Kader, mit dem ein Verpassen des internationalen Geschäfts eine womöglich große Enttäuschung für den Klub wäre. „Union hat alle Trümpfe in der Hand“, sagt Marco Rose vor dem letzten Spieltag. „Wir müssen versuchen, den Strohhalm in Bremen zu greifen.“ Das versucht auch der SV Werder, der sich am Sonntag von Trainer Florian Kohfeldt trennte. Thomas Schaaf wurde vom Technischen Direktor zum Interims-Cheftrainer, er soll die Hanseaten jetzt vor dem Abstieg retten. Gladbach wird beim Saisonfinale im Weser-Stadion sicherlich nichts geschenkt.