Mönchengladbach. Nach dem 1:2 gegen Stuttgart kann Gladbach den Europapokal nicht mehr aus eigener Kraft erreichen. Nun droht Borussia ein bitteres Saisonende.
Die Stadionregie im Borussia-Park entschied sich bei ihrer Musikauswahl diesmal für Bands aus Schweden. Vor dem letzten Gladbacher Heimspiel dieser Bundesliga-Saison liefen Songs wie „The Look“ von Roxette und „Take A Chance On Me“ von Abba. Passend dazu hing eine schwedische Flagge mit der Nummer 17 am Zaun vor der Nordkurve. Das alles hatte natürlich einen besonderen Grund: Oscar Wendt wird Gladbach nach zehn Jahren im Sommer verlassen, in seine Heimat zurückkehren und sich dem Erstligisten IFK Göteborg anschließen. Und wer weiß: Vielleicht wäre der 35-jährige Schwede am Samstag auch sogar noch einmal eingewechselt worden, wenn dieses Spiel gegen den VfB Stuttgart anders verlaufen wäre.
So aber musste der Linksverteidiger, der 304 Pflichtspiele für die niederrheinische Borussia absolviert hat, als Reservist mitansehen, wie Gladbach die so wichtige Partie mit 1:2 (1:0) verlor. Für die Fohlen bedeutete die Niederlage den Absturz auf Rang acht, der nicht mehr für eine Teilnahme am internationalen Geschäft reicht. Den siebten Rang, der zum Einzug in die Play-offs zur neu gegründeten Europa Conference League berechtigt, belegt jetzt Union Berlin. Die Köpenicker liegen mit 47 Punkten auf dem Konto einen Zähler vor Gladbach. Dem fünfmaligen Deutschen Meister droht eine neue Saison ohne Auftritt auf der europäischen Bühne – und Trainer Marco Rose ein wenig versöhnlicher Abschied.
Letztes Heimspiel als Gladbach-Trainer
Ähnlich wie Wendt wird auch Rose in der neuen Spielzeit nicht mehr in Gladbach tätig sein. Anders als Wendt hat Rose aber nicht ein ganzes Jahrzehnt am Niederrhein verbracht, sondern nur zwei Jahre. Für den künftigen Trainer von Borussia Dortmund, dessen Wechsel zum Ligarivalen im Februar verkündet worden war, geriet sein letztes Heimspiel als Gladbach-Trainer zu einer großen Enttäuschung. „Das ist für uns eine bittere Niederlage, weil wir heute einen Schritt nach vorne machen wollten“, sagte Rose. Eine Woche zuvor war er mit seinem Team 0:6 beim FC Bayern untergegangen. Eine Wiedergutmachung, wie sie die Gladbacher nach dem Debakel von München geplant hatte, blieb gegen Stuttgart aus.
Rose hatte nach der Pleite beim Serienmeister drei Wechsel in seiner Startelf vorgenommen. Denis Zakaria, Breel Embolo und Valentino Lazaro nahmen auf der Bank Platz, dafür gehörten Christoph Kramer, Alassane Pléa und Lars Stindl zur Anfangsformation. Kapitän Stindl, der nach seiner Verletzungspause in München eingewechselt worden war, stellte auch in einer chancenarmen ersten Halbzeit einmal mehr seinen Wert für das Team unter Beweis, als er kurz vor der Pause eine gefühlvolle hohe Hereingabe von Kramer volley zum 1:0 verwertete (45. Minute). Der 32-Jährige erzielte damit sein 13. Tor in dieser Bundesliga-Saison. Rose lobte Stindl nach der Partie: „Er war präsent und hat sein Tor gemacht.“ Stindl und Kramer brachten zudem gemeinsam auch wieder mehr Stabilität ins Gladbacher Spiel.
Borussia verspielt erneut eine Führung
Die Stuttgarter hingegen verpassten bis zur Pause ihre wenigen Gelegenheiten, Konter besser auszuspielen. So auch in der 21. Minute, als Stürmer Sasa Kalajdzic im Strafraum ohne erkennbaren Grund zögerte und den Ball vertändelte. „In der ersten Halbzeit waren wir im Ballbesitz zu unpräzise“, analysierte VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo.
Seine Mannschaft steigerte sich dafür in der zweiten Hälfte, während die Gastgeber zunehmend passiv agierten. So wurde Gladbach einmal mehr eine Problematik zum Verhängnis, die in dieser Spielzeit mit gewisser Regelmäßigkeit auftritt: Einmal mehr verspielte Roses Team eine Führung. „Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison“, stellte Kramer fest.
Wataru Endo markierte mit einem sehenswerten Schuss aus 18 Metern erst den Ausgleich (72.), dann lenkte Kalajdzic einen Schuss von Pascal Stenzel ab – 2:1 für Stuttgart (77.). Gladbach-Sportdirektor Max Eberl presste die Lippen zusammen, saß regungslos auf der Bank. Rose stand am Rand, konnte es nicht fassen.
Nun braucht Gladbach am letzten Spieltag Schützenhilfe, um doch noch in den Europapokal zu kommen. Während die Borussen am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei Werder Bremen antreten, empfängt Union Berlin den Tabellenzweiten RB Leipzig. „Das ist eine schwierige Saison für uns, die wir nun in Bremen bestmöglich zu Ende bringen wollen“, kündigte Rose an. Ein Verpassen des internationalen Geschäfts würde nicht nur Borussia Mönchengladbach empfindlich treffen – sondern vermutlich auch Marco Rose selbst.