Elversberg. Trainer Horst Steffen trifft mit der SV Elversberg auf seinen Ex-Klub Gladbach. Vor dem Pokalduell spricht er über Borussia und Marco Rose.

Sein einziges Tor als Profi von Borussia Mönchengladbach gelang Horst Steffen im DFB-Pokal. Am 9. Oktober 1992 erzielte er im Spiel beim VfL Osnabrück kurz vor der Halbzeitpause den Führungstreffer. Gladbach verlor das Duell mit dem Zweitligisten allerdings 1:4 und scheiterte im Stadion an der Bremer Brücke in der dritten Runde des Wettbewerbs.

Rund 28 Jahre später tritt der gebürtige Krefelder Steffen nun als Trainer mit dem saarländischen Regionalligisten SV Elversberg in der zweiten Pokalrunde an. Für den 51-Jährigen ist das Spiel am Dienstag (20.45 Uhr/Sky) gegen seinen früheren Klub, die Borussia vom Niederrhein, auch eine Begegnung mit der Vergangenheit.

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Herr Steffen, wie ist die Stimmung in Ihrer Mannschaft vor diesem Pokalduell?

Horst Steffen: Es ist für uns das Bonus-Spiel. Die Meisterschaft ist jetzt gerade nicht mehr interessant, sondern nur noch dieses Spiel. Das ist jetzt Thema, darauf freuen wir uns. Die Mannschaft ist sehr fokussiert.

Erstmals seit zehn Jahren spielt Elversberg wieder in der zweiten DFB-Pokalrunde. Welche Chancen rechnen Sie sich gegen einen Champions-League-Achtelfinalisten aus?

Steffen: Ich werde da keine prozentuale Angabe machen (lacht). Es ist klar, dass wir krasser Außenseiter sind und eine kleine Minimalchance haben. Aber wir wollen uns einfach zeigen. Wir haben uns das mit einer super Leistung in der ersten Runde gegen den FC St. Pauli erarbeitet. Wir wollen gegen Gladbach ein für unsere Verhältnisse tolles Spiel machen. Dann werden wir sehen, was dabei herumkommt.

Oktober 1992 im DFB-Pokal: Gladbachs Horst Steffen (l.) gegen Osnabrücks Claus-Dieter Wollitz.
Oktober 1992 im DFB-Pokal: Gladbachs Horst Steffen (l.) gegen Osnabrücks Claus-Dieter Wollitz. © imago

Was bedeutet Ihnen persönlich das Duell mit Ihrem früheren Klub?

Steffen: Das ist ein Gegner! (lacht) Sympathien habe ich für Gladbach natürlich die ganze Zeit schon. Ich verfolge alles sehr aufmerksam, ein bisschen aus der Fan-Perspektive. Aber weil Gladbach eben jetzt ein Gegner ist, gibt es keine großartigen Emotionen. Für mich wäre es fast schöner gewesen, wenn wir einen Gegner bekommen hätten, der machbarer erscheint.

Erinnern Sie sich noch an ihr Tor am 9. Oktober 1992 in Osnabrück?

Steffen: (lacht) Ein super Ding! Karlheinz Pflipsen spielt mich an. Ich hechte mit der Fußspitze in den Ball. Der Torwart kommt raus, kriegt ihn nicht. Und ich spitzel ihm den Ball durch die Beine. Da war ich gut drauf. Doch eine Minute später senst mich einer um. Nach der ersten Halbzeit merkte ich dann, dass es nicht weitergeht. Da war der Tag für mich leider schon wieder vorbei.

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Sie waren bei der Borussia von 1991 bis 1993 Spieler, trainierten von 2009 bis 2010 die U17 und dann bis 2013 die U19. Wie denken Sie über den Verein?

Steffen: Es ist ein toller Klub mit tollen Menschen. Es hat Spaß gemacht, dort zu arbeiten. Dementsprechend blicke ich gerne darauf zurück. Was der Verein in den letzten Jahren gemacht hat, wie er sich präsentiert, vor allen Dingen in der Profi-Abteilung, ist richtig gut. So mitzuhalten und auch international jetzt wieder reinzukommen, ist einfach eine starke Leistung der Borussia und ihrer Verantwortlichen.

Erst gerade hat Gladbach die Verträge von Sportdirektor Max Eberl und Geschäftsführer Stephan Schippers vorzeitig bis 2026 verlängert.

Steffen: Das ist super, sie beide leisten hervorragende Arbeit. Ich hatte auch mal überlegt, ob ich bei Trainer Marco Rose und seinem Co-Trainer René Maric eine Hospitation mache, zu der Zeit, als sie noch in Salzburg waren. Ich hatte Kontakt zu Maric aufgenommen, es ist aber nicht dazu gekommen. Ich nehme gerne etwas mit von Leuten, die etwas können.

208 Einsätze in der Bundesliga

Horst Steffen, geboren am 3. März 1969, spielte in der Jugend von Bayer Uerdingen (inzwischen KFC Uerdingen), wo er auch 1988 seine Profilaufbahn begann. Für Uerdingen, Borussia Mönchengladbach und den MSV Duisburg bestritt der Mittelfeldspieler insgesamt 207 Bundesliga-Partien.

Nach dem Ende seiner aktiven Karriere 2003 wurde er Trainer. Steffen trainierte Nachwuchsteams des MSV und der Borussia. Er war als Coach auch bei den Stuttgarter Kickers, Preußen Münster und dem Chemnitzer FC tätig. Seit Oktober 2018 arbeitet er bei der SV Elversberg.

Was halten Sie konkret von dem Fußball, der unter Rose in Gladbach gespielt wird?

Steffen: Was ich da sehe, kommt meiner Idee sehr nahe (lacht). Natürlich hat das bei den Gladbachern eine ganz andere Ausprägung und eine Genauigkeit, die enorm ist. Es gibt Tempo-Umschaltspiel, aber auch einen sauberen Spielaufbau, zudem eine starke Raumaufteilung. Sie haben tiefe Läufe, beherrschen zudem Standards. Sie haben sich dafür natürlich auch die Spieler zusammengesucht. Schon im ersten Jahr haben sie sich eine hohe Flexibilität angeeignet, was Systeme anbelangt. Das ist einfach gut. Meine höchste Anerkennung aus der Ferne.

Wie nahe stehen Sie noch Ihren beiden anderen ehemaligen Klubs, dem KFC Uerdingen und dem MSV Duisburg, die mittlerweile in der 3. Liga spielen?

Steffen: Es ist ähnlich wie bei der Borussia. Dort, wo ich arbeite, bin ich volle Kanne dabei. Da stecke ich alles rein, die ganze Energie, die ich habe. Alle drei Vereine sind bei mir im Herzen. Jetzt beobachte ich sie aber aus der Distanz.

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Wissen Sie schon, was Sie Ihrer Mannschaft vor dem Gladbach-Spiel in der Kabine sagen werden?

Steffen: Ich bin da relativ spontan. Ich habe aber noch einige Sachen analysiert, die ich ihnen präsentieren kann. Wobei ich natürlich weiß, dass Marco Rose von der Systematik und vom Personal ganz viele Möglichkeiten hat. Und ich damit eben auch nicht weiß, wie er das Spiel gegen uns angeht. Vieles ist möglich, ich habe etwas vorbereitet. Wir stützen uns auch auf das Spiel gegen St. Pauli. Da haben wir klasse gespielt, wirklich verdient gewonnen. Leider sind Fans nun gegen Gladbach wieder ausgeschlossen. Ich hätte es unseren Zuschauern gegönnt, bei einem Spiel gegen einen sehr sympathischen und angenehmen Top-Klub der ersten Liga im Stadion dabei sein zu können.