Mönchengladbach. Gladbachs Thuram entschuldigte sich für seine Spuck-Attacke gegen Hoffenheims Posch. Der Klub bestrafte ihn - und sucht nach Erklärungen.
Der Zeitpunkt der Verkündung konnte Borussia Mönchengladbach nur recht sein. Am Sonntag gab der Bundesligist die vorzeitigen Vertragsverlängerungen seiner Geschäftsführer Max Eberl und Stephan Schippers bis 2026 bekannt. Beide stünden „mit ihrer Arbeit für den erfolgreichen und nachhaltigen Weg, den unsere Borussia in den letzten Jahren gegangen ist“, lobte Klub-Präsident Rolf Königs. Eine gute Nachricht für den Verein an einem Wochenende der schlechten Nachrichten.
Vertragsverlängerung mit Eberl
Die positive Mitteilung konnte allerdings nicht den Skandal überdecken, der sich am Samstag beim 1:2 gegen die TSG Hoffenheim zugetragen hatte. Zur Pause führte die Fohlenelf dank eines verwandelten Foulelfmeters von Kapitän Lars Stindl noch mit 1:0. Doch in der Schlussviertelstunde drehten die Kraichgauer durch Treffer von Andrej Kramaric und Ryan Sessegnon die Partie – während sich ihre Gegner zwischen den beiden Toren zusätzlich und auf besonders hässliche Weise selbst schadeten: Zwei Minuten nach Kramaric’ Ausgleich gerieten Borussen-Stürmer Marcus Thuram und Stefan Posch, der rechte Verteidiger der TSG, aneinander. Ein Disput, der darin gipfelte, dass Thuram dem Hoffenheimer aus wenigen Zentimetern Entfernung mitten ins Gesicht spuckte.
Die grobe Unsportlichkeit des 23-jährigen Franzosen, die Schiedsrichter Frank Willenborg nach Ansicht der Videoaufnahmen mit einem Platzverweis quittierte, schockierte die Gladbacher noch mehr als die weiter angewachsene Lücke zu den internationalen Plätzen. Ehe er bei der Pressekonferenz irgendetwas zur ersten Heimniederlage seiner Mannschaft in dieser Bundesligasaison sagte, wollte Trainer Marco Rose deshalb „als Allererstes“ etwas anderes loswerden: eine Entschuldigung für Thurams Verhalten in der 77. Minute – „auch“, wie der 44-Jährige betonte, „im Namen des Vereins“.
Thuram droht Sperre von mindestens sechs Spielen
Da Anspucken in der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB als Tätlichkeit eingestuft wird, muss Thuram mit einer Sperre von mindestens sechs Spielen rechnen – die wegen der Schwere der Verfehlung aller Voraussicht nach auch schon beim Pokalspiel am Dienstag bei Regionalligist Elversberg greift. Die Borussia zog bereits Konsequenzen: Der Franzose muss ein Monatsgehalt Strafe zahlen. Das Geld kommt einem guten Zweck zu. „Marcus ist am Boden zerstört, und er hat mir glaubhaft versichert, dass er Stefan Posch nicht absichtlich angespuckt hat. Marcus bleibt der Mensch, den wir kennen, und wir lassen ihn nicht fallen.“
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Thuram selbst war schnell klar, was er da angerichtet hatte. Wenige Stunden nach der Spuck-Einlage schrieb er auf seinen Social-Media-Kanälen: „Heute ist etwas vorgefallen, das nicht meinem Charakter entspricht und niemals passieren darf.“ Zudem beteuerte er, die Aktion gegen Posch sei „versehentlich und nicht absichtlich passiert“.
Anschließend entschuldigte sich der Sohn des französischen 1998er-Weltmeisters Lilian Thuram bei Posch und den übrigen Hoffenheimern, bei seinen Teamkollegen, bei der eigenen Familie und überhaupt „bei allen, die meine Reaktion gesehen haben“. Er werde alle Konsequenzen seiner Geste akzeptieren.
Eine Tat mit Folgen für das Spiel
Eine direkte Konsequenz von Thurams Spuck-Attacke – die in Corona-Zeiten ein noch größeres Unverständnis hervorruft als ohnehin – erkannte sein Mitspieler Valentino Lazaro. „Das war wie ein Genickbruch“, formulierte der Österreicher die Folgen der Roten Karte auf die Gladbacher Darbietung recht drastisch. Während sein Trainer zwischen Tadel und vorsichtiger Beschützerhaltung pendelte.
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„Marcus Thuram ist grundsätzlich ein Spieler, der aus einem wohlerzogenen Elternhaus kommt und sehr reflektiert ist. Heute sind ihm einfach die Sicherungen durchgebrannt – nur so kann ich versuchen, das irgendwie zu erklären“, sagte Rose, der den Aussetzer des Angreifers „rein menschlich“ als nicht akzeptabel bezeichnete.