Mönchengladbach. Jonas Hofmann trifft mit Gladbach auf seinen Ex-Klub Borussia Dortmund. Im Interview spricht er über Rückschläge, Fans und Lieblingspositionen.

Jonas Hofmann wartet zum Interviewtermin dort, wo er auch am Samstagabend unmittelbar vor dem Bundesliga-Topspiel stehen wird: im Spielertunnel, der zum Rasen führt. Das signalisiert: Der Fußballprofi von Borussia Mönchengladbach ist bereit für das Duell mit seinem ehemaligen Klub Borussia Dortmund (18.30 Uhr/Sky). Vor der Partie spricht der 27-Jährige über den besonderen Reiz dieser Begegnung, seinen Hoffenheimer Förderer Dietmar Hopp und den Umgang mit Verletzungen.

Herr Hofmann, in der Hinrunde, nach dem 1:3 gegen Leipzig, hat Vereinslegende Wolfgang Kleff im Gespräch mit dieser Redaktion gesagt, dass ein wichtiger Spieler für das Gladbacher Spiel noch fehle. Können Sie sich vorstellen, wer gemeint war?

Jonas Hofmann: Ich würde mich sehr geschmeichelt fühlen, wenn er mich gemeint hätte.

Genau. Sie waren zu dieser Zeit ja noch verletzt. In Ihrer Karriere sind Sie bisher öfter verletzungsbedingt ausgefallen. Wie sind Sie damit umgegangen?

Hofmann: Im vergangenen Jahr war ich „froh“, dass der Innenbandriss nur eine Geschichte von zwei Monaten war. Trotzdem wirft einen das ein bisschen aus der Bahn, weil man immer Zeit braucht, bis man wieder bei 100 Prozent ist. Ich gebe aber nicht auf oder stecke den Kopf in den Sand. Ich bin ein positiver Mensch. Also bin ich das Ganze immer optimistisch angegangen. Ich habe zudem ein ebenso positive Familie und Freunde um mich herum.

Sie stammen aus einer Handballer-Familie. Wie sind Sie dann zum Fußball gekommen?

Hofmann: Ich habe damals als kleiner Junge Fußball, Handball und Golf gleichzeitig gespielt. Fast hätte ich den Handball und das Golfen weiter verfolgt und den Fußball beiseitegelegt. Meine Eltern haben mir auch erklärt, dass ich mich für zwei Sportarten entscheiden müsse, weil sie mich nicht überall hinfahren könnten (lacht). Aber genau zu dieser Zeit, während ich in der Entscheidungsphase war, bekam ich das Angebot von der TSG Hoffenheim. Das war eine Riesenchance, die ich wahrnehmen musste. Auch mein Bruder, der bei Astoria Walldorf spielt, hat sich letztlich für den Fußball entschieden. Es lief also alles gegen die Interessen meines Vaters (lacht). Er ist aber auch ganz froh darüber.

Schauen sich Ihre Eltern die Spiele im Stadion an?

Hofmann: Mein Vater ist oft da, meine Mutter aber auch. Aber da mein Bruder und ich häufig an denselben Tagen spielen, teilen sie sich auf.

Wo fühlen Sie sich als Spieler auf dem Platz wohler – in der Zentrale oder rechts außen?

Jonas Hofmann (l.) im Gespräch mit Redakteur Nils Balke-Barton.
Jonas Hofmann (l.) im Gespräch mit Redakteur Nils Balke-Barton. © FUNKE Foto Services

Hofmann: Ich spiele gerne zentral, weil man durchgängig am Spiel beteiligt ist. Außen hat man ein paar Phasen in einem Spiel, in denen man vielleicht mal nicht an einen Ball kommt. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich die Achter- oder Zehnerposition wählen.

In der Hinrunde hat Trainer Marco Rose – auch bedingt durch den Spielrhythmus in drei Wettbewerben – noch deutlich mehr rotiert. Nun kristallisiert sich eine festere Startelf heraus, zu der Sie jetzt wieder zählen. Gibt es derzeit auch unzufriedene Spieler im Kader?

Hofmann: Wir haben ein sehr gutes Mannschaftsklima. Am vergangenen Wochenende in Augsburg waren wieder neun Spieler auf der Bank, die von sich behaupten können, dass auch sie in die erste Elf gehören. Das Besondere bei uns ist, dass keiner anfängt, Stunk zu machen oder Negatives in die Mannschaft hereinzutragen. Der eine unterstützt den anderen. Wenn man auf der gleichen Position spielt, tauscht man sich auch über Spielsituationen aus. Bei uns tanzt keiner aus der Reihe.

Nun treffen Sie auf Ihren Ex-Klub. In Dortmund hat Gladbach schon zweimal in dieser Saison verloren, einmal im DFB-Pokal. Was muss diesmal im Borussia-Park besser laufen?

Hofmann: Die Niederlagen waren sehr unglücklich, vor allem die im Pokal. Da haben zwei Halbchancen Dortmund gereicht, um zwei Tore zu erzielen. Wir müssen hellwach sein, alles reinhauen in der Defensive, um möglichst kein Gegentor zu kriegen. Dann erhöht man natürlich auch die Wahrscheinlichkeit, zu gewinnen.

Sie wechselten im Januar 2016 von Dortmund nach Gladbach. Wie wichtig ist Ihnen persönlich das Spiel gegen den BVB?

Hofmann: Das Duell mit dem BVB reizt mich immer noch sehr. Matthias Ginter und ich haben noch nie gegen unseren alten Verein gewonnen. Am Wochenende haben wir zum ersten Mal in Augsburg einen Sieg gefeiert. Jetzt wollen wir auch hinter Dortmund einen Haken machen.

Ein viel diskutiertes Thema sind aktuell die Hass-Plakate gegen TSG-Mehrheitseigner Dietmar Hopp. Davon wurde auch das Spiel im Borussia-Park gegen Ihren früheren Klub Hoffenheim überschattet. Wie haben Sie diese Aktion wahrgenommen?

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Hofmann: Das ist für jeden, der es mit gesundem Menschenverstand betrachtet, nicht akzeptabel. Was Herr Hopp gerade erlebt und durchmacht, wird nicht dem gerecht, was er vielen Menschen zurückgegeben hat. Er hat vor 25 Jahren eine Stiftung gegründet und schon über 600 Millionen Euro ausgeschüttet. Wir reden immer davon, dass wir Vorbilder sein müssen und über den Tellerrand hinausschauen sollten. Dietmar Hopp ist ein Vorbild.

Haben Sie noch persönlichen Kontakt mit ihm?

Hofmann: Ja, wir schreiben uns oder telefonieren auch mal. Ich wurde ja auch von ihm gefördert. Der Mann macht sehr viel für die Region und auch für viele andere Menschen.

Es geht bei den Aktionen womöglich um viel mehr als um Hopp. Können Sie den Unmut der Anhänger vielleicht auch ein bisschen nachvollziehen?

Hofmann: Unsere Fans hängen in Leipzig zum Beispiel immer ein großes Banner mit dem Schriftzug ‚Traditionsverein‘ auf. Deshalb ist die Intention derjenigen schon zu erkennen. Nur wie sie zuletzt kundgetan wurde, ist der komplett falsche Weg. Ich hoffe, dass zeitnah eine Lösung dafür gefunden wird, um so etwas zu unterbinden.

Wie würde Ihre Mannschaft reagieren, wenn es noch einmal zu einem solchen Vorfall käme?

Hofmann: Wir werden uns alle noch einmal abstimmen, vor allem Kapitän, Manager und Trainer. Ich gehe aber davon aus, dass wir bei einem vergleichbaren Fall zusammen den Platz verlassen.

Was zeichnet aus Ihrer Sicht einen Traditionsverein aus?

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Hofmann: Man merkt es daran, wie die Fans mit dir umgehen, wie sie mit dir sprechen. Wir sind ja auch auf Fan-Abenden und tauschen uns dort aus. Man kann dort offener, aber auch diskreter Sachen besprechen. Hier herrscht eine große Tradition. Die Menschen haben eine sehr emotionale Bindung zum Verein und zur Mannschaft.

Was bedeutet es für Sie, in Gladbach zu spielen?

Hofmann: Bei diesem Klub fühlt man sich extrem wohl. Max Eberl achtet bei Verpflichtungen darauf, welchen Charakter die Spieler haben. Das spiegelt sich im Mannschaftsklima wider. Die Spieler unternehmen auch privat viel miteinander.

Mal ehrlich: Haben Sie jemals mannschaftsintern über einen möglichen Meistertitel gesprochen?

Hofmann: (lacht) Ein ernsthaftes Gespräch hat noch nie darüber stattgefunden. Da wird vielleicht drüber geflachst, wenn mal wieder im Fernsehen darüber diskutiert wird, ob wir ein ernsthafter Meisterschaftsanwärter sind. Bayern, Leipzig und Dortmund sind die drei Titelkandidaten.

Mit welcher Platzierung wären Sie in dieser Saison glücklich?

Hofmann: Ich wäre froh, wenn wir wieder international spielen würden, also wieder in drei Wettbewerben vertreten wären. Und aktuell sieht es ja ganz gut aus.