Mönchengladbach. Durch den 2:1-Sieg über den FC Bayern hat Gladbach die Münchener auf sieben Punkte distanziert. Jetzt ist Borussias Herbstmeisterschaft möglich.

Bei Borussia Mönchengladbach hatten sie sich bislang in Zurückhaltung geübt, wenn es um die Frage ging, was die Mannschaft in dieser Saison erreichen will. Trainer Marco Rose vermied das Wort Meisterschaft zwar auch am Samstagabend, äußerte sich nach dem 2:1 (0:0)-Sieg gegen den FC Bayern allerdings schon etwas konkreter: „Wir haben gegen den Deutschen Meister gespielt. Jeder hat gesehen, wo wir hinwollen“, sagte der 43-Jährige. Sein Team hatte im 102. Bundesliga-Duell mit den Münchenern die erste Meisterprüfung der Saison – wenn auch letztlich mit einer Portion Glück – bestanden.

Vor mehr als zwei Monaten waren die Borussen am siebten Spieltag mit dem 5:1 über den FC Augsburg auf Platz eins geklettert. Mit dem Erfolg über die Bayern gelang Roses Mannschaft nun bereits der siebte Heimsieg in Serie. Damit distanzierte Gladbach den Rekordmeister aus München in der Tabelle auf sieben Punkte. Die Fohlen haben zwar nur einen Punkt Vorsprung auf Verfolger RB Leipzig, aber auch angesichts des Restprogramms bis zur Winterpause eine realistische Chance, zumindest Herbstmeister zu werden. Die drei ausstehenden Spiele beim VfL Wolfsburg, gegen den SC Paderborn und bei Hertha BSC scheinen jedenfalls lösbare Aufgaben für die Gladbacher zu sein, um auch zu Weihnachten ganz oben zu stehen.

Schwache erste Halbzeit gegen Bayern

Für Gladbachs Kapitän Lars Stindl blieb die Tabelle auch nach dem zehnten Saisonsieg „eine schöne Momentaufnahme. Das zieht sich jetzt schon ein bisschen. Es ist ein schöner Nebeneffekt“, sagte der 31-Jährige. „Aber was uns noch mehr Freude macht, uns Selbstvertrauen und ein gutes Gefühl gibt, ist die Art und Weise, wie wir die letzten Wochen performt haben.“ Von einer ansprechenden Leistung war der Tabellenführer in der ersten Halbzeit der Partie gegen die Bayern allerdings ziemlich weit entfernt.

60. Minute: Ramy Bensebaini (l.) gleicht per Kopf gegen die Bayern aus.
60. Minute: Ramy Bensebaini (l.) gleicht per Kopf gegen die Bayern aus. © firo

Die Borussen liefen dem Ball hinterher, agierten zu passiv und überließen den Münchenern das Feld. Angreifer Robert Lewandowski verpasste mit einem Schlenzer aus linker Position das Tor nur knapp. Der polnische Starstürmer probierte es kurz darauf nach einem Freistoßheber von Thiago mit einer Direktabnahme, die ihr Ziel um etwa einen Meter verfehlte. Torwart Yann Sommer wäre fast schon geschlagen gewesen, nachdem Joshua Kimmich aus der zweiten Reihe flach geschossen hatte. Sommer sicherte den Ball, der fast über die Linie gerollt wäre, erst im Nachfassen. Bis zur Pause bekamen die 54.022 Zuschauer im ausverkauften Borussia-Park Einbahnstraßen-Fußball geboten.

Nach dem Seitenwechsel gelang den Münchenern die zu diesem Zeitpunkt hochverdiente Führung: Thomas Müller bediente mit einem halbhohen Zuspiel Ivan Perisic, der aus der Drehung erfolgreich abschloss (49.). „Der Schlüsselmoment war das 0:1“, meinte Sommer hinterher: „Danach waren wir mutig, wir haben viel Moral gezeigt.“ Rose wechselte zudem Stürmer Breel Embolo ein, der in der Vorwoche zwei Treffer beim 4:2 über den SC Freiburg erzielt hatte, gegen die Bayern aber zunächst auf der Ersatzbank saß.

92. Minute: Bensebaini verwandelt den Foulelfmeter zum Sieg.
92. Minute: Bensebaini verwandelt den Foulelfmeter zum Sieg. © firo | firo

Mehr Schwung mit Embolo

„Man hat auch heute wieder gesehen, wie wertvoll Breel für uns sein kann“, sagte Rose. Der Angreifer kurbelte das Offensivspiel der Gladbacher an, die nach einem Eckstoß von Jonas Hofmann ausglichen, als Ramy Bensebaini unbedrängt mit einem wuchtigen Kopfball das 1:1 erzielte (60.). Die Gastgeber präsentierten sich engagierter als noch in der ersten Hälfte und ergriffen die Initiative. Als Javi Martinez im Strafraum gegen Marcus Thuram einstieg, sah Schiedsrichter Marco Fritz ein Foul. Martinez sah Gelb-Rot, Bensebaini verwandelte den Strafstoß in der Nachspielzeit (90.+2). „Ich trainiere Elfmeter nach dem Training, und ich mache im Spiel alles wie im Training“, sagte der algerische Linksverteidiger. Bensebaini versetzte Gladbach in Ekstase.

„Das war einfach pure Freude“, sagte Stindl. „Ich zolle der Mannschaft absolut Respekt, wie wir als Einheit, als Team zurückgekommen sind. Wir haben alle dran gezogen, um vielleicht doch noch etwas ganz, ganz Besonderes zu schaffen – und das ist für uns immer noch ein Sieg gegen Bayern München