Mönchengladbach. Lange Zeit spielt der FC Bayern in Gladbach souverän. Doch er nutzt seine Chancen nicht und gibt die Partie noch aus der Hand, verliert 1:2.

Bayern-Star Thomas Müller flüchtete sich nach dem Schlusspfiff in Galgenhumor. Ein Reporter fragte ihn nach der Zukunft von Trainer Hansi Flick. Doch Müller ging gar nicht wirklich auf die Frage ein, sondern antwortete sarkastisch: „Die Stimmung ist jetzt natürlich brilliant“. Der FC Bayern hatte gerade im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga beim Tabellenführer Borussia Mönchengladbach einen Punktgewinn kurz vor Schluss aus der Hand gegeben und am Ende vor 54.022 Zuschauern mit 1:2 verloren.

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Der K.o. durch das Elfmetertor des Mönchengladbacher Linksverteidigers Ramy Bensebaini (92.Minute) hatte den Münchenern endgültig die Laune verhagelt. „Wenn der FC Bayern verliert, dann ist es nicht so schön“, gab Müller enttäuscht zu Protokoll. Statt an Mönchengladbach bis auf einen Punkt heranzukommen, stand nun eine schwere Bus-Rückfahrt mit sieben Punkten Rückstand auf den Tabellenführer im Gepäck an. Der Ex-Nationalspieler war vor allem mit dem nackten Ergebnis unzufrieden, weniger mit der fußballerischen Leistung seiner Elf: „Die Art und Weise passt. Für uns gilt es jetzt, die drei Spiele zu gewinnen. Dann schauen wir weiter. An sich fühlt sich die Mannschaft wohl.“

Münchener Überlegenheit zahlt sich zunächst aus

Lange Zeit sah es so aus, als hätte der FC Bayern die Selbstverständlichkeit vergangener Tage zurückgefunden. Flicks taktische Umstellungen im Vergleich zur 1:2-Niederlage gegen Bayer Leverkusen schienen zu fruchten. Thiago ordnete als Sechser das Spiel von hinten heraus und sorgte mit öffnenden Pässen immer wieder für Gefahr. Der auf die Rechtsverteidigerposition zurückgezogene Joshua Kimmich spielte sicher und hatte die Gladbacher Stürmer Alassane Pléa und Marcus Thuram gut im Griff. München störte früh. Die Gladbacher konnten sich nur mit langen Bällen befreien. „Es war für uns nicht so einfach. Die Bayern spielen sehr aggressiv gegen den Ball“, erklärte Gladbach-Trainer Marco Rose anschließend, warum seine Mannschaft zunächst kaum ins Spiel fand.

Nicht viel anders analysierte Bayern-Trainer Hansi Flick die erste Hälfte des Spiels. „Wir haben den Gegner laufen und den Ball gut zirkulieren lassen.“ Die 1:0-Führung durch den eingewechselten Ivan Perisic nach schönem Zusammenspiel mit Thomas Müller (49. Minute) schien nur die logische Konsequenz der Münchener Überlegenheit. Eigentlich hätte es zu dem Zeitpunkt schon längst 3:0 stehen können. Was dann nach der 1:0-Führung passierte, gibt Rätsel auf.

Martinez wird zu Bayerns Pechvogel

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Der Favorit gab die Kontrolle komplett aus der Hand. Gladbach wurde immer mutiger. Nationaltorwart Manuel Neuer analysierte anschließend: „Wir machen das 1:0 und hätten so weiterspielen müssen. Wir hätten nicht abwarten dürfen, das bringt nichts bei unserem Fußball.“ Nicht nur vor dem gegnerischen, sondern auch vor dem eigenen Tor war man nicht konsequent. Beim 1:1 durch den späteren Matchwinner Ramy Bensebaini nach Eckball von Jonas Hofmann ging die Bayern-Abwehr im Verbund nicht energisch genug zum Kopfball.

Zum Pechvogel des Spiels wurde der in der 68.Minute für den verletzten Jerome Boateng eingewechselte Javi Martinez, als er gegen Marcus Thuram zu spät kam und Gelb-Rot sah. Hansi Flick wollte anschließend auch nicht groß über die Entscheidung von Schiedsrichter Marco Fritz diskutieren: „Er geht Risiko. Von draußen habe ich gleich gesagt, dass es Elfer ist. Aber im Keller sitzen so viele Leute, denen vertraue ich einfach.“

Mittwoch gegen Tottenham in der Champions League

In dieser Verfassung dürfte es Martinez schwer haben, beim FC Bayern seinen Stammplatz zurückzuerobern. Schon gegen Leverkusen offenbarte er deutliche Geschwindigkeitsmängel. Offener denn je scheint zudem die Zukunft von Hansi Flick als Cheftrainer zu sein. Beharrlich hielten sich zuletzt Gerüchte um Thomas Tuchel an der Säbener Straße. Beim FC Bayern hat man zwar den spielerischen Aufwärtstrend erkannt, doch nun müssen auch Punkte her. Die nächste Möglichkeit dazu gibt es am Mittwoch (21 Uhr/Sky) in der Champions-League-Partie gegen Tottenham Hotspur.