Mönchengladbach. Nach acht Jahren führt die Borussia wieder die Bundesliga an. Dominanz beim 5:1 gegen Augsburg gibt Selbstvertrauen für das Spiel gegen Dortmund.

Als Patrick Herrmann am Sonntag um 15.35 Uhr in Richtung Kabine lief, war er durchnässt vom Dauerregen und trug ein Lächeln im Gesicht. Vor der Partie gegen den FC Augsburg hatte der Offensivspieler noch einen Strauß Blumen erhalten, weil er zwei Wochen zuvor sein 300. Pflichtspiel für Borussia Mönchengladbach (beim 2:1 gegen Fortuna Düsseldorf) bestritten hatte. Nach dem 5:1 (4:0)-Heimsieg über Augsburg baten ihn die Fans auf den Zaun, um mit ihm und der Mannschaft zu feiern. Gladbach übernahm die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga. Und für Herrmann, den Doppel-Torschützen, war es ein „verdammt schöner Tag“.

„Haben uns zerlegt“

Es war auch ein Tag mit Seltenheitswert in Gladbachs jüngerer Vereinsgeschichte. Die Borussia hatte zuletzt vor acht Jahren ganz oben gestanden. Damals, im August 2011, war das Team unter Trainer Lucien Favre am dritten Spieltag mit einem 4:1-Sieg über Wolfsburg auf Platz eins geklettert. Nun darf sich die Borussia wieder Spitzenreiter nennen. „Es ist schön, jetzt auf die Tabelle zu gucken, aber es ist auch nur eine Momentaufnahme“, sagte Herrmann, der erst zum zweiten Mal in dieser Saison zur Startelf gehörte.

Gegen Augsburg hatte Gladbach einen Auftakt nach Maß. Noch keine zwei Minuten waren gespielt, als sich Marcus Thuram über die linke Seite durchsetzte und den Ball zurück in die Mitte zu Denis Zakaria passte, der unbedrängt zum 1:0 traf. Herrmann verwertete anschließend zwei Vorlagen von Alassane Pléa (8./13.). Herrmann habe „ein hervorragendes Spiel gemacht“, lobte Trainer Marco Rose. „Er hat sich fürs Team eingebracht, war torgefährlich und hat auch unglaublich gut gegen den Ball gearbeitet.“

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Die gesamte Gladbacher Mannschaft zeigte drei Tage nach dem eher schwachen Auftritt im Europa-League-Spiel bei Istanbul Basaksehir (1:1), in dem auch Herrmann in der Nachspielzeit getroffen hatte, ein ganz anderes Gesicht. Die Gastgeber ließen überforderten Augsburgern – vor allem in der Anfangsphase − nicht den Hauch einer Chance. Roses Team schaltete nach Ballgewinnen schnell um, kombinierte sicher und ideenreich. „Die große Qualität von Gladbach hat uns in dem Moment zerlegt“, stellte Augsburgs Trainer Martin Schmidt fest.

Das 4:0 fiel allerdings durch einen groben Patzer von Tomas Koubek. Der FCA-Torwart wollte sich den Ball nach einem Rückpass von Felix Uduokhai offenbar selbst vorlegen, ließ die Kugel aber durch die Beine rollen. Pléa reagierte schnell und schob den Ball ins Tor (39.). Der Franzose erzielte seinen vierten Liga-Treffer in dieser Saison.

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Nach dem Seitenwechsel spielten die Gladbacher zwar weiter zielstrebig nach vorne, zeigten sich aber nicht mehr so konsequent vor dem Tor wie in der ersten Hälfte. Roses Team konnte sich das angesichts der komfortablen Führung aber auch erlauben. Der Gegentreffer durch Augsburgs Florian Niederlechner (80.) war von keiner großen Bedeutung – zumal der eingewechselte Breel Embolo nach Vorarbeit von Herrmann den Schlusspunkt setzte (83.). Gladbach gelang der vierte Liga-Sieg in Serie, 16 Punkte liegen auf dem Konto.

Kramer guckt häufiger auf die Tabelle

„Ich bin schon lange hier und war noch nie Spitzenreiter“, sagte Christoph Kramer gut gelaunt. „Daher gucke ich mir die Tabelle jetzt ein bisschen häufiger an. Aber wir wissen das schon vernünftig einzuschätzen und wissen auch, dass es nach dem siebten Spieltag ist.“

Die nächste Partie bestreitet Roses Mannschaft nach der Länderspielpause am Samstag, 19. Oktober (18.30 Uhr/Sky). Dann tritt Gladbach zum Borussen-Duell in Dortmund an. Während der Titelaspirant BVB mit Trainer Favre nach drei 2:2-Remis unter Erfolgsdruck steht, darf der Spitzenreiter vom Niederrhein diese Partie mit einer entsprechenden Portion Selbstvertrauen angehen.