Mönchengladbach. Gladbachs Jonas Hofmann gehört zu den Bundesliga-Überraschungen. Hier erklärt er, woher seine Leistungsexplosion kommt. Das Interview.
Eigentlich läuft es für Jonas Hofmann derzeit vorzüglich. Borussia Mönchengladbach steht auf dem zweiten Tabellenplatz, der Mittelfeldspieler zählt zu den Leistungsträgern. Deswegen erscheint der 26-Jährige gut gelaunt zum Interview, das in einem kleinen Raum im Borussia-Park stattfindet. Allerdings: Hofmann schwächt derzeit eine Muskelverletzung am Hüftbeuger, sein Einsatz am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) bei RB Leipzig ist fraglich. Mit seiner starken Form würde er fehlen.
Herr Hofmann, sitzt hier der bislang stärkste Jonas Hofmann seiner Karriere?
Jonas Hofmann: Das würden sehr viele gerade so sagen. Aber ich denke, dass da noch Luft nach oben ist, auch wenn ich momentan sehr, sehr gut drauf bin.
Woher kommt Ihre etwas überraschende Leistungsexplosion?
Jonas Hofmann: Das hängt natürlich mit meiner neuen Position zusammen, die Acht liegt mir. Ich habe in der Vorbereitung extrem hart gearbeitet, das bekomme ich nun zurück. Und: Wir spielen mit der Mannschaft gerade erfolgreich, das fällt auf jeden ab. Auch auf mich.
Sogar Joachim Löw beobachtet Sie nun. Träumen Sie von der EM 2020?
Jonas Hofmann: Es ist ein Traum von mir, für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen. Da habe ich schon als kleiner Junge von geträumt. Ich durfte für die U-Mannschaften des DFB auflaufen, das hat meinen Traum noch mal verstärkt. Ich hoffe einfach, wenn ich weiter so auftrete, dass ich dann auch eingeladen werde.
Dabei wurden Sie immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen. Wie sind Sie positiv geblieben?
Jonas Hofmann: Das war sehr mühsam, aber es gehört nun mal leider dazu im Fußball. Auch wenn es schwierig ist, musste ich den Kopf hochnehmen. Es gab immer wieder Momente in der Reha, in denen ich keine Lust mehr hatte. Das hat aber jeder, das ist menschlich. Am Ende zählt es, nach vorne zu schauen und positiv zu bleiben.
Haben Sie sich in diesen Phasen hinterfragt?
Jonas Hofmann: Immer wenn ich mich gerade verletzt hatte, gingen die Gedanken los. Ich habe dann ein bisschen mehr auf mich geachtet, als ich das im Alltag geschafft habe. Es geht aber darum, die Maßnahmen auch umzusetzen, wenn es wieder läuft und eine gewisse Gelassenheit einkehrt. Ich habe mich jetzt in der Vorbereitung viel mit meiner Ernährung und meinem Schlaf befasst, alles optimiert.
Was kann die Borussia nun mit dem so starken Hofmann erreichen?
Jonas Hofmann: Wir können sehr viel erreichen. Wenn wir weiterhin so wenige Verletzte haben, uns deswegen immer wieder im Training auf höchstem Niveau messen können. Im Grunde sind sie ja Titelkandidat. Der Tabelle nach ja. Aber es ist schon so, dass wir realistisch sind und wissen, dass noch viele Spiele zu absolvieren sind. Wir sind froh, wie es bislang läuft. Deswegen grinsen wir alle und freuen uns aufs nächste Spiel.
Wer wird dann Deutscher Meister?
Jonas Hofmann: Der BVB marschiert so vorne weg, dass der Klub momentan der Favorit ist. Aber ich sehe auch die Bayern weiterhin als Titelkandidaten. Doch wenn die anderen Mannschaften weiter so auftreten, Gas geben, dann finde ich keinen Grund, warum diesmal nicht auch ein anderer Verein als Bayern Deutscher Meister werden könnte.
Wie sehr nagt es an Ihnen, sich beim BVB nicht etabliert zu haben?
Jonas Hofmann: Ich habe beim BVB meinen ersten Profivertrag unterschrieben, deswegen ist der Klub natürlich etwas Besonderes für mich. Aber so sind die Lebenswege, manchmal passt es nicht. Ich glaube an das Schicksal, deswegen bin ich auch nicht nachtragend. Ich bin jetzt glücklich, dass ich mich in Mönchengladbach etabliert habe.
Ihr Vertrag läuft noch bis 2020. Wollen Sie auch verlängern?
Jonas Hofmann: Ich fühle mich hier wohl und kann mir eine Vertragsverlängerung sehr gut vorstellen. Jetzt müssen wir schauen, wann wir die Verhandlungen aufnehmen. Aber wenn ich meine Leistung weiter bestätige, dann wird das schon hinhauen.
Na ja, wenn Sie weiter so spielen, könnte es auch sein, dass Gladbach froh sein kann, wenn sie bleiben.
Jonas Hofmann: Beide Seiten müssen wollen. Aber, es stimmt, wenn ich gute Leistungen bringe, sucht ein Verein in der Regel deutlich schneller das Gespräch, als wenn es schlecht läuft. Also schauen wir mal.
Deutschland diskutiert derzeit auch über Kommerz im Fußball. Provokant gefragt: Verdienen Sie zu viel?
Jonas Hofmann: Da gehen die Meinung natürlich weit auseinander. Fußballprofi zu sein, ist ein Privileg, aber wir stehen auch sehr im Fokus der Öffentlichkeit. Deshalb finde ich die Gehaltsgrößen grundsätzlich okay.
Wann haben Sie gemerkt, dass Sie in diesem Millionengeschäft mitmischen könnten?
Jonas Hofmann: Zum ersten Mal habe ich gemerkt, dass es klappen könnte, als ich beim BVB die ersten Trainingseinheiten bei den Profis mitgemacht habe und gute Rückmeldungen bekommen habe. Da habe ich mir gesagt, jetzt muss ich dranbleiben.
Können Sie jetzt auch genießen?
Jonas Hofmann: Ja, denn man sollte auch mal sagen: ,Geil, ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.‘ Es ist wichtig, auch mal wahrzunehmen, welchen Weg man bislang hinter sich gebracht hat, um da zu sein, wo man gerade ist und sich ein Stück weit dafür zu belohnen.
Was muss passieren, damit die Borussia am Ende der Spielzeit eine dicke Party feiert?
Jonas Hofmann: Dann müssen wir weiter so spielen wie bisher. Wir müssen nach der Saison sagen, dass wir alles aus uns rausgeholt haben. Und dann feiern wir auch.