Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach hat den FC Bayern nicht irgendwie besiegt, sondern verdient. Es war ein großer Abend – auch für Trainer Dieter Hecking.
Auch wenn seine Mannschaft gerade mit 3:0 beim FC Bayern gewonnen hatte. Auch wenn sie dadurch gerade auf dem zweiten Tabellenplatz steht. Dieter Hecking gab sich bescheiden. „Natürlich war da auch Glück dabei, das braucht man hier“, meinte der Trainer von Borussia Mönchengladbach. Und sagte dann, immerhin: „Das war für ein toller Abend.“
Natürlich war es das. Die Fohlen haben sich beim Rekordmeister nicht irgendwie zum Sieg gemauert, sie haben verdient gewonnen. Sie waren effektiver, zielstrebiger, taktisch reifer. Deswegen ist dieser denkwürdige Abend auch ein großer Erfolg für den Trainer. Hecking hatte hoch gepokert. Und: gewonnen.
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Schließlich hatte er vor der Partie überraschend Lars Stindl in die Startelf beordert, auch noch im Sturmzentrum. Dafür rückte Alassane Pléa auf die linke Seite, obwohl er zuvor im Zentrum bereits vier Saisontreffer erzielte hatte. Und dann? Dann traf erst Pléa, dann Stindl, sehr viel später noch der eingewechselte Patrick Herrmann. „Wir haben das wahnsinnig gut gemacht. Wir haben sehr, sehr gut verdichtet. Wir das Tempo aus dem Spiel genommen, das war wichtig“, sagte Hecking.
Heckings Vertrag bei Borussia Mönchengladbach läuft aus
Die Partie lieferte Sportdirektor Max Eberl viele Argumente, den Vertrag mit seinem Trainer zu verlängern. Dieser läuft am Ende der Saison aus. Gespräche über eine Verlängerung wurden im Sommer überraschend vertragt. Eberl wollte sich erstmal anschauen, ob es Hecking schafft, die Fohlen weiterzuentwickeln. Bislang klappt dies erstaunlich gut - und doch will Hecking diese Diskussion nicht anheizen. "Für mich ist ein auslaufender Vertrag kein Risiko und hemmt mich nicht in meiner Arbeit. Es wird irgendwann der Zeitpunkt kommen, wo man sich zusammensetzt. Das ist meine Borussia, ich habe hier selbst gespielt, und will viel zurückgeben. Wenn die Entscheidung gegen mich ausfällt, ist das in Ordnung. Dann geht das Leben für mich auch weiter", sagte Hecking am Sonntagmorgen in der Sky-Talkshow "Wontorra".
Mit dem neuen 4-3-3-System entfacht die Borussia eine offensive Wucht, gegen die nur wenige Gegner etwas aussetzen können - auch der FC Bayern. Gleichzeitig schafft es Hecking aber auch, seine Spieler für das Verteidigen zu begeistern. Gegen Bayern marschierten auch Pléa und Thorgan Hazard immer wieder mit nach hinten, waren sich für keinen Weg zu schade. „Die Verteidigung war für mich der Schlüssel zum Erfolg“, sagte auch Jonas Hofmann.
Lob gab es auch vom Gegner. „Gladbach hat das sehr gut gemacht. Es war für uns nicht einfach, durch das Mittelfeld zu kommen. Deswegen müssen wir mit der Niederlage leben, die sehr wehtut“, erklärte Bayern-Trainer Niko Kovac.
Unter der Woche hatte Hecking seinen Stindl-Plan ausgetüftelt, aber in der Öffentlichkeit noch geheimgehalten. Da deutete er nur an, dass Stindl in München vielleicht schon helfen könne auf dem Platz, obwohl er mit seinem Kapitän schon längst gesprochen hatte. „Am Samstag habe ich dann endgültig erfahren, dass ich spiele“, meinte Stindl.
„Eigentlich ist das eingetreten, was ich schon die ganze Zeit im Kopf hatte“, berichtete Hecking. Und begründete: „Ich wollte mit dem Lars noch einen zweiten ballsicheren Spieler haben.“
Das klappte. Wie so vieles. Eben: ein großer Abend für Dieter Hecking.