Mönchengladbach. Die Borussia ist in der kommenden Saison nur auf nationaler Ebene am Ball. Doch ein Umbruch in der Mannschaft ist bisher ausgeblieben.
Die Unentschlossenheit von Borussia Mönchengladbach wird an zwei Personen deutlich. Da wäre Christoph Kramer, 27 Jahre alt, etablierter Sechser. Nach dem Training schlendert er lässig in Richtung Kabine. Ein paar Autogramme für die Fans, ein lockerer Spruch, dann verschwindet er.
Und da wäre Florian Neuhaus, 21 Jahre alt, Herausforderer im Mittelfeld. Nach dem Training trottet er deutlich später vom Platz, schließlich muss er als Jung-Profi noch die Bälle zusammensuchen. „Ob ich spiele, muss man abwarten“, meint er auf Nachfrage.
Borussia Mönchengladbach startet gegen Bayer Leverkusen
Beide, der Herausforderer und auch der Etablierte, können sich nicht sicher sein, ob sie beim Bundesliga-Start gegen Bayer Leverkusen am Samstag, 25. August, in der Startelf stehen werden. Denn noch scheint der gesamte Verein nicht so genau zu wissen, wie viele Änderungen es braucht, um den Anhängern wieder mitreißenderen, möglichst auch erfolgreicheren Fußball bieten zu können.
Der Bundesliga-Check
Deutschland ist ein Land mit 82 Millionen Bundestrainern. Einige von ihnen sitzen in der Sportredaktion Ihrer Zeitung und tippen den Ausgang der neuen Bundesligasaison. Wer Meister wird, wer absteigt, wissen wir natürlich nicht. Aber bis zum ersten Spiel am 24. August zwischen den Bayern und Hoffenheim beleuchten wir täglich einen Klub und vervollständigen die Tabelle. Ob wir Experten sind? Das wissen wir erst am 18. Mai 2019.
Eigentlich weiß der Klub noch nicht mal so genau, wie er die vergangene Spielzeit bewerten soll. „Wir wussten, es kann ein einstelliger Tabellenplatz werden, es kann aber auch mehr werden. Dann war es ein einstelliger Tabellenplatz, das war okay“, erklärt Vizepräsident Rainer Bonhof im Gespräch mit dieser Zeitung. Und er ergänzt: „Wir dürfen uns jetzt nicht den Kopf zerbrechen, vielleicht können wir es in der kommenden Saison besser machen.“ Irgendwie war also alles in Ordnung. Irgendwie könnte es aber auch besser werden.
Angst in Mönchengladbach vor dem großen Umbruch
Das Gladbacher Umfeld murrte zuletzt. Vielen Fans waren die Auftritte zu inkonstant, es gab Pfiffe, weil die Mannschaft manchmal unmotiviert wirkte. Außerdem hätten sich die Fohlen natürlich gerne für das internationale Geschäft qualifiziert, doch jetzt bleibt das Flutlicht im Borussia-Park unter der Woche in der zweiten Saison nacheinander aus.
Doch was tun?
Personell schreckt Manager Max Eberl bislang jedenfalls vor dem großen Umbruch zurück. Der Kader ähnelt zu großen Teilen dem des letzten Jahres. Der einzige namhafte Abgang war bislang der von Abwehrspieler Yannik Vestergaard, der für 24,5 Millionen Euro zum englischen Erstligisten FC Southampton wechselte. Torhüter Yann Sommer und Thorgan Hazard werden wohl bleiben. Gemeinsam mit bewährten Spielern wie Lars Stindl, Raffael, Matthias Ginter und eben Christoph Kramer bleiben sie die Säulen der Mannschaft.
Es sei denn, die Neuzugänge verdrängen einige der Etablierten. Das könnte zum Beispiel Florian Neuhaus gelingen, der in der letzten Saison an Fortuna Düsseldorf ausgeliehen war und dort zum Aufstiegshelden wurde. Das könnte auch dem Gladbacher Rekord-Einkauf Alassane Pléa gelingen – der Stürmer wurde für 25 Millionen Euro vom OGC Nizza verpflichtet.
Heckings Vertrag wurde noch nicht verlängert
Die Aufstellung darf weiterhin Trainer Dieter Hecking bestimmen. Allerdings wurden Gespräche über eine Verlängerung seines 2019 auslaufenden Vertrages überraschend verschoben. Da Eberl auch hier noch nicht so richtig zu wissen scheint, ob Hecking nun ein Mann für Zukunft ist.
In einem Punkt aber herrscht Klarheit: Der Trainer soll zumindest viele Dinge auf dem Platz ändern. Etwa die Taktik, weil die Mannschaft flexibler werden müsse. „Das wird das zentrale Thema der Saison werden“, betont Hecking. Bislang beherrschten seine Profis vor allem das 4-4-2, jetzt soll das 4-3-3 als zusätzliche Option hinzukommen. Auch eine Dreierkette wird derzeit im Training getestet. Grundsätzlich sollen die Spieler aber auch wieder mehr Willen, mehr Leidenschaft und mehr Engagement zeigen. Die „selbstgefällige Art“ werde er nicht mehr akzeptieren, stellte Hecking in einer Kabinenansprache klar.
Und nun? Auf ein Saisonziel wollen sie sich in Mönchengladbach nicht festlegen. Aber: Diese Spielzeit soll möglichst besser werden als die letzte. Ob das gelingt? Abwarten. „Jetzt müssen wir erst mal in die Pötte kommen“, sagt Rainer Bonhof.
Unser Tipp: Platz 6