Rottach-Egern. Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl verteidigt die 17-Millionen-Euro-Investition in Matthias Ginter. Nicht nur darum geht es im Interview.
- Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl verteidigt die 17-Millionen-Euro-Investition in Matthias Ginter
- Nicht nur darum geht es im Interview
- Der 43-Jährige spricht auch über die großen Talente im Kader
Der Tegernsee ist für Max Eberl „wie nach Hause kommen“. Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor war mit dem Bundesliga-Team zum sechsten Mal in Serie im Trainingslager in Rottach-Egern. Nun wird wieder am Niederrhein gearbeitet, um sich auf eine bessere Saison als die vergangene vorzubereiten. Der 43-Jährige nimmt dazu vor allem die Neuzugänge unter die Lupe.
Herr Eberl, es fällt auf, dass Borussia bisher fast nur junge Spieler verpflichtet hat. . .
Max Eberl: Weil wir mit vielen Älteren verlängert und so einen guten Stamm an erfahrenen Spielern schon haben.
Wie machen sich Ihre Talente bisher, Denis Zakaria etwa im defensiven Mittelfeld?
Eberl: Er ist hart, dynamisch, besitzt großes Potenzial, sollte aber nicht mit Mo Dahoud (zu Borussia Dortmund, d. Red.) verglichen werden.
Mickael Cuisance, gleiche Position wie Zakaria?
Eberl: Er besitzt mit 17 eine unglaublich große strategische Qualität, ist mutig und furchtlos. Micka wird seine Bundesligaspiele machen.
Julio Villalba im Angriff?
Eberl: Er macht aus Paraguay den größten Schritt unserer neuen Spieler, ist ein Schleicher, vielleicht noch etwas zierlich, hat aber Sprungkraft. Julio zieht sich nicht zurück, auch nicht außerhalb des Platzes.
Auch interessant
Reece Oxford?
Eberl: Er ist robust, zweikampfstark. Ich hätte ihn gern für zwei Jahre hier. West Ham United wollte nur ein Jahr ausleihen.
Waren 17 Millionen Euro Ablöse plus Bonuszahlungen an Dortmund für Innenverteidiger Matthias Ginter gerechtfertigt?
Eberl: Matthias ist 23 Jahre, Nationalspieler, war bei Olympia, bei der WM 2014, hat den Confed-Cup gewonnen, soll bei uns einer der Führungsspieler werden. Sein Preis am Markt ist gerechtfertigt. Bundestrainer Joachim Löw hat ihm zum Schritt Gladbach geraten. Das ist für uns als Klub eine Aufwertung.
Sie sind ein großer Kritiker der irrwitzigen Ablösesummen. Fürchten Sie, dass das Profifußballsystem irgendwann implodiert?
Eberl: Bei den deutschen Klubs stimmen meist Ein- und Ausgaben. Sorgen machen andere Länder – wenn dort der Milliardär oder das Fernsehen plötzlich nicht mehr zahlen wollen. Ich bin froh, dass wir in Deutschland eine große Fußballkultur haben.
Manch Fußballfan sieht das anders, wenn die Bundesliga nun auch noch fünf Montagsspiele einführt – für das Fernsehen.
Eberl: Ich finde das akzeptabel. Donnerstags Europa League in Krasnodar und samstags Bundesliga in Freiburg, das ist viel problematischer für Spieler und Trainer. Sie haben bei unseren Neuen übrigens Vincenzo Grifo vergessen.
Stimmt!
Auch interessant
Eberl: Durch ihn gewinnen wir offensiv an Qualität. Auch bei Standardsituationen. Gut zwei Dritteln der Bundesligatreffer geht ein Standard voraus.
Trainer Dieter Hecking hat als Saisonziel Platz acht oder besser ausgerufen, Mittelfeldspieler Ibrahima Traoré sagt sogar Platz sechs oder besser. Und Sie?
Eberl: Ich lese es gern, wenn sich Spieler ambitionierte Ziele setzen. Das zeigt Hunger auf Erfolg. Wollen Sie gute Beispiele hören?
Nur zu!
Eberl: Marco Reus wollte bei uns einst erst Stammspieler werden, dann oben dabei sein. Dante wollte international spielen und so ins Nationalteam Brasiliens. Granit Xhaka wollte sich über uns für ganz große Vereine empfehlen.
Bleibt Ihr Ziel schlichte Einstelligkeit?
Eberl: Ja, aber das muss ja nicht Platz neun heißen. Wir wollen um Europa herumspielen, zehn oder elf andere Mannschaften aber auch.