Mönchengladbach. . Borussia Mönchengladbachs Fabian Johnson wurde vom Fernsehsender ESPN als aktuell bester US-Fußballer gewürdigt. Sonntag im Fußball-Bundesliga-Heimspiel gegen Hoffenheim will der Nationalspieler wieder glänzen. Ein Interview.

US-Sportfernsehsender ESPN hat neulich eine Rangliste der fußballspielenden Amerikaner aufgestellt. Nummer eins des Rankings ist Fabian Johnson. Der antrittsstarke, energiegeladene Allrounder von Bundesligist Borussia Mönchengladbach lächelt darüber nur verschmitzt. Der mit sechs Treffern drittbeste Gladbacher Torschütze hinter Raffael (13) und Lars Stindl (7) nimmt ohne große Worte zur Kenntnis, dass er Jürgen Klinsmanns Bester sein soll. Ob USA oder Gladbach: Der stille Leistungsträger Johnson (28) will auf dem Rasen einfach nur seinen Job machen. Auch am Sonntag ab 15.30 Uhr gegen seinen Ex-Klub TSG Hoffenheim. Am liebsten besser als zuletzt in Ingolstadt (0:1) und in Hannover (0:2).

Herr Johnson, haben die Kollegen von ESPN wirklich Ahnung, wenn die Sie an die Spitze der aktiven US-Fußballer setzen?

Fabian Johnson: Weiß ich nicht. Schön ist es aber schon, wenn meine Leistung aus den Bundesligaspielen auch in den Staaten registriert wird. Ich laufe sehr gern für die USA auf, will unbedingt bei der WM 2018 in Russland dabei sein.

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Die 0:2-Blamage gegen Guatemala in der WM-Qualifikation, wo Sie verletzungsbedingt gefehlt haben, hat es kürzlich bis in die deutschen Blätter geschafft.

Johnson: Wir haben zwei schnelle Gegentore kassiert und dann unzählige Möglichkeiten vergeben. Das Rückspiel ein paar Tage später haben wir immerhin 4:0 gewonnen und sind nun wieder in der Spur, was eine erfolgreiche WM-Qualifikation anbetrifft.

Trotzdem ist der Weg bis Russland offenbar noch weit.

Johnson: In der Tat. Und grundsätzlich sollte niemand den Fehler machen, vorschnell aus der Ferne zu urteilen. Auch Trinidad und Tobago, die bei uns mit in der Gruppe sind, stellt mit vielen englischen Profis eine sehr gute, körperbetont auftretende Mannschaft. Kein Spiel geht da im Schongang über die Bühne.

Mit der deutschen U-21-Elf sind Sie 2009 Europameister geworden. Warum haben Sie sich später für die USA entschieden?

Johnson: Mein Vater war US-Soldat bei den Marines in Deutschland. Ich bin zwar in München geboren worden, habe aber zwei Pässe. Als mich Jürgen Klinsmann zu einer Probewoche eingeladen und sich sehr um mich bemüht hat, war ich überzeugt.

Wie eng ist Ihr Draht zu Klinsmann?

Johnson: Er ist ein total positiver Typ, meldet sich oft und gibt mir positives Feedback. Zuletzt nach unserem 5:0-Heimsieg gegen Hertha BSC.

Über Wolfsburg und Sinsheim sind Sie im Spätsommer 2014 in Mönchengladbach gelandet. War es die bisher beste sportliche Entscheidung?

Johnson: Es war eine gute, obwohl ich in Gladbach im ersten Halbjahr nicht gespielt habe. Ich kam ja auch ohne große Sommer-Vorbereitung von der WM in Brasilien ...

... wo Sie immerhin einen gewissen Cristiano Ronaldo gebremst haben.

Johnson: Nicht allein natürlich. Aber das 2:2 gegen Portugal hat uns letztlich den Einzug ins Achtelfinale beschert.

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Ihre WM-Auftritte ließen sich in Gladbach aber erst mit Verspätung einbringen.

Johnson: Stimmt. Ich hatte zuvor bei Hoffenheim zwei Jahre lang rechter Verteidiger gespielt. Lucien Favre brauchte in Gladbach allerdings einen linken Mittelfeldspieler, darauf musste ich mich erst einmal einstellen. Das allerdings dann gut funktioniert.

Mittlerweile sind Sie bei Trainer André Schubert gesetzt, haben bereits 41 Pflichtspiele absolviert. Vier Bundesliga-Partien und die Copa America im Juni kommen wohl noch dazu.

Johnson: Und ich habe nichts dagegen. Spiele sind besser als Training, da bin ich ein wenig altmodisch.

Apropos: Verfolgen Sie immer noch intensiv Ihren Heimatverein 1860 München?

Johnson: Natürlich, ich war 13 Jahre da, meine Eltern wohnen noch in der Stadt, alte Freunde von mir gehen auch regelmäßig zu den Spielen. Ist doch klar, dass die Löwen aus meiner Sicht in der Zweiten Liga bleiben sollen.

Neben der WM-Teilnahme ist Ihr Ziel die Champions League. Gladbach bewegt sich allerdings gerade davon weg.

Johnson: Auch wenn wir es zuletzt nicht so gut auf den Platz gebracht haben, bleiben wir eine spielstarke Mannschaft mit Potenzial, die Champions League ist immer noch machbar. Vier Spieltage haben wir noch Zeit, es zu schaffen.

Denken Sie auch über einen Wechsel nach England nach, sollte es nicht klappen?

Johnson: Dafür gibt es keinen Grund. Ich habe bei Borussia einen Vertrag bis 2018 und fühle mich hier auch wohl.

Was wäre aus Fabian Johnson geworden, hätte es mit der Karriere als Profifußballer nicht geklappt?

Johnson: Darüber habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht. Ich hatte immer den Fokus auf Fußball, meine Familie hat mich dabei stets unterstützt.

Ihr Vater hat ja in München auch Basketball gespielt. Hat er Ihnen die Treffsicherheit auf den Korb vererbt?

Johnson: Ein wenig schon. Ich spiele auch selber gern Basketball, doch zu einem Beruf mit gutem Einkommen hätte das wohl nicht ausgereicht. Dafür bin ich mit 1,80 Meter Körpergröße sicher zu klein.