Leverkusen. . Eigentlich steht in Roel Brouwers Jobbeschreibung, dass er Tore verhindern soll. Gegen Bayer Leverkusen aber netzt der Innvenverteidiger von Borussia Mönchengladbach auch gerne selbst ein.
Eigentlich ist Patrick Herrmann der Spezialist für Spiele gegen Bayer Leverkusen. Fünf seiner 25 Bundesligatreffer erzielte der Angreifer von Borussia Mönchengladbach gegen die Werkself. Leverkusen liegt ihm. Doch am Sonntagnachmittag lief ihm ein anderer Gladbacher den Rang ab. Der wahre Bayer-Schreck ist, man höre und staune, Roel Brouwers. Als Innenverteidiger ist der Holländer eigentlich für das Verhindern von Toren zuständig, gegen Leverkusen aber netzt er gerne selbst ein – so wie am 15. Spieltag in der Fußball-Bundesliga.
Roel, der Retter. Seine Mannschaft hatte große Probleme gegen aggressiv spielende Leverkusener, die zuletzt ein wenig den Faden ihres eindrucksvollen Pressing-Fußballs verloren hatten. Im rheinischen Duell gegen Mönchengladbach aber dominierte das Team von Trainer Roger Schmidt die erste Halbzeit; Gladbach kam kaum zur Entfaltung – auch Herrmann nicht. In der siebten Minute ließ der Borusse eine Großchance liegen, die einzige über weite Strecken des ersten Abschnitts für sein Team. Dann kam Brouwers. Nach einer Ecke von Thorgan Hazard stand der Abwehrspieler genau richtig und drosch den Ball aus fünf Metern zum 1:1-Ausgleich in die Maschen. Wieder ein Tor gegen Leverkusen.
Roel Brouwers hatte Gladbachs Führung auf dem Fuß
„Reiner Zufall“, lacht der Abwehrspieler nach der Partie, so etwas könne man nicht erklären. Auch nicht, dass er drei seiner vier Treffer sogar auf derselben Seite in der BayArena geschossen habe. Dass ihm die andere Seite nicht so liegt, verdeutlichte der Holländer zehn Minuten nach der Pause. „Ich komme nur mit der Spitze an den Ball und treffe ihn nicht richtig“, erklärt Brouwers. Den Ball beförderte er aus kurzer Distanz in den Leverkusener Abendhimmel. Brouwers lag seiner länge nach auf dem Rasen, hatte die Augen zu und konnte es selbst nicht fassen. Es sehe zwar einfacher aus, als es war, „aber trotztdem muss ich den machen. Schade.“ Borussias Torjäger Max Kruse lachte nach dem Spiel: „Das macht er im Training schon immer ganz gut, den Ball über das Tor zu hauen. Da hat er jetzt im Spiel nahtlos angeknüpft.“
Auch interessant
Beim Routinier überwiegt die Freude über sein Tor; noch größer ist die Freude darüber, dass er wieder spielen darf. Zu Saisonbeginn saß Brouwers regelmäßig auf der Tribüne. An dem Innenverteidiger-Duo Martin Stranzl und Tony Jantschke gab's kein Vorbeikommen. Erst als Stranzl verletzt passen musste – und auch am Sonntag wegen eines grippalen Infekts fehlte – durfte der Niederländer wieder ran. Im Endspurt vor der Winterpause baut die Borussia auf Brouwers. „Es war zu Saisonbeginn nicht leicht für mich“, blickt der 33-Jährige zurück, umso schöner sei es jetzt für ihn, gebraucht zu werden. „Er hat lange auf seine Chance warten müssen“, erklärt Sportdirektor Max Eberl und lobte den Geduldigen: „Dass wir ihn irgendwann brauchen werden, haben wir immer wieder betont. Roel hat das in den vergangenen Wochen sehr gut gemacht.“
Auch interessant
Kehrt Stranzl zurück, muss Brouwers wieder ins zweite Glied
Am kommenden Mittwoch empfängt Gladbach Werder Bremen im Borussia-Park (20 Uhr/live in unserem Ticker). Natürlich hofft Brouwers, auch die verbleibenden Spiele bis zur Winterpause machen zu dürfen. „Eigentlich gibt es keinen Grund zu wechseln“, grinst der Publikumsliebling. Aber das entscheidet der Trainer. Favre hat die Qual der Wahl – die Wahrscheinlichkeit, dass Kapitän Stranzl aber sehr bald wieder ins Team zurückkehrt, ist groß. So lange genießt Brouwers die langgezogenen „Roooeel“-Rufe wenn er auf dem Platz steht. Das sei „schon ein geiles Gefühl.“
Der vermeintliche Bayer-Schreck Patrick Herrmann jedenfalls war erstaunt über die Statistik des Holländers. Vier seiner 13 Bundesligatreffer erzielte Brouwers gegen Leverkusen. „Echt, jetzt?“, fragte Herrmann und lacht: „Wenn ich nicht treffe, springt eben Roel ein.“