Essen. Der DFB wird sich mit den Niederlanden und Belgien um die Ausrichtung der Frauen-WM 2027 bemühen. Gut so! Einfach wird es nicht. Ein Kommentar.

Der Moment der Bekanntgabe war nicht zufällig gewählt, aber er hätte auch passender gar nicht kommuniziert werden können: Ende dieses Monats wird es 50 Jahre her sein, dass der Frauenfußball offiziell in die Satzung des Deutschen Fußball-Bunds aufgenommen wurde. Oder besser gesagt: dass der Verband einlenkte und sein 1955 erlassenes Verbot des Frauenfußballs aufhob. Es ist ein Jubiläum, und da ist die Absichtserklärung der Austragung der Frauen-WM 2027 ein Geschenk mit Signalwirkung.

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Eine mögliche WM im eigenen Land ist ein Mutmacher. Ein Ziel, auf das der Nachwuchs besonders akribisch hinarbeiten wird. Es ist ein Weckruf zur richtigen Zeit, denn auch wenn die deutschen Fußballfrauen in WM- und EM-Zeiten erhöhte Aufmerksamkeit genießen, ist es in der Zwischenzeit doch manchmal zu ruhig. Zwar hat die Zahl der weiblichen Mitglieder im DFB im vergangenen Jahr von 813.104 auf 821.920 leicht zugenommen, die Frauen-Mannschaften aber gingen innerhalb eines Jahres von 5952 auf 5385 zurück, die der Mädchen-Teams bis 16 Jahre von 4842 auf 4525. Die Bundesliga verzeichnet im Schnitt gerade mal knapp 800 Zuschauer. Die Ausrichtung der WM 2011 hatte dem Frauenfußball in Deutschland zwar einen Boom beschert, der aber auch schnell wieder verebbte. Ganz klar: Da geht mehr!

Blick auf Südamerika und Afrika

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Die WM 2027 wäre ein mit zwei weiteren Nationen ausgerichtetes Turnier, Partner wären die Niederlande und Belgien. Damit demonstriert der Fußball einmal mehr eine verbindende Kraft über Ländergrenzen hinaus, die gemeinsame Ausrichtung eines Großturniers ist auch immer ein politisches Zeichen. Die Niederländer sind frauenfußballbegeistert, das Team um Starspielerin Lieke Martens wurden 2017 Europameister im eigenen Land, 2019 hatten die Fans für orangegefärbte Innenstädte in Frankreichs WM-Spielorten gesorgt. Belgien ist ebenfalls hochmotiviert, den Frauenfußball zu pushen. Ganz klar: Diese Mischung stimmt, für engagierte Ausrichter wäre gesorgt.

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Ein Selbstläufer wird diese Bewerbung allerdings nicht. Wie DFB-Präsident Fritz Keller, ein bekennender Freund des Frauenfußballs, hat auch der machtbewusste Weltverbandschef Gianni Infantino den Wert des Frauenfußballs längst erkannt und würde sich mit einer WM-Ausrichtung außerhalb Europas, beispielsweise in Südamerika oder Afrika, dort sicher viele Freunde machen. Das Rennen ist offen. Immerhin, auch falls es nicht klappen sollte: Für Deutschland bleibt diese Bewerbung ein starkes Signal.