Essen. Ab Freitag rollt der Ball in der Bundesliga. Corona hat für Veränderungen gesorgt, auch sportlich hat sich viel getan - auch bei der SGS Essen.

Es ist das Jubiläumsjahr: Vor 50 Jahren wurde der Frauenfußball offiziell in die Satzung des Deutschen Fußball-Bundes aufgenommen, am Freitag rollt auch wieder der Ball in der Bundesliga. Die Corona-Pandemie hat für Veränderungen gesorgt, doch auch sportlich hat sich einiges getan. Drei Geschichten zur neuen Saison.

1. Der traurige Meister

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Der Start der Bundesliga hätte noch ein wenig spektakulärer werden können. Am Freitag um 19.15 Uhr (Eurosport) hätte es nicht nur eine Neuauflage des packenden Pokalfinals vom 4. Juli gegeben. Die SGS Essen hätte beim Titelverteidiger gespielt, beim Pokalsieger – und Champions-League-Triumphator. Aus Letzterem wurde jedoch nichts, der VfL Wolfsburg verlor das Finale am Sonntagabend gegen Olympique Lyon mit 1:3. Wolfsburg verlor in der Partie auch Nationalspielerin Sara Doorsoun, die wegen einer Knieverletzung wochenlang lang fehlen wird. Und in Pernille Harder auch noch die beste Torjägerin. Die 27-jährige Dänin wechselt nach England zum FC Chelsea. „Wir hatten keinerlei Chance, sie hier zu halten“, sagte Wolfsburgs Sportlicher Leiter Ralf Kellermann.

Es fließt eine für die Frauen-Bundesliga historische Ablösesumme von angeblich 350.000 Euro – trösten konnte dies Trainer Stephan Lerch aber nur bedingt. Denn das Festhalten an der Herrschaft über den deutschen Frauenfußball wird dadurch erschwert. Harder, zuletzt Deutschlands Fußballerin des Jahres, hinterlässt mit ihrem plötzlichen Abgang keine Lücke, sondern ein klaffendes Loch im Angriff der Wolfsburgerinnen. Zwar ist das Transferfenster noch bis Anfang Oktober offen, doch einen gleichwertigen Ersatz für die 27-Tore-Frau der vergangenen Saison zu finden, dürfte so gut wie unmöglich sein. Zumal der FC Bayern nun seine Chance wittert und zuletzt Präsident Herbert Hainer noch einmal den Wunsch bekräftigt hatte, „in Deutschland die Nummer eins“ zu werden.

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Gegner im Wolfsburger AOK-Stadion ist die SGS Essen. Ein Team, das nach erfolgreichen Jahren personell kräftig durchgerüttelt wurde, die vier deutschen Nationalspielrinnen verließen den Klub, darunter auch Nachwuchs-Star Lena Oberdorf, die nun erstmals im Wolfsburger Trikot gegen ihren Ex-Verein aufläuft. Zwölf Ab- und zwölf Zugänge – SGS-Trainer Markus Högner hatte viel Arbeit in den vergangenen Wochen, immerhin ging sein Team in dieser Zeit in vier von sechs Testspielen als Sieger vom Platz. Das lässt den 53-Jährigen optimistischer auf die Saison blicken: „Die Mannschaft befindet sich in einem sehr guten Zustand. Trotzdem ist es noch ein weiter Weg, gerade bei so vielen neuen Spielerinnen. Nach den ersten Spieltagen werden wir wissen, wo die Reise für uns hingeht.“

2. Der Neuanfang einer alten Größe

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Die vergangene Saison endete mit einer kleinen Trauerfeier, in der kommenden wird die Auferstehung gefeiert: Der 1. FFC Frankfurt wurde vergangene Woche, 22 Jahre nach seiner Gründung, auf einer Mitgliederversammlung aufgelöst. Und mit ihm der Heimatverein deutscher Legenden wie Birgit Prinz und Nia Künzer. Trotz vier Champions-League- und sieben nationaler Meistertitel war für den langjährigen Manager Siegfried Dietrich die Aufgabe der Eigenständigkeit alternativlos, um im Konzert der neuen Größen wie Wolfsburg und Bayern nicht vollkommen zu verstummen. Nun läuft das Team um Nationaltorhüterin Merle Frohms als Eintracht Frankfurt auf. Es ist ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Veränderung in der Frauen-Bundesliga, in der die eigenständigen Vereine im Zuge zunehmender Professionalisierung von der Bildfläche verschwinden und die Kooperation mit den Bundesligisten aus dem Männerbereich die Zukunft zu sein scheint. Am Sonntag starten die Frankfurterinnen als Eintracht gegen Werder Bremen in die Saison – damit ist der Neubeginn endgültig vollzogen.

3. Ein Virus und seine Folgen

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Im März wurde auch die Frauen-Bundesliga nicht von den Auswirkungen des Coronavirus verschont, die Saison wurde unterbrochen und ab Ende Mai ohne Zuschauer zu Ende gespielt. Finanzielle Schieflagen soll es bei keinem Klub gegeben haben, und so wird bei den zwölf Bundesligisten erfreut zur Kenntnis genommen, dass immerhin einige Abschnitte auf den Stadionrängen wieder besetzt werden dürfen. Wieviele? Das entscheiden die Behörden jeweils vor Ort. Beim Spiel zwischen Wolfsburg und Essen am Freitag werden 500 Zuschauer ins Stadion gelassen, die SGS plant künftig bei ihren Heimspielen mit bis zu 300 Fans. Grundlage sind die vom DFB am Montag verkündeten Ergänzungen in den Durchführungsbestimmungen zur Spielordnung. „Die Vereine suchen an jedem Standort nach individuellen Lösungen“, sagt der der zuständige DFB-Abteilungsleiter Manuel Hartmann: „Wenn wir positive Erfahrungen machen und die Pandemie-Entwicklung es zulässt, kann es auch stückweise Ausweitungen geben.“