Essen. Wer den Frauenfußball unvoreingenommen sieht und den leidigen Vergleich mit den Männern beiseite lässt, wird angenehm überrascht. Das Spiel hat große Fortschritte gemacht. Ein Kommentar.

Alle vier Jahre ist Weltmeisterschaft, und alle vier Jahre muss sich der Frauenfußball dann die üblichen, oft verächtlichen und fast immer von Männern gestellten Fragen gefallen lassen: Wie hoch ist die Qualität? Kann man sich das überhaupt ansehen?

Man kann. Abgesehen von der aberwitzigen Entscheidung der Fifa, die Frauen-WM in Kanada auf Kunstrasen spielen zu lassen, bietet das Turnier besten Anschauungsunterricht dafür, wie groß die Fortschritte im Frauenfußball sind.

Dabei sollten sich Spielerinnen und Offizielle in Deutschland den Gefallen tun, und nicht immer nur in Zahlen denken. Auch nach dieser WM werden im Alltag in der Bundesliga die Zuschauerzahlen nicht in die Höhe jagen und die Sponsoren nicht Schlange stehen. Aber qualitativ macht der Fußball Fortschritte.

Frauen-WM schlägt U21-EM

Das ist wegen des Zeitunterschieds leider nur am späten Abend oder in der Nacht zu sehen. Trotzdem zog das deutsche Gruppenspiel gegen Thailand mehr Zuschauer als der Auftakt der Männer-U21 bei der EM in Prag – obwohl die U21 die besseren Sendezeiten hat. Wer beide Spiele gesehen hat und fair genug ist, den athletischen Vergleich zwischen Männern und Frauen außen vor zu lassen, hat festgestellt: Angriffsfußball und eine volle Arena mit bester Stimmung in Kanada – unansehnliches Geschiebe in einem fast leeren Stadion in Prag.

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Dass die deutschen Frauen nun schon im Achtelfinale auf den Brocken Schweden treffen, ist Pech. Sollten sie ausscheiden – was gegen Schweden durchaus mal passieren kann – werden sie zu allem Überfluss neben der leidigen Debatte um den Stellenwert ihrer Sportart auch noch die um sportliche Rückschläge führen müssen. Fair wäre das nicht. Der Frauenfußball hat qualitativ zugelegt – nur eben nicht allein in Deutschland.