Ottawa. . Deutschlands Fußballerinnen hatten die leichteste Vorrundengruppe. Nun wartet das schwerste Spiel im Achtelfinale - der Klassiker gegen Schweden.
Das Vorrundenspiel zwischen Spanien und Südkorea war bei der Frauenfußball-WM gerade beendet. Noch bevor die Besucher den Heimweg antraten, verwies der Stadionsprecher mit seiner tiefen Stimme auf „next game on Saturday“ – das nächste Spiel am Samstag. Denn das wird es in Ottawa in sich haben. Der Achtelfinal-Klassiker Deutschland gegen Schweden (22 Uhr MESZ/live ARD) garantiert großes Kino. Es ist das wohl interessanteste aller K.o.-Duelle unter den 16 verbliebenen Teams der Frauen-WM in Kanada.
„Schweden hat große Qualität in der Mannschaft. Spiele gegen sie waren immer umkämpft und eng“, teilte Bundestrainerin Silvia Neid in einer ersten Reaktion mit. „Ab jetzt heißt es, auf den Punkt alles abzurufen, Leidenschaft zu zeigen und alles zu geben. Und dann entscheidet die Tagesform, wer ins Viertelfinale einzieht.“
Psychologischer Vorteil gegen Schweden bei den DFB-Damen
Hatte die 51-Jährige nicht genau so etwas geahnt? Das Tableau war nach der Auslosung kaum festgezurrt, da begann sie schon damit, das Szenario zu entwerfen. Weil sie wusste, dass ihr in die leichteste Vorrundenstaffel versetztes Team danach einer Mannschaft aus der schwersten Gruppe D begegnen könnte. Mehr Kontrastprogramm geht nicht. Und ein steinigerer Weg für den Sieger auch nicht, der im Viertelfinale in Montreal wohl auf Frankreich (Achtelfinale gegen Südkorea) und im Halbfinale möglicherweise auf die USA (Achtelfinale gegen Kolumbien) treffen würde.
Auch interessant
Vorerst aber gilt der schwarz-rot-goldene Fokus allein dem Schweden-Spiel. Dass sich die Kontrahenten beim Algarve-Cup bereits zweimal begegneten – das Gruppenspiel verlor die DFB-Auswahl nach 2:0-Führung noch 2:4, gewann dann aber das Platzierungsspiel mit 2:1 – bettet sich in eine lange Liste von direkten Duellen.
Erinnerungen an Golden Goal von Nia Künzer
Klar ist: Der psychologische Vorteil liegt nicht nur wegen 17 Erfolgen aus 24 Begegnungen auf deutscher Seite. Denn weder die schwedische Trainerin Pia Sundhage noch Stars wie Lotta Schelin oder Caroline Seger können aus dem Gedächtnis streichen, was sich am 24. Juli 2013 im altehrwürdigen Ullevi-Stadion von Göteborg ereignete. Das ganze Land schaute damals beim EM-Halbfinale zu, doch in einem zähen Ringen auf allerhöchstem Niveau hatte der ewige Rivale dank des einzigen Tores von Dzsenifer Marozsan knapp die Nase vorn. Und in der WM-Historie bleibt ewig jener Kopfball im Gedächtnis, den Nia Künzer einst am 12. Oktober 2003 im US-amerikanischen Carson ansetze, mit dem Schweden per Golden Goal im WM-Finale besiegt wurde.
Vielleicht lastet der größere Druck aber doch auf den vom „Titeltraum“ beseelten deutschen Fußballerinnen. Nebenbei hängt vom Ausgang der Auseinandersetzung auch für die Trainerin ganz viel ab. Sollte Silvia Neid mit ihren Spielerinnen scheitern, dann hätte der Europameister mit Sicherheit auch sein Olympia-Ticket verspielt.