Düsseldorf. Nach Fortuna Düsseldorfs Sieg gegen St. Pauli kämpfte Bruno Soares mit den Emotionen. Für den brasilianischen Innenverteidiger war es der erste 90-minütige Einsatz nach seiner Freistellung aufgrund eines Ehestreits. Cheftrainer Oliver Reck war zufrieden.

Als der Schlusspfiff am Montagabend im lautstarken Jubel in der Arena fast unterging und Fortunas 1:0-Sieg gegen den FC St. Pauli besiegelte, brachen bei Bruno Soares alle emotionalen Dämme. Die Hände zu Fäusten geballt, den Blick starr in den verregneten Nachthimmel gerichtet, verharrte der Brasilianer des Fußball-Zweitligisten sekundenlang, ehe er sich auf die Knie fallen ließ und sein Gesicht hinter den Händen verbarg. In diesen Momenten wurde offensichtlich, welchen emotionalen Ballast der 26-jährige Innenverteidiger aus Belo Horizonte zuvor 90 Minuten lang mit sich über den Rasen schleppte.

Soares’ emotionale Achterbahnfahrt nahm vor einem Monat ihren Lauf, als Details aus seinem Eheleben bekannt wurden. Nach einem heftigen Streit mit seiner Frau Stefanie erwirkte diese aufgrund von häuslicher Gewalt ein zehntägiges Kontaktverbot. Soares verließ das gemeinsame Haus in Mettmann und zog ins Mannschaftshotel an der Arena. Von der Fortuna wurde er für das Abschlusstraining und die Partie gegen Heidenheim freigestellt. In einer gemeinsamen Stellungnahme erklärten Soares und seine Frau, ihre privaten Probleme lösen zu wollen.

Sportlich blieb dieser Zwischenfall für den Abwehrspieler nicht ohne Konsequenzen. Soares, der die ersten fünf Spieltage an der Seite von Mannschaftskapitän Adam Bodzek in der Innenverteidigung gesetzt war, verlor seinen Platz an Leihspieler Jonathan Tah, der auf Anhieb zu überzeugen wusste. Erst durch die Muskelverletzung des 18-jährigen Youngsters erhielt Soares, der zuvor erstmals in Darmstadt wieder eine halbe Stunde spielen durfte, gegen St. Pauli eine neue Chance. Und nutzte sie. In der ersten Halbzeit noch sichtlich nervös, letztendlich aber ohne größere Fehler, meisterte er seine Rückkehr in die Abwehr.

„Bruno hat seine Aufgabe sehr, sehr gut gelöst“, lobte Fortunas Cheftrainer Oliver Reck nach dem Schlusspfiff, „unser Abwehrzentrum hat mir imponiert“. Entscheidenden Anteil am Sieg sprach der 49-Jährige allerdings seinen Außenverteidigern Julian Schauerte und Lukas Schmitz zu. „Sie haben Marc Rzatkowski und Christopher Nöthe, die bei Pauli für das Kreativspiel zuständig sind, sehr gut im Griff gehabt. Das war der Schlüssel“, so Reck, der in der Nachbetrachtung allerdings auch einige kritische Töne anschlug.

Verpasst, den Deckel draufzumachen

„Wir hätten in der zweiten Halbzeit frühzeitig den Deckel draufmachen und das zweite Tor erzielen müssen“, so der Chefcoach, „wir haben die Chancen dazu allerdings teils leichtfertig vergeben. So hatte Pauli die Möglichkeit, noch den Ausgleich zu machen. Unser Plan war es, mit flachen Pässen ins Zentrum zum Erfolg zu kommen. Wir haben leider oft die falsche Entscheidung getroffen.“

Durch Michael Liendls Siegtreffer in der 32. Spielminute kletterte die Fortuna erstmals in dieser Saison auf einen Aufstiegsplatz und verdrängte Samstag-Gegner 1. FC Kaiserslautern von Rang zwei. Für Reck ist dies jedoch nicht mehr als eine Momentaufnahme. „Ich lasse mich von der Tabellensituation nicht locken. Ich orientiere mich an den Punkten und mit 19 Zählern können wir nach zehn Spieltagen sehr gut leben“, so Reck.

Für Bruno Soares bleibt indes zu hoffen, dass er nach seiner zweiten Chance auf dem Platz selbige auch im familiären Bereich nutzt.