Düsseldorf. Wenn Fortuna Düsseldorf am Montagabend in der 2. Bundesliga beim Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg gastiert, sind die Parallelen beider Vereine frappierend. Fortuna-Trainer Oliver Reck ließ die Rolle von Jonathan Tah noch offen.
Erstliga-Abstieg, verschlafener Start in die Zweitliga-Saison, Erstrunden-Aus gegen einen niederklassigeren Gegner im DFB-Pokal, und dann zuletzt der langersehnte Befreiungsschlag vor der Länderspielpause – frappierender könnten die Parallelen zwischen der Fortuna und dem 1. FC Nürnberg kaum sein. Wenn beide Mannschaften am Montag (20.15 Uhr, live in unserem TIcker) im Frankenland aufeinandertreffen, gleicht das Top-Spiel der 2. Bundesliga schon fast einem „Mirror Match“, einem Spiegel-Duell. Gerne wird man sich noch an gemeinsame Spielzeiten im Oberhaus zurückerinnern. Während diese bei der Fortuna schon ein Jahr länger zurückliegen, haben die Mittelfranken nach einer Handvoll erstklassiger Saisons vor dem Abstieg im Sommer noch so ihre Startschwierigkeiten im Unterhaus.
Fortunas Cheftrainer Oliver Reck kam nicht umhin, im Vorfeld auf das Saisonziel der Mittelfranken zu verweisen: „Man muss sehen, mit welchen Vorstellungen Nürnberg in die Saison gegangen ist. Das Ziel ist der Wiederaufstieg.“ Letzteres – und auch in diesem Punkt sind beide Mannschaften nicht weit voneinander entfernt – könnte auch für die Fortuna gelten.
Personelle Kardinalfrage
In der personellen Kardinalfrage ließ sich Oliver Reck auch beim gestrigen Abschlusstraining nicht in die Karten schauen. Reicht es für Neuzugang Jonathan Tah nach zwei Wochen Training mit seinen neuen Teamkollegen schon zu einem Einsatz in der Startelf? Ob die hochtalentierte Leihgabe des Hamburger SV bereits heute zum Pflichtspiel-Debüt kommt und von Beginn an auflaufen wird, oder ob sich Reck auf sein Stammpersonal verlässt, wird erst die Aufstellung zeigen.
Schäfer und Polak kehren ins FCN-Team zurück
Die Hoffnungen in Nürnberg auf einen fulminanten Saisonstart und einem ersten Fingerzeig in Richtung sofortiger Wiederaufstieg erhielten einen herben Dämpfer. Gerade einmal drei Punkte sammelte der Club an den ersten drei Spieltagen. Dazu gab’s neben dem Pokal-Aus in Duisburg (0:1) im ersten Auswärtsspiel in Fürth eine 1:5-Packung. Herzlich willkommen in der 2. Bundesliga! Mit einem 4:0-Erfolg vor der Länderspielpause bei Union Berlin schossen sich die Franken den Frust eines Stotterstarts von der Seele. „Das Konstrukt ist noch nicht stabil“, mahnte Trainer Valérien Ismael all jene, die in diesem Kantersieg nun gleich die Trendwende gesehen haben wollen.
Auf den 38-jährigen Franzosen, der vor fünf Jahren seine aktive Karriere als Innenverteidiger aufgrund von Knieproblemen beenden musste, und seine Spieler wartet noch viel Arbeit. Mit dem tschechischen Abwehrspieler Ondrej Celustka, der zuletzt auf Leihbasis für Sunderland in der Premier League kickte, und mit Flügelspieler Daniel Candeias haben sich die Franken nochmals verstärkt. Candeias, der für ein Jahr vom portugiesischen Rekordmeister Benfica Lissabon ausgeliehen wurde, feierte in Berlin einen Traum-Einstand und traf nach sieben Minuten mit seinem ersten Torschuss.
Gegen die Fortuna erwarten die Nürnberger zwei Rekonvaleszenten. Club-Dauerbrenner Raphael Schäfer (345 Spiele) kehrt zwischen die Pfosten, Kapitän Jan Polak ins Mittelfeld zurück. Zweite Wahl ist derzeit nur Linksverteidiger Cristian Ramirez, den die Fortuna bis zum Saisonende an Nürnberg ausgeliehen hat. (von Marcus Gülck)
Am Sonntagmittag agierte der 18-jährige Tah im Trainingsspiel jeweils eine verkürzte Halbzeit an der Seite von Adam Bodzek und Bruno Soares, die zuletzt auch vor der Länderspielpause bei Fortunas erstem Saisonsieg in Aue (3:0) in der Innenverteidigung standen. Sollte sich Coach Reck für einen Wechsel in der Abwehrzentrale und das Pflichtspiel-Debüt von Tah entscheiden, dürfte wohl Bruno Soares seinen Platz räumen. Ansonsten wird Reck seiner zuletzt im Erzgebirge siegreichen Mannschaft vertrauen, die ihm schließlich wenig Anlass zu personellen Veränderungen gab.
Jonathan Tah, der bereits in den beiden Testspielen während der Länderspielpause in Ratingen (1:0) und Eindhoven (0:0) auf dem Platz stand und dabei einen souveränen Eindruck hinterließ, sieht einem möglichen Einsatz gelassen entgegen. „Ob ich spiele oder nicht, ist zweitrangig. Wichtig ist ein Sieg in Nürnberg“, meinte der Junioren-Nationalspieler gestern, „die Mannschaft hat mich super aufgenommen, somit konnte ich mich schnell integrieren.“
Tah wird es wohlwollend zur Kenntnis genommen haben, dass er schon nach kurzer Zeit in den Überlegungen des Cheftrainers für einen Einsatz in der Startelf eine gewichtige Rolle spielt. Reck schätzt neben den defensiven Qualitäten seines neuen Verteidigers auch dessen Spieleröffnung.
Sehr präsent
„Jonathan hat seine Aufgabe in den ersten zwei Wochen sehr ordentlich gemacht. Er ist als Typ und auch körperlich sehr präsent“, lobt Reck. Er müsse nun abschätzen, ob Tah in das System für die Nürnberg-Partie passt. Für einige Fortunen bleibt indes heute nur ein Tribünenplatz. Nicht im 18er-Kader werden wohl Heinrich Schmidtgal, Tugrul Erat, Mathis Bolly und auch Christian Weber stehen.