Düsseldorf. . Für Fortunas Australier ist der Brasilien-Zug nach den jüngsten starken Leistungen und vier Treffern in Serie noch nicht abgefahren. Dabei glich sein Debüt gegen Fürth einer Katastrophe. Doch seit diesem Spiel ist viel passiert – nicht nur drei Cheftrainerwechsel.

Für Ben Halloran ist der 7. Oktober 2013 scheinbar Lichtjahre entfernt. Jener Montagabend in der Arena markiert den ersten Einsatz des Australiers in einem Pflichtspiel für die Fortuna. Gegen Fußball-Bundesliga-Aufstiegsaspirant Greuther Fürth gelang ein superglücklicher 2:1-Sieg. Halloran lief über weite Strecken dermaßen der Musik hinterher, dass sich umgehend die Frage stellte, warum Sportvorstand Wolf Werner eigentlich 300 000 Euro in den Mittelfeldkicker von Brisbane Roar investiert hatte.

Langsam im Bewegungsablauf, noch langsamer in seinen Entscheidungen, technisch eher katastrophal: So las sich das Zeugnis der ersten 45 Spielminuten. Halloran war schlicht überfordert. Der damalige Cheftrainer Mike Büskens mochte den „Aussie“ aber nicht demoralisieren, gab ihm eine „Zweite-Halbzeit-Chance“. Die nutzte Halloran nicht wirklich. Und saß dann bis zur Büskens-Abschiedsparty beim 0:2 gegen den Karlsruher SC Ende November wieder dauerhaft draußen.

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Es spricht kein Doppelgänger

„Seit diesem Spiel ist eine Menge passiert“, gibt der 21-jährige Blondschopf schmunzelnd zu. Und bezieht das wahrlich nicht nur auf die mittlerweile drei Cheftrainerwechsel bei der Fortuna. Ein gutes halbes Jahr nach dem Fürth-Debüt gibt ein anderer Halloran im flockigen Australian-English die Interviews.

Es ist kein Doppelgänger. Der Jungspund hat die Unterschiede zwischen der zehn Mannschaften fassenden, „geschlossenen“ A-League und der neben der englischen Championship besten zweiten Fußball-Liga der Welt sportlich aufgearbeitet. Und zwar in dieser ballistischen Bandbreite: mehr Laufbereitschaft, weniger Spielraum gleich weniger Zeit, um über die Kugel-Verarbeitung nachzudenken, dazu vermehrte Defensivarbeit und eine bessere Technik.

„Mein Start war zäh. Jetzt bin ich aber voll im Spiel“, sagt Halloran, der von Brisbane Roar im Sommer 2013 zur Fortuna kam, mit ein wenig Stolz in der Stimme. Was, zugegeben, auch eine Folge der vielen Verletzten im Düsseldorfer Aufgebot ist. Die monatelangen Ausfälle der bundesliga-erprobten Axel Bellinghausen und Mathis Bolly sind beste Beispiele dafür, warum Halloran erst seine Chance auf beiden Mittelfeld-Außenbahnen bekam.

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Mittlerweile sind 16 Einsätze in der Statistik vermerkt. Einen Muskelfaserriss in der Wintervorbereitung und eine Hüftprellung kurz darauf zogen zwar insgesamt fünf Wochen Pause für den Australier nach sich. Doch die konnten den Neuzugang nicht aus dem Konzept bringen. Im Gegenteil: Seit Interimstrainer Oliver Reck seinen Schützling von der linken auf die rechte Mittelfeldseite gezogen hat, fluppt es. 2:1 in Paderborn, 3:1 über Aalen, 3:0 in Sandhausen, 4:0 gegen Aue – stets traf Ben Halloran für seine Fortunen einmal ins Netz.

„Das ist eine klinisch-saubere Bilanz, die ich gern fortsetzen möchte“, bekräftigt der ehemalige U-19-Nationalspieler. Am Sonntag (15.30 Uhr, Wildparkstadion) beim Karlsruher SC bietet sich die nächste Gelegenheit, die kleine Serie am Leben zu erhalten.

Vielleicht beobachtet dann auch Nationaltrainer Ange Postecoglou, ein gebürtiger Athener, das Treiben. Noch steht der WM-Kader der Socceroos für Brasilien nicht fest. „Wer gut spielt, bekommt eine Chance“, sagt Halloran diplomatisch. Gut möglich, dass ihm sein Freund Robbie Kruse etwas hilft. Wenn auch auf bittere Art. Der leichtfüßige Ex-Fortune in Reihen von Bayer 04 Leverkusen, der in Düsseldorf erst in seiner zweiten Saison so richtig aufdrehte, fällt wegen eines Kreuzbandrisses im Knie für die Weltmeisterschaft im Offensivmittelfeld aus.

Eine Einladung hatte Halloran bereits auf dem Tisch. Musste aber bei der 3:4-Testniederlage in London gegen Cristian Ramirez’ Ecuadorianer Anfang März verletzungsbedingt passen.

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Vielleicht klappt es ja noch rechtzeitig zur WM. Drei Spiele hat Halloran Zeit, sich für das größte Fußballturnier des Planeten im Land des fünfmaligen Weltmeisters zu empfehlen. Am 14. Juni feiert der Fortune seinen 22. Geburtstag. Am Abend zuvor starten die „Socceroos“ in der Arena Pantanal zu Cuiaba gegen Chile ins Turnier.

Den zwölften Mann glücklich machen

An die WM denkt Halloran freilich noch nicht sehr intensiv. „Fortuna hat ein Wahnsinnspublikum. Zu Hause kommen meist 30 000 Fans, auch auswärts ist der Support beeindruckend. Wir müssen unseren zwölften Mann glücklich machen. Und mit guten Leistungen ein emotionales Fundament für die neue Spielzeit legen“, sagt Halloran zum Saisonausklang. Dann könnte es auch mit der Bundesliga klappen. Und Halloran würde bei Fortuna endgültig in die Fußstapfen seines Landsmannes Robbie Kruse treten.