Düsseldorf. . Seit Mitte November hat Axel Bellinghausen kein Pflichtspiel mehr für Fortuna Düsseldorf bestritten. Wegen einem Knorpelschaden im Knie nebst Operation kämpft der 30-jährige Mittelfeldkicker um sein Comeback. Täglich fünf Stunden in der Reha. Zumindest für die laufende Saison wird es jedoch eng.

Albrecht Woeste zählt zu jenen Sportfunktionären, die mit einer durchdringend-kräftigen Stimme gesegnet wurden. Und dazu auch nicht auf den Mund gefallen sind. Der 78-jährige Diplom-Ingenieur konnte deshalb gestern Nachmittag nicht anders. Bei der offiziellen Vorstellung des Fortuna-Renntages, der die Galopprennsaison in Grafenberg am 30. März eröffnen wird, lief der Direktoriumspräsident für Vollblutzucht und Rennen als erstes Axel Bellinghausen in die Arme. „Mensch Bellinghausen“, flötete Fortuna-Aufsichtsratsmitglied Woeste in seiner unnachahmlich direkten Art dem verletzten Mittelfeldkicker in die Gehörmuschel, „wann spielen Sie denn endlich wieder? Ohne Sie auf dem Platz denkt man ja, die schlafen da unten ein.“

Das Kompliment lächelte der Blondschopf tapfer weg. Auf die Frage weiß selbst der seit Mitte November verletzte Profi keine Antwort. Der 30-jährige Siegburger plagt sich mit einem Knorpelschaden im linken Knie herum. „Natürlich ist es mein Ziel, in dieser Saison noch einmal zu spielen“, sagt Bellinghausen, „und wenn es nur fünf Minuten wären.“

Karriere in Frage gestellt

Der gesunde Optimismus des langjährigen Bundesliga-Renners, dessen kraftvolle Auftritte langsam körperliche Spuren hinterlassen haben, ist ungebrochen. Das macht Mut. Teamintern und bei den Fans. Auch wenn im Zuge der Meniskusoperation noch im alten Jahr bei Dr. Ulrich Boenisch in der Augsburger Hessingpark-Clinic der schwere Knieschaden festgestellt worden war – der die Fußballer-Karriere medizinisch zumindest mal leicht in Frage gestellt hat.

Die Knie machen dem auf dem Rasen stets lauf- und kampfstarken Fortunen nicht zum ersten Mal Sorgen. „2004 hatte ich an der Stelle schon einmal einen Innenbandriss“, gibt Bellinghausen zu Protokoll. Und auch während der ersten Bundesliga-Saison 2011/12 mit dem FC Augsburg gab es eine lange Verletzungspause: von November bis Anfang Februar – wegen einer Knieoperation.

Benschops Einsatzchance steht bei 50:50

PAUSE: Wegen einer Muskelblessur im linken Oberschenkel, die aus dem St.-Pauli-Match stammt, musste sich Fortunas Torjäger Charison Benschop (bisland neun Treffer) gestern im Training mit einer Laufeinheit begnügen. Die Einsatzchance des Curacao-Niederländers am Samstag (13 Uhr, Bornheimer Hang) gegen den FSV Frankfurt steht derzeit „nur“ bei 50:50.

ZUSCHAUER: 41 357 anwesende Fans bei der 0:2-Heimniederlage gegen den FC St. Pauli haben Fortunas Besucherschnitt der laufenden Saison auf stattliche 34 475 pro Partie gesteigert. In Liga zwei ist nur der 1. FC Köln (45 467) besser. Dank der rheinischen Rivalen ist das bundesdeutsche Unterhaus die am besten besuchte zweite Fußball-Liga weltweit mit 17 456 Fans im Schnitt. Vor der englischen Championship mit 16 439.

TRAINING: Am heutigen Donnerstag üben die Fortuna-Profis um 15 Uhr an der Arena.

Aufgeben ist aber ganz sicher nicht Bellinghausens Ding. „Ich arbeite jeden Tag fünf Stunden in der Reha an meinem Comeback“, bekräftigt der einstige Fortuna-A-Juniorenkicker. Meist steht er um 7.30 Uhr vor der Praxistür von Physiotherapeut Bernd Restle. Die Übungen werden schwieriger, anspruchsvoller und kraftraubender. „Manchmal“, gibt Bellinghausen zu, „denke ich schon, dass der Sauerstoffgehalt über Düsseldorf viel zu gering ist.“

Nach dem Schritt raus aus der Reha wartet natürlich der fußballspezifischen Spielfitnessaufbau. Was dann sicher noch einmal zwei, drei, vier Wochen beanspruchen wird. „Sonst kann ich mein kraftraubendes Spiel nicht zur Geltung bringen“, sagt Bellinghausen.

Zwei Oberschenkelblessuren in der Vorrunde hatten neben der Knieverletzung bereits für vier Partien Zwangspause gesorgt. Die Saison mit nur zehn Einsätzen, einem Treffer beim 1:2 in Berlin und dem blamablen Pokalaus beim Regionalligisten SC Wiedenbrück dürfte der „Ur-Fortune“ also nicht in bester Erinnerung behalten.

Neun Spiele in siebeneinhalb Wochen

Noch ist die Spielzeit aber nicht ganz im Teich. Neun Partien in den nächsten siebeneinhalb Wochen stehen im Kalender. Die Zeit drängt, damit der Fünf-Minuten-Einsatzwunsch noch in Erfüllung gehen kann.

Wobei sich Bellinghausen zumindest, was seine aktuellen Arbeitspapiere anbetrifft, in einer komfortablen Position weiß. Sein Profivertrag am Rhein gilt noch bis zum 30. Juni 2015. Und was sie am Mittelfeldkicker haben (und auch was nicht), das wissen sie bei Fortuna ohnehin ganz genau.