Düsseldorf. Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf hat sich kurz vor dem Ende der Wintertransferperiode im Mittelfeld verstärkt. Vom österreichischen Bundesligisten Wolfsberger AC wechselt der elfmalige Saisontorschütze Michael Liendl an den Rhein. Dafür wird Gerrit Wegkamp an den MSV Duisburg ausgeliehen.

Als Michael Liendl am Freitagabend um 17.30 Uhr aus der Umkleidekabine an der Arena kam, hatte er nur ein dunkelblaues T-Shirt nebst kurzer Herbstjacke an. Der 28-jährige Österreicher konnte schließlich vor der Abreise mit seinem Wolfsberger AC ins Trainingslager in die Türkei ja nicht ahnen, dass er plötzlich aus der warmen Mittelmeer-Sonne ins kalte Düsseldorf umgeleitet werden würde. „Ja“, sagt der neue Fortune mit einem durchschnaufenden Lächeln nach der ersten 90-Minuten-Einheit unter Cheftrainer Lorenz-Günther Köstner, „die Sache war doch ziemlich kompliziert.“

Ehe der Vertrag bis zum 30. Juni 2016 tatsächlich gezeichnet war, wurde es gestern zum offiziellen Wintertransferschluss im deutschen Profifußball zeitlich eng. Dazu hatte sich zwischenzeitlich Liendls Klub, Österreichs Bundesliga-Tabellensiebter Wolfsberger AC, querstellen wollen. Trainer Dietmar „Didi“ Kühbauer mochte, verständlicherweise, seinen besten Feldspieler nicht ziehen lassen. Die im Kontrakt festgeschriebene Ablöse über 250 000 Euro sprach gegen Verhandlungsspielraum.

Levan Kenia war nicht begeistert

Eine Dreiviertelstunde vor dem zweiten Training des Tages meldeten die Fortunen dann offiziell ihren einzigen Winterneuzugang. Was in letzter Konsequenz dann doch überraschte. Schließlich hatte Sportvorstand Helmut Schulte noch vor wenigen Tagen im Trainingscamp zu La Manga/Spanien versichert, man würde erst einmal auf die aktuellen Kicker bauen.

Vor allem der Georgier Levan Kenia, ohnehin nicht gerade der Lieblingsspieler von Cheftrainer Köstner, wird gestern kaum begeistert gewesen sein. Neuzugang Liendl spielt im zentralen Mittelfeld oder hinter der Spitze eigentlich genau jene Position, die der spielstarke, aber verletzungsanfällige Georgier gern bei Fortuna hätte bekleiden wollen. Was nun schwierig werden dürfte.

Liendl reiste mit einer guten Portion Selbstvertrauen nach Düsseldorf. Elf Treffer in 21 Austria-Bundesliga-Spielen sind eine gute Quote. „Seit anderthalb Jahren läuft es bei mir gut“, sagt der Routinier. Was mit der Geburt seines Sohnemanns Leo zusammenfällt. Und dem Wechsel von der Wiener Austria nach Wolfsberg, einem 25 000 Einwohner zählenden Ort in Kärnten. Knappe 5000 Interessierte besuchen im Schnitt die 7300 Plätze fassende Lavanttal-Arena. „Düsseldorf ist natürlich eine andere Hausnummer. Da bin ich ja schon top motiviert, wenn ich mir die tolle Arena komplett leer ansehe“, sagt Liendl.

Seine eigene Erwartungshaltung mag der Österreicher erst einmal nicht zu hoch schrauben: „Ich will einen guten Eindruck hinterlassen, brauche aber auch meinen Spaß beim Fußball, damit es auf dem Rasen gut läuft.“ Dass das deutsche Bundesliga-Unterhaus keine Spaßliga ist, weiß Linksfuß Liendl natürlich auch: „Da geht es körperbetont zur Sache, darauf muss und werde ich mich einstellen.“

Der Zugang zog übrigens bei Fortuna gestern auch zwei Abgänge nach sich. Angreifer Gerrit Wegkamp wird bis zum Saisonende an den Drittligisten MSV Duisburg ausgeliehen und soll am Samstag um 14 Uhr schon zum Aufgebot im Heimspiel an der Wedau gegen RB Leipzig gehören. Im Fortuna-Zweitliga-Kader war der ehemalige Osnabrücker in dieser Saison über Kurzeinsätze gegen Cottbus (19 Minuten), in Köln (zwei Minuten) und gegen 1860 München (vier Minuten) nicht hinausgekommen.

Wiedersehen mit Garbuschewski

Linksverteidiger Marcel Hofrath, der die Sommervorbereitung im Zweitliga-Kader verbracht hatte, hat indes seinen Vertrag bei der Fortuna aufgelöst und wechselt zum Drittligisten Chemnitzer FC. An der Gellertstraße übrigens trifft der 20-Jährige, dessen Vertrag zum 30. Juni in Düsseldorf eh ausgelaufen wäre, auf den Ex-Fortunen Ronny Garbuschewski.