Düsseldorf. Hinter Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf liegen bewegte Tage. Erst wurde Cheftrainer Mike Büskens beurlaubt, dann ein neuer Vorstandschef in Dirk Kall gefunden. Was medial kontrovers und übertrieben hitzig diskutiert wurde. Mit dem 1:0 in Kaiserslautern gelang sportlich am Montagabend ein kleiner Neubeginn. Ein Kommentar.
Das nackte Resultat am Montagabend ließ den neutralen Beobachter erstaunt zurück. Fortuna Düsseldorf gewinnt beim 1. FC Kaiserslautern – das war vor wenigen Tagen so unwahrscheinlich wie ein Braunschweiger Titelgewinn in der Bundesliga a la 1967.
Das Geheimnis ist dabei gar nicht so geheim. Interimstrainer Oliver Reck hatte nicht an der imaginären Flasche mit Selbstvertrauen hantiert. Nein, er gab seinen Mannen schlicht einen glasklaren Auftrag mit auf den Weg. Hinten engmaschig stehen, wenig Fehler machen, auf Konter bauen! Fink, Latka und Co. wussten offenbar genau, was sie spielen sollten. Eben diesen Eindruck hatte man unter Mike Büskens in den vergangenen Wochen nicht (mehr). Der Trainerwechsel war zumindest mal kein grober Fehler.
Der Plan ging freilich auch deshalb auf, weil Fortuna am Montagabend jenes Glück hatte, das unter Büskens bisweilen abhanden gekommen schien. Selbst sämtliche Böcke der ersten Halbzeit gingen ungestraft durch.
Bleibt zu hoffen, dass das schöne Drei-Punkte-Gefühl keine Eintagsfliege war. Sondern zumindest emotional ein positiv besetzter Neubeginn. Der wurde unter unsäglichem Getöse ja auch in Vorstand und Aufsichtsrat gewagt.
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Die Nachfolgefrage bezüglich Vorstandschef Peter Frymuth begleitete allerlei „politische Diskussion“. Auch medial. Ob Animositäten oder gar Honorar-Neid gegen den neuen hauptamtlichen Boss Dirk Kall: Der bisherige Aufsichtsratschef schien lange die nüchterne Seriosität im Amt zu sein.
Reck feiert mit Fortuna
Seine Absage vor einigen Wochen, um sich dann doch ins Amt hieven zu lassen, hatte natürlich einen faden Beigeschmack. Sich darüber zu mokieren, dass Kall sich den Vorstandsposten sechsstellig bezahlen lässt – nach unseren Informationen bei unter 200.000 Euro Jahressalär allerdings –, ist vergleichsweise gewagt. Der bisherige Amtsinhaber Peter Frymuth hat schließlich auch eine Aufwandspauschale erhalten. Die in der Bundesliga dem Vernehmen nach auch nicht gerade gering ausgefallen ist.
Zur Seriösität sollte Kall, der sich auf dem Papier eigentlich wie der ideale Nachfolger für Peter Frymuth liest, schnell zurückfinden. Um seine öffentliche, zurecht kritisierte Rolle rückwärts zu tilgen. Und um wieder für klare Entscheidungen zu stehen. Die sind übrigens nicht nur im Fußball gefragt. Sondern auch im richtigen Leben.
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Ist das Vertrauen wieder hergestellt, besitzt die Fortuna einen starken, weil ausgeglichen besetzten Vorstand: den nüchternen Kall, den „Ur-Fortunen“ und gerade auch im Klartext starken Finanzvorstand Paul Jäger, den erfahrenen, aber klubintern „neutralen“ Sportvorstand Helmut Schulte und den jüngeren Organisations- und Arena-Experten Sven Mühlenbeck.