Düsseldorf. Durch das Kopfballtor von Aristide Bancé gelang Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf ein 1:0-Erfolg im Heimspiel gegen den SV Sandhausen und damit der Befreiungsschlag. Trainer Mike Büskens behielt - bis auf eine Ausnahme - die Gefühle für sich.

Einmal, nur ein einziges Mal bricht es aus Mike Büskens heraus. Es ist kurz nach Abpfiff der Zweitligapartie zwischen Fortuna und dem SV Sandhausen, und es ist irgendwo zwischen Tür und Angel: Der zehnjährige Marvin hat sich gerade den Spielball geangelt und hält ihn fest in den Armen. Er steht am Fuß der Treppe zum Arena-Rasen. Dann kommt der Mann mit dem weiß-schwarzen Trainingsanzug, huscht vorbei, dreht sich dann nochmal um und beugt sich zu dem Kleinen herunter: „Das kannst du jetzt auf deinen Ball schreiben“, sagt Büskens, gerade noch in der Art Tonfall, bei dem man keine Angst bekommen muss. „Schreib: Das war kein Sieg für den Trainer, das war ein Sieg für den Verein!“

An der Stressresistenz arbeiten

Und doch: Durch das goldene Tor vor Aristide Bancé und den 1:0 (0:0)-Erfolg seines Teams sitzt der Chefcoach, dessen Posten noch vor wenigen Tagen auf der Kippe zu stehen schien, wieder fest im Sattel. Es war ein Sieg mit viel Kampf – und viel Krampf.

Der Chefcoach, der laut eigener Aussage zuletzt „turbulente Tage, Wochen und sogar Monate“ erlebt hatte, freute sich nach dem Schlusspfiff komplett nach innen, wohlwissend, dass immer noch – oder schon wieder – ganz viel Stückwerk war, was seine Rothemden da auf dem Platz fabriziert hatten. Und so lobte der 45-Jährige als allererstes auch erstmal die Fans. „Man muss sich, auch in Namen der Mannschaft für diesen genialen Support bedanken. „Das war ein wichtiges Zeichen und nicht selbstverständlich.“ Zu seinem Team meinte Büskens: „Die Jungs auf der Wiese haben sich reingebissen.“ Aber gerade in der Anfangsphase habe man „sehr unruhig und hektisch“ agiert. „An der Stressresistenz“, so der Coach, „müssen wir noch ein bisschen arbeiten“.

Wie Recht der gebürtige Flingener hatte. Das Spiel der Fortuna, bei der Innenverteidiger Stylianos Malezas – dem Vernehmen nach aus disziplinarischen Gründen – für Bruno Soares hatte weichen müssen, war eine Stunde lang geprägt von Stock- und Stellungsfehlern und von mangelndem Selbstvertrauen. Die Düsseldorfer schafften es so gut wie nie, drei, vier Ballstafetten zu präsentieren, ohne dass die Kugel wieder beim Gegner oder im Aus landete. Bestes Beispiel in der 48. Minute: Der auf Rechtsaußen durchgestartete Mathis Bolly mit der freien Auswahl: Er kann den Ball kurz auf den mitgesprinteten Andreas Lambertz passen oder auch auf Oliver Fink am zweiten Pfosten. Aber mit dem seit Wochen hibbeligen Norweger gehen wieder die Nerven durch, er flankt den Ball hoch und weit dorthin, wo niemand mehr ist. Alle im Stadion schlagen die Hände vors Gesicht zusammen.

Erste Chance, erstes Tor

Viel besser machten es die Platzherren aber in der 60. Minute. Tolle Kombination zwischen Axel Bellinghausen und Christian Ramirez auf der linken Seite, der junge Ecuadorianer flankt schulmäßig in die Strafraumbox – Und Bancé, der gestern erstmals gemeinsam mit Sturmpartner Charleson Benschop auflaufen durfte, gelingt mit einem Kopfball-Aufsetzer in den rechten Winkel der Treffer des Tages. Es war zu diesem Zeitpunkt Fortunas erste Torchance.

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Die Verkrampfung bei den Gastgebern löste sich deshalb aber nur kurz. Bolly scheiterte nach Fink-Vorlage wenig später (63.) an SVS-Keeper Riemann, kurz vor Abpfiff traf der eingewechselte Ioannis Gianniotas nur den Innenpfosten. Dazwischen musste man um die hauchdünne Führung mehrmals bangen. Die Sandhausener, die bis dato ihr Heil in Freistößen aus dem Halbfeld gesucht hatten, kamen in der Schlussviertelstunde häufig gefährlich vors Fortuna-Tor. Blums Gewaltschuss lenkte der starke Fabian Giefer über die Latte (85.). Nach der anschließenden Ecke köpfte Hübner am Keeper vorbei, doch Lambertz rettete auf der Linie.

Mike Büskens schaute nach dem dramatischen Spiel aus müden Augen. Er dürfte froh sein über die nun anstehende zweiwöchige Länderspielpause. Und er kann sicher sein, dass viele Düsseldorfer hinter ihm stehen. Sogar Schlagerbarde Heino hatte in dieser Woche bei einem PR-Termin in der Landeshauptstadt gleich am Anfang nachgefragt: „Ist Büskens noch da?“

Büskens ist noch da. Oder wieder.