Düsseldorf. . Kurz vor dem Ende der Fußball-Transferperiode verstärkt Zweitligist Fortuna Düsseldorf noch einmal den Kader. Vom einstigen Erstliga-Kontrahenten FC Augsburg kommt Burkina-Faso-Nationalspieler Aristide Bancé, der nach einer Null-Tore-Saison nun in Düsseldorf seine neue Chance sucht.

Man muss ja nicht gleich von einer Panikattacke unken, wenn man die mit heißer Nadel gestrickten Transferbemühungen der Fußball-Fortunen vom Wochenende beäugt. Gestern rund um den Transferschluss um 12 Uhr offenbarte sich, positiv geschrieben, Überraschendes. Nachdem Wolfsburgs defensiver Mittelfeldspieler Tolgan Cigerci lieber zu Bundesligist Hertha BSC denn zur interessierten Fortuna wechseln wollte, setzte Sportvorstand Wolf Werner doch noch auf einen Angreifer.

Ob allerdings ausgerechnet Aristide Bancé (28) vom FC Augsburg, der nach kurzem Kontakt und schneller Entscheidung gestern für die Ausleihgebühr von rund 100.000 Euro für den Saisonrest verpflichtet wurde, die latenten Probleme vor dem gegnerischen Tor lösen kann? Der gebürtige Ivorer, der für Burkina Faso aufläuft und um das WM-Ticket für Brasilien 2014 kämpft, hat eine Nullnummer-Saison hinter sich. In 18 Bundesliga-Partien für den FCA schaffte der 1,92 Meter bullige, kopfballstarke Angreifer keinen Treffer.

Dazu war zügig die Augsburger Afrika-Connection gesprengt. Der Ivorer Giovanni Sio wechselte via Wolfsburg zum FC Basel, Gibril Sankoh (Sierra Leone) zog es zu Henan Gianye nach China, Knowledge Musona (Simbabwe) kickt per Hoffenheimer Ausleihe nun für die Kaizer Chiefs in Johannesburg/Südafrika. Nach einer Saison voller Missverständnisse, in der sich Bancé nicht nur einmal verspätet zum Training einfand, suchte sein Berater Dr. Cyrille Timwo Monthe im Sommer bereits eine sportliche Alternative.

Kein einfacher Charakter

„Wer Aristide verpflichtet, muss wissen, worauf er sich einlässt“, hatte Monthe im Interview mit der Tageszeitung „Augsburger Allgemeine“ auf den nicht einfachen Charakter seines Klienten hingewiesen. Heißt übersetzt: Der Angreifer, der mit Burkina Faso im Februar im Finale um den Afrika-Cup gestanden hatte und in seiner Heimat durchaus Fußballheldenstatus genießt, braucht Zuspruch und Vertrauen. Beides hat er in Augsburg unter Trainer Markus Weinzierl offenbar nicht in ausreichendem Maße erhalten. Zumal es eine Sprachbarriere gab und gibt. Bancé spricht kaum Deutsch, nur wenig Englisch und vorwiegend Französisch. Das Statement in der gestrigen Fortuna-Pressemitteilung übersetzte Rene Grothus, Wolf Werners rechte Hand.

Die letzte wirklich gute Saison des Burkinabes ist schon etwas her. Beim FSV Mainz 05 traf der Angriffstank, der sich beim belgischen Erstligisten KSC Lokeren bis 2006 für höhere Aufgaben empfohlen hatte, zwischen 2008 und 2010 in 62 Partien 24-mal ins Schwarze. Davor und danach wurde Bance aber nicht heimisch. Metalurg Donezk/Ukraine, Germinal Beerschot/Belgien und die Offenbacher Kickers waren vor Mainz kein wirklicher Erfolg. In den Vereinigten Arabischen Emiraten wurde der Kicker bei Al-Ahli ebenso wenig glücklich wie bei Umm-Salal SC. Immerhin stimmte die Kasse. Rund 4,5 Millionen Euro hatte Mainz als Ablöse kassiert. Bancé, der sich in Rheinhessen offenbar unterbezahlt fühlte, erklärte damals dem Sportinformationsdienst: „In Dubai bekomme ich jetzt achtmal so viel wie zuvor.“

Ausfall nach Unterarmbruch

Sportlich war die UAE-Liga natürlich eher viertklassig. So kam die Ausleihe zum türkischen Erstligisten Samsunspor nicht von ungefähr. Hier setzte Bancé punktuelle Ausrufezeichen. Er schaffte fünf Tore in 20 Partien, bevor Augsburgs Präsident Walter Seinsch sich für Bancé stark machte.

Die Liaison endete schmerzhaft. In der Sommer-Vorbereitung auf die zweite Bundesliga-Saison des FCA zog sich der Schwarzafrikaner einen Unterarmbruch zu und fiel sechs Wochen aus. Erst seit wenigen Tagen kann Bancé wieder voll trainieren. Allerdings noch mit einer Armschiene, die Zweikämpfe einschränkt.

„Wir bekommen einen sehr robusten Stürmer, der auch mit dem Kopf einiges bewegen kann“, betonte Cheftrainer Mike Büskens gestern nach dem Nachmittagstraining. Vermutlich am Mittwoch wird der Neuzugang, der das Dress mit der Nummer 30 tragen wird, erstmals mit den Fortuna an der Arena üben.