Bielefeld. Eigentlich lief es recht ordentlich für die Fortuna in Bielefeld: Man führte zweimal, lieferte eine dominante erste Halbzeit ab - und ging doch mit einer 2:4-Niederlage vom Platz. Dabei hatte auch Bielefeld anfangs alles getan, um der Fortuna den Weg zu ebnen - Slapstick-Eigentor inklusive.

Mike Büskens rückte von seiner Meinung nicht ab. „Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht“, stellte Fortunas Cheftrainer fest. Ob’s Trotz war oder doch Überzeugung? Das spielte eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff (noch) keine Rolle. Draußen hatten zuvor die Bielefelder Arminen-Fans getobt vor lauter Fußball-Glück. Der Zweitliga-Rückkehrer hatte den Bundesliga-Absteiger in einer furiosen Partie mit 4:2 niedergerungen. Dabei Fortunas dominante erste Halbzeit plus 2:1-Führung pulverisiert. Kampf, Laufbereitschaft und die größere Konzentration hatten die Bielefelder auf ihre Seite gezogen.

„Wir sind nach der Pause irgendwie eingeschlafen. Wenn man nur zwei Minuten die Konzentration verliert, dann nimmt man sie nur schwer wieder auf“, stellte Fortunas Spielmacher Levan Kenia nach 94 Minuten geknickt fest.

Elfmeter-Ausgleich nach Fehlentscheidung

Zum Drama hätte es nicht kommen müssen. Arminia schoss Fortuna in Führung, als Schütz seinen Kollegen Rahn im Strafraum die Kugel an den Rücken drosch: Eigentor! Hübeners Elfmeter-Ausgleich ging eine Fehlentscheidung voraus. Referee Siebert wertete einen Eckball, der Außenverteidiger Levels an die an den Körper angelegte rechte Hand flog, als absichtliches Handspiel im Strafraum.

Nur fünf Minuten später trat Giannis Gianniotas einen Freistoßaufsetzer zum 2:1 in die lange Torecke. Der Grieche war schon nach 14 Minuten für den verletzten Bolly eingewechselt worden. Machte dann, mit seinem Debüttreffer für Fortuna im Rücken, auch ein schwungvolles Match.

Arminen-Trainer Krämer wurde in der Halbzeit laut

Mehr war locker möglich. Fortuna hatte drei weitere gute Chancen. Arminia-Keeper Platins ließ jeden Ball fallen, die Abwehr wackelte, das Mittelfeld produzierte Fehler, vorne gab’s keine Akzente. „Wir haben mit Pudding in den Beinen gespielt. Das hat mich wahnsinnig geärgert. Deshalb bin ich in der Halbzeit laut geworden“, hob Arminia-Coach Stefan Krämer hinterher hervor.

Was offensichtlich ebenso half wie das schnelle 2:2 nach dem Wechsel. Alleinangreifer Klos köpfte gegen den zu zögerlichen Bomheuer eine Jerat-Flanke links unten in die Fortuna-Maschen. Die Bielefelder packten nun ihre Steigeisen aus, machten den Rasen zur (Zwei-)Kampfzone. Das Publikum gab eine fulminante Rückendeckung. Und die Gäste das sicher geglaubte Match Stück für Stück aus der Hand.

Natürlich: Reisingers Verletzungsausfall in der 57. Minute nach Salgers Tritt war schmerzhaft. Und wer weiß, wie das Treffen ausgegangen wäre, hätte es in dieser Szene einen Platzverweis gegeben.

Ein Ex-BVB-Profi durfte zweimal jubeln

Dem Referee mochte hinterher zumindest Mittelfeldroutinier Oliver Fink keine Vorwürfe machen: „Er war nicht immer auf unserer Seite. Die Niederlage haben wir uns aber selber zuzuschreiben.“

Wohl wahr. Adam Bodzeks Ballverlust im Mittelfeld brachte die Arminen drei Minuten vor dem Ende in eine Drei-gegen-drei-Kontersituation. Klos spielte Schütz in rechter Außenposition frei. Dessen langgezogene Direktflanke köpfte der eingewechselte Hille in die Maschen. Und der einstige BVB-Bundesliga-Kicker durfte noch mal jubeln. Diesmal leitete Finks Ballverlust den Konter ein. Hille schüttelte Ramirez im Zweikampf ab, steuerte allein auf Giefer zu – und versenkte zum 4:2!

„Wir haben Fußball in gewissen Situationen zu kompliziert gemacht. Dafür sind wir bestraft worden“, resümierte Fortuna-Coach Büskens. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison übrigens.