Spiez(CH). Charlison Benschop soll Dani Schahin bei Fortuna Düsseldorf ersetzen, den es zum FSV Mainz 05 gezogen hat. Der ehemalige Alkmaar-Angreifer ist bereits im Trainingslager des Bundesliga-Absteigers in der Schweiz eingetroffen. Unter Büskens möchte der23-Jährige ein besserer Fußballer werden.

Die beiden Klunker in den Ohrläppchen funkelten mit der Nachmittagssonne über dem Thunersee um die Wette. Charlison Benschops Strahlegesicht rundete die Zufriedenheit ab. „Wenn ich nach oben blicke, fühle ich mich karibisch“, gab der neue Fortuna-Angreifer zum besten. Die 1,91 Meter große, kräftig gebaute Leihgabe vom französischen Erstliga-Absteiger Stade Brest wohnt zwar seit 18 Jahren in Rotterdam. Ist aber in Willemstad geboren. Dem Hauptort auf Curacao, einer der drei ABC-Inseln der Niederländischen Antillen in der südlichen Karibik.

„Für mich ist Fortuna ein gute Gelegenheit, ein besserer Fußballer zu werden“, erklärte Benschop am Sonntag auf der Dachterrasse des Belvedere Hotels zu Spiez. Die Chance hatte sich mit dem Abgang von Dani Schahin zum FSV Mainz 05 aufgetan.

Abend-Flug nach Frankfurt

Im NRZ-Gespräch am Samstagnachmittag hatte sich Fortunas Sportvorstand Wolf Werner (noch) nicht in die Karten schauen lassen. Auf die Frage nach einer offensiven Verstärkung und die Folgefrage, ob man dafür den aktuellen Kader finanziell und personell nicht liften müsse, grinste Werner nur listig in seinen Oberlippenbart hinein. „Ja, da müssen wir noch etwas tun. In welche Richtung, das behalten wir aber für uns.“

Das freche Täuschungsmanöver flog schnell auf. Im benachbarten Speiseraum wartete Dani Schahin auf seine Abreiseerlaubnis, schaute ungeduldig durch die Fensterscheibe, wann denn sein Noch-Chef endlich das Interview beenden würde. Während des Testspiels gegen den schweizer Zweitligisten FC Biel/Bienne zweieinhalb Stunden später hatten sich die Wege von Fortuna und Dani Schahin – die NRZ hatte dies schon vor einer Woche angedeutet – dann getrennt. Der Angreifer war am frühen Abend im Flugzeug nach Frankfurt unterwegs. In Mainz zeichnete Schahin gestern nach dem Medizincheck einen Kontrakt bis zum 30. Juni 2017.

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Die vorzeitige Vertragsauflösung lässt sich die Fortuna mit rund 1,5 Millionen Euro versüßen. Was intern als „Riesengeschäft“ bewertet wird. Konterstürmer Schahin, der am Freitagabend beim 0:3 gegen den FC Basel in Grenchen in der Fortuna-Startelf gestanden, am Samstagmorgen auch noch mit dem Team trainiert und sich „nie hängen gelassen“ hatte, so Trainer Mike Büskens, war zwar mit acht Treffern in der vergangenen Saison der beste rot-weiße Bundesliga-Schütze. Gilt allerdings als technisch limitiert.

Mehr als einmal hatte sich Chefcoach Büskens in den vergangenen Tagen auf dem Trainingsrasen gestenreich mit Schahin unterhalten. In der Saison vor dem Wechsel nach Düsseldorf war der Angreifer bei Greuther Fürth eben von jenem obersten Übungsleiter nur noch sporadisch für die Anfangself berücksichtigt worden. Weil „wir mit Olivier Occean und Co. schlicht den besten Angriff der Liga hatten“, wie Büskens gestern betonte.

Ohne große Hilfe des gebürtigen Ukrainers mit libanesischen Wurzeln schafften die „Kleeblätter“ 2012 den Aufstieg in die Bundesliga.

Aufstieg mit Waalwijk

Ob Charlison Benschop ein vollwertiger Schahin-Ersatz werden kann? Beim ehemaligen Ribery-Klub in Brest kam der Niederländer in der vergangenen Saison 18-mal zum Zug, erzielte dabei übersichtliche drei Treffer. War zuvor drei Saisons in der Ehrendivision im Einsatz. Zwei für AZ Alkmaar, davor eine Spielzeit beim RKC Waalwijk, mit dem Benschop im Frühjahr 2009 aufgestiegen war.

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Ein wirklicher Torjäger ist der 23-Jährige nicht. „Er ist robust, auf dem Platz aber nicht statisch, hat ein ordentliches Pfund und sicher Potenzial“, so Büskens’ Kurzanalyse. Der musste sich in Bild und Ton über die Schahin-Alternative schlau machen. Eine Live-Beobachtung war wegen des zeitigen Saisonendes in Frankreich nicht mehr drin.

Nach einem Torjäger wird weiter gefahndet. „Wir haben ja noch etwas Zeit“, so Büskens und Sportvorstand Werner unisono. Um genau zu sein: Bis zum Transferfenster-Ende am 31. August.