Borkum.

An der Strandpromenade hatte die Borkumer Kurverwaltung in Rot und Weiß geflaggt. Rund um den 64 Meter hohen neuen Leuchtturm ebenfalls. Da hieß es plakativ: „Moin, Fortuna!“ Die Touristeninformation am kleinen Hauptbahnhof ist bis Dienstag sogar ein Fortuna-Inselshop. Doch der gewisse Wohlfühlfaktor wollte sich am Freitagnachmittag zum Auftakt des Trainingslagers auf der Nordseeinsel mit Hochseeklima nicht einstellen. Das Wetter scherte sich ebenso wenig um die zumeist in kurzen Hosen angereisten Fußball-Zweitligaprofis wie die Seehunde. Die räkelten sich trotz Bindfädenregen und üblen Sturmböen genüsslich auf ihrer Sandbank. Direkt vor der Strandpromenade.

Das Jubelspalier für die kickenden Inselbesucher fiel mickrig aus. Viel mehr als zwei Dutzend Düsseldorfer mochten dem wilden Wetter für ihre Lieblinge nicht trotzen.

Inselbahn gleich vor der Tür

Clever hat die Fortuna ihr Quartier ausgewählt. Die Bahn hält fast exakt vor der Tür des Hotels Vierjahreszeiten am Georg-Schütte-Platz. Der Mannschaftsbus wäre eigentlich überflüssig. Die maritim-weichen Hotelfarben in Weiß, Sandgelb und Mattblau reichten gestern allerdings nicht für echte Kuschelgefühle. Dabei hatte mancher nach den heißen Tagen in Düsseldorf vom Sprung in den hübschen Freiluftpool des Wellnessbereiches geträumt. So aber blieb das himmelblaue Nass gestern verwaist.

Für die Kicker ging es um 17 Uhr per Rad zügig in weniger als fünf Minuten zum Trainingsrasen an der Inselschule. Vorbei am Rektor-Meyer-Pfad, wo man einen besonderen Zaun bewundern darf. Die Gartenbegrenzung dort ist keineswegs aus Holzlatten, sondern aus den Kinnladen gefangener Wale aus vergangenen Jahrzehnten gezimmert.

Weniger kernig ging es dann im Training zur Sache, dem gut 40 Interessierte auf dem Rasenplatz an der Inselschule bewohnten. Chefcoach Mike Büskens ließ seine Kicker eine gemäßigte 90-Minuten-Einheit fast ausschließlich mit Ball absolvieren.

Reck reiste vergangenes Jahr mit dem MSV auf die Insel

Die eine oder andere etwas intensivere Fitnesseinheit dürfte auf die rot-weiße Crew sicher auch noch warten. Der neue Konditionstrainer Axel Dörrfuß könnte, zumindest was Laufeinheiten anbetrifft, auf der Insel fröhlich aus dem Vollen schöpfen. Über den weichen Strandsand oder die angenehmeren, weil härteren Dünenwege ist das Ostland ziemlich genau acht Kilometer entfernt.

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Hinter der Miniansammlung aus zwei Restaurants, einigen Höfen und Häusern kommt, weitere gute acht Kilometer, komplette Dünennatur. Bis zum Vogelschutzgebiet Hoge Hörn. Da könnte man sogar einen kleinen Marathon laufen. Wenn man am Borkumer Südstrand anfangen würde. Vielleicht in der Nähe der Kiebitzdelle, wo Alt-Kanzler Gerhard Schröder gern in seinem Häuschen die frische Luft genießt.

Einer im Fortuna-Tross kennt sich übrigens auf Borkum aus. Der neue Torwarttrainer Oliver Reck war im vergangenen Sommer bei besseren Witterungsbedingungen mit dem MSV Duisburg zur Vorbereitung auf der Insel. Glück brachte das dem langjährigen Bremer Bundesliga-Keeper aber nicht ein. Früh in der Hinrunde trennten sich die Wege an der Wedau – mangels sportlichem Erfolg.