Wolfsburg.

Als in der mintgrün bestrahlten Frostschüssel zu Wolfsburg die letzten zehn Spielminuten angebrochen waren, dürfte sich so mancher Fortuna-Fan schon auf die Lippen gebissen haben. Bitte nicht schon wieder einen Punkt auf gegnerischem Geläuf liegen lassen! Diesmal allerdings gestatteten die Schützlinge von Cheftrainer Norbert Meier dem Gegner nicht mehr den finalen Stich. Dank des zweiten Saisontreffers von Winterneuzugang Mathis Bolly hieß es beim VfL am Ende gerechterweise 1:1 (1:0).

Ken Ilsø stand erstmals seit dem 0:1 in Freiburg, also seit vier Pflichtspielen, überraschend wieder in der Startelf. Für den verletzten Andreas Lambertz. Impulse konnte der Däne aber nicht setzen. Und wurde in der Pause gegen Stefan Reisinger ausgetauscht.

Fehlpassfestival zu Beginn

Halbzeit eins – ein Fehlpassfestival. Die Wolfsburger hatten, bis auf einen Pfostentreffer des Spanien-Schweizers Rodriguez aus 25 Metern (19.), offensiv nichts zu bieten. Die Fortunen zogen zwei engmaschige Viererketten auf, die selten Gefahr zuließen. Nach vorn passierte allerdings auch (fast) nichts.

Erst nach 37 Spielminuten wurde es interessant – und schön. Der einzig gelungene rot-weiße Vortrag mit Zielabschluss war ein Augenschmaus. Axel Bellinghausen hatte die Kugel brasilianisch per Hacke mitgenommen. Robbie Kruse, zwischenzeitlich von der rechten Seite in den Angriff gewechselt, nahm die Vorlage auf, setzte sich gegen Kjaer durch und flankte präzise. Wie beim 1:0 in München vergangenen Samstag stand Mathis Bolly, bis dahin kaum wirklich im Spiel, goldrichtig. Und hielt wieder gewinnbringend die rechte Fußballschuhseite in die Vorlage. Eine Chance, ein Tor, Halbzeitführung! Effektiver ging es aus Gäste-Sicht erst einmal nicht.

VfL-Trainer Dieter Hecking konnte die schlappe, eher planlose Vorstellung nicht gefallen haben. Mit dem Niederländer Bas Dost stellte er Ivica Olic eine zweite Spitze zur Seite. Wolfsburg drückte zügig. Und traf. Olic lochte eine Flachpass-Vorlage von Orozco zum Ausgleich ein. Die bis dahin fehlerfreie Innenverteidigung mit Martin Latka und Stelios Malezas hatte nicht aufgepasst.

Tesche scheitert am Lattenkreuz

Erst jetzt bekam die Partie Bundesliga-Niveau. Auch Fortuna traute sich mehr. Mathis Bolly spielte seine Schnelligkeit aus. Beim Solo in der 59. Minute zischte sein Rechtsschuss knapp am langen VfL-Pfosten vorbei. Noch näher am 2:1 war Robert Tesche dran. Sein 18-Meter-Schlenzer knallte gegen das rechte Lattenkreuz.

Dann musste Bolly raus: Wadenkrampf im rechten Bein! Der eingewechselte Dani Schahin legte per Konter für Robbie Kruse auf. Dessen Schussversuch verhungerte jedoch. Per Hackentrick versuchte es Schahin in der Nachspielzeit. Doch Benaglio passte auf. Und dann war Schluss. Die rund 2000 Fortuna-Fans hatten erfolgreich gegen Frostbeulen angesungen. Und feierten den Punktgewinn. Den auch Dani Schahin in Ordnung fand. „Nimmt man die letzten 20 Minuten als Maßstab, war mehr drin“, meinte der Stürmer, „aber insgesamt ist das Unentschieden gerecht.“