Düsseldorf. Ein 2:2 reichte Fortuna Düsseldorf im Relegations-Rückspiel gegen Hertha BSC Berlin zum Aufstieg in die Bundesliga. Doch das Spiel stand kurz vor dem Abbruch, nachdem Düsseldorfer Fans aufs Spielfeld gestürmt waren. Deshalb behielten sich die Berliner einen Protest vor.

Es waren bizarre Bilder – und der Aufstieg von Fortuna Düsseldorf in die Bundesliga ging im Chaos unter: Für 20 Minuten musste die Partie unterbrochen werden, nachdem zwei Minuten vor Schluss der Nachspielzeit Düsseldorfer Fans aufs Spielfeld gestürmt waren und damit beinahe einen Spielabbruch herbeiführten. Die Spieler flüchteten in die Katakomben, erst nach einer langen Unterbrechung setzte Schiedsrichter Wolfgang Stark die Partie fort – und um 22.50 Uhr war der Aufstieg in die Bundesliga dann endlich wirklich unter Dach und Fach.

Fortuna-Fans rissen Rasenstücke heraus

Doch niemand sprach nachher noch über dieses 2:2 der Düsseldorfer gegen Hertha BSC, das nach dem 2:1-Hinspielsieg der Fortuna den Aufstieg des Zweitligisten bedeutet. Es regierte nur noch das Chaos. Die Düsseldorfer Verantwortlichen um Trainer Norbert Meier und Manager Wolf Werner standen am Spielfeldrand und waren fassungslos ob der Kopflosigkeit der eigenen Anhänger, die mit ihrem verfrühten Sturm aufs Spielfeld den sportlichen Erfolg ihrer Mannschaft gefährdeten. Die Anhänger rissen sogar Rasenstücke heraus, bevor die Partie nach der langen Unterbrechung fortgesetzt wurde. Fußball verrückt.

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Kühlen Kopf behielt Schiedsrichter Wolfgang Stark, der so lange ausharrte, bis die Fans den Platz wieder verlassen hatten. „Man muss Schiedsrichter Wolfgang Stark ein großes Lob aussprechen. Er hat alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Am Ende ist alles noch einmal gut ausgegangen. Auch wenn alles was passiert ist, höchst bedenklich ist“, sagte Hellmut Krug, Schiedsrichter-Boss der Deutschen Fußball-Liga (DFL).

Zwischendurch sah es danach aus, als würden die Berliner Spieler gar nicht wieder auf den Platz zurückkehren. Dies kritisierte Fortunas Sportvorstand Wolf Werner: „Unschön war, dass Hertha-Spieler versucht haben, den Spielabbruch zu provozieren.“ Noch lange nach dem Spiel behielten sich die Berliner einen Protest vor, weil die letzten Minuten nicht regulär über die Bühne gegangen seien. "Das Fußballspiel hätte nicht so ausgehen dürfen, wie es ausgegangen ist. Das hatte mit Fußball nichts zu tun. Die Frage, ob wir Protest einlegen, kann ich noch nicht beantworten. Wir sind gut beraten die Dinge sacken zu lassen und werden alles in Ruhe bewerten", sagte Berlins Sportdirektor Michael Preetz, nachdem der sechste Bundesliga-Abstieg des Traditionsklubs perfekt war.

Abschied von Otto Rehhagel

Das erste Mal ausgelöst wurden die Tumulte an diesem traurig-denkwürdigen Abend nach einer Stunde, als im Anschluss an die Düsseldorfer 2:1-Führung durch Ranisav Jovanovic in der 60. Minute Bengalos aufs Spielfeld geworfen wurden – vornehmlich aus dem Berliner Block. Schiedsrichter Stark musste die Partie das erste Mal für vier Minuten unterbrechen, 500 Polizisten marschierten danach auf, um die randalierenden Hertha-Fans in Schach zu halten, ehe die Ereignisse in der Schlussphase richtig eskalierten: Nach dem erneuten Berliner Ausgleich durch Raffael (85.) flogen wieder Bengalos. Zuvor hatten Maximilian Beister (1.) und Änis Ben-Hatira (23.) für die Tore in dieser Partie gesorgt, die sportlich sogar auf gutem Niveau stand. Ben-Hatira sah in der 54. Minute die Gelb-Rote Karte, womit sich die gegenüber dem Hinspiel zuvor erheblich verbesserten Berliner selbst schwächten. Doch darüber sprach nachher ebenso niemand wie auch über den Abschied von Otto Rehhagel, der seine Trainer-Karriere mit dem Hertha-Abstieg aus der Bundesliga beendet.

Fortuna hingegen feierte nach 15 Jahren die Rückkehr in die Bundesliga, doch von Feiern konnte zunächst keine Rede sein. Ein immer noch geschockter Fortuna-Abwehrspieler Jens Langeneke sagte: „Ich hatte es mir ein wenig anders vorgestellt und bin sehr reserviert. Das ist nicht schön.“ (mit dapd)