Düsseldorf. Am Freitag trifft der VfL Bochum auf Fortuna Düsseldorf. Für Gästespieler Lukas Schmitz ist es eine besondere Partie. Der Routinier im Interview.
Lukas Schmitz lehnt sich vor dem Interview entspannt zurück. An seiner Körpersprache ist keine besondere Anspannung zu erkennen. Vielleicht aber kann er sie auch gut verbergen. Denn eigentlich ist das Auswärtsspiel beim VfL Bochum an diesem Freitag (18.30 Uhr/Sky) ein besonderes für den 28-jährigen Verteidiger des Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Schließlich wurde er 2009 beim Revier-Klub aussortiert, man sagte, sein Talent reiche nicht für eine Profi-Karriere. Die startete er danach auf Schalke dennoch.
Lukas Schmitz, wissen Sie, wer nach Torhüter Michael Rensing in dieser Saison die meisten Einsatzminuten bei Fortuna Düsseldorf zu verzeichnen hat?
Lukas Schmitz (überlegt): Schwierig, da könnte vielleicht sogar ich sein.
Das ist korrekt. 1846 Minuten sind es. Kann man das als Zeichen dafür werten, dass Sie und die Mannschaft gut zusammenpassen?
Schmitz: Ja. Ich fühle mich richtig wohl, das muss ich sagen. Es ist mein Ziel, mich immer zu verbessern. Die Möglichkeit dazu habe ich hier. Natürlich ist es nach der letzten Saison, in der wir schlecht gespielt haben und beinahe abgestiegen sind, auf den ersten Blick einfacher zu sagen, dass wir diese Leistung übertroffen haben. Aber für mich persönlich gilt: Ich lege viele Extra-Schichten ein und mache viel für meine Fitness. Dementsprechend bin ich auch in der glücklichen Situation, dass Trainer Friedhelm Funkel mir mit so vielen Einsätzen das Vertrauen geschenkt hat.
Sie sind einer der erfahreneren Spieler in der Mannschaft. Das macht sich doch sicher auch im inneren Kreis bemerkbar. Sehen Sie sich als Sprachrohr?
Schmitz: Ich reflektiere da eigentlich gar nicht so sehr. Kapitän Oliver Fink und seine Stellvertreter haben noch etwas mehr Erfahrung. Um zu dem engsten Kreis der Erfahrenen zu zählen, fehlen mir noch ein paar Jahre. Aber: Ich habe über 100 Bundesliga-Spiele und noch viele Zweitliga-Spiele. Daher sehe ich mich durchaus in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass Mentalität und Stimmung in der Mannschaft passen.
Vor der Saison haben Sie gesagt, dass alles besser geworden ist. Die Hinrunde ist auch wirklich gut gelaufen. Was hat die Fortuna besonders gut gemacht, damit sie eine so stabile Hinrunde spielen konnte?
Schmitz: Wir haben verstanden, dass wir Dinge, die in den zwei Jahren zuvor nicht gut gelaufen sind, anders machen müssen. Zum Beispiel, dass wir weniger Gegentore bekommen. Dazu waren wir in den Spielen, die wir nur knapp gewonnen haben, sehr effizient. Das hat uns geholfen. Grundsätzlich glaube ich, dass das Gefüge der Mannschaft besser ist. Die erfahrenen wie auch die jüngeren Spieler führen ihre jeweiligen Rollen gut aus.
Seit dem Ende der Winterpause wartet die Mannschaft auf einen Sieg. Was, denken Sie, sind die Gründe dafür?
Schmitz: Die Ergebnisse sprechen für sich. Wir müssen schleunigst sehen, dass wir einen einfahren. Wir schießen zu wenig Tore. Bevor es jetzt aber heißt, dass ich unsere Stürmer kritisiere: Das ist auf keinen Fall so. Alle Mannschaftsteile haben sich das zuzuschreiben. Dass dieses Problem besteht, hat viele Gründe, aber nicht den, dass wir nicht daran arbeiten. Wir trainieren intensiver als in der vergangenen Saison. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir bald wieder Siege einfahren.
Es heißt, dem Spiel der Düsseldorfer fehle die Kreativität. Teilen Sie diese Meinung?
Schmitz: Diese Kritik ist natürlich sehr pauschal. Wenn wir mal in Führung gehen sollten, ist es einfacher, hinten sicher zu stehen. Dann ergeben sich auch mehr Räume. Geraten wir in Rückstand, müssen wir immer wieder anlaufen. Das eine basiert also auf dem anderen. Ich sage: Eine Führung würde uns guttun. Dann können wir mit der Qualität, die in der Mannschaft steckt, die Räume entsprechend gut nutzen.
Nun spielen Sie gegen den VfL Bochum, der zuhause noch kein Spiel verloren hat. Was spricht Ihrer Meinung nach trotzdem dafür, dass es mit einem Düsseldorfer Sieg klappt?
Schmitz: In Fürth haben wir ein Gegentor bekommen, im letzten Spiel keins. Wir stehen wieder gut. Vielleicht liegt uns ja ein Gegner, der das Spiel machen will, wie zum Beispiel der VfL.
Im Hinspiel, das die Fortuna mit 3:0 gewann, haben sich alle verwundert die Augen gerieben. Sie auch?
Schmitz: Das Heimspiel gegen Bochum war das erste Spiel von vielen guten, die wir dann hintereinander gemacht haben. Vielleicht war es sogar das beste Spiel, das wir bisher gemacht haben. Daran müssen wir jetzt anknüpfen.
Wie sehen Sie den VfL Bochum in dieser Saison?
Schmitz: Ich bin ja nicht deren Videoanalyst (lacht). Ich sehe, dass sie die Offensivspieler, die sie nach der letzten Saison verloren haben, gut ersetzt haben. Nach vorne, das ist mein Eindruck, sind sie stärker als in der Defensive. Genau das müssen wir für uns nutzen.
Sie haben zu Beginn Ihrer Profi-Karriere hart für Ihre Entwicklung gekämpft. Beim VfL hat man Ihnen gesagt, dass Sie den Sprung aus der zweiten Mannschaft in den Profi-Bereich nicht schaffen. Hat Sie das geprägt?
Schmitz: Ja, auf jeden Fall. Ich habe mir die Zeit in Bochum anders vorgestellt. Ich habe fast meine komplette Jugend bei der TSG Sprockhövel verbracht. Für mich stand fest, dass ich im Senioren-Bereich gucke, ob ich den Sprung schaffe. Mir lagen Angebote aus Dortmund, Schalke und eben Bochum vor. Dann habe ich pragmatisch gedacht: Bei einem Verein, der das Potential hat, in der Champions League zu spielen, wären die Chancen für mich wahrscheinlich nicht so groß gewesen wie in Bochum. Und dann hat es doch geklappt – aber auf Schalke.
Denken Sie noch oft an die Bochumer Zeit?
Schmitz: Ehrlich gesagt kaum. Ich bin glücklich darüber, wie alles gelaufen ist. Und ich stochere jetzt nicht in meiner Vergangenheit herum.
Sicher haben Sie noch Kontakte im Bochumer Umfeld. Schließlich kommen Sie aus Hattingen.
Schmitz: Ja, ich bin ein sehr heimatverbundener Typ. Viele meiner Freunde und Kollegen– zumindest die, die ich nicht davon überzeugen konnte, Fortuna-Fans zu werden – sind immer noch Bochum-Fans. Da kommen natürlich immer kleine Sticheleien. Die wollen natürlich eine Revanche für das Hinspiel, nach dem ich mal vorsichtig gefragt habe, was da mit der Mannschaft los war (lacht). Das gehört dazu und das macht auch den Reiz dieses Spiels aus.
Wie sieht es mit Kontakten zur Mannschaft aus?
Schmitz: Johannes Wurtz kenne ich noch aus Bremen, mit Felix Bastians habe ich bei Bochum gespielt. Aber das war´s dann auch.
Aufgrund der Nähe ist sicher genug Prestige in diesem Duell, richtig?
Schmitz: Ja, der Tisch ist gedeckt. Freitagabend, Flutlichtspiel, eine kurze Anreise. Es ist ein geiles Spiel.
Das sehen auch die Zuschauer so. Bis zu 20.000 werden erwartet. Ist das ein Zeichen dafür, dass beide Vereine – das Umfeld betrachtet – ein größeres Potential haben, als im Mittelfeld der 2. Bundesliga zu stehen?
Schmitz: Zum einen, ja. Aber die hohe Zuschauerzahl ist vor allem damit zu begründen, dass die Fans nur wenig Fahrtzeit haben. Freitagabends in Berlin ist es natürlich schwierig, nach der Arbeit noch ins Stadion zu kommen.
In der letzten Woche gegen Heidenheim gab es eine riesengroße Fan-Unterstützung erfahren. Verstärkt das den Glauben daran, dass bald die Erfolge kommen?
Schmitz: Ja, aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Selbst wenn wir verlieren, sehen die Zuschauer, dass wir doch noch etwas erreichen wollen. Und das honorieren sie. Wenn das nicht gegeben ist, wird es natürlich kritisch.
Sie sagten schon, dass Sie sich bei der Fortuna sehr wohl fühlen. Was gibt Ihnen das Gefühl, dass Sie hier besonders gut aufgehoben sind?
Schmitz: Zum einen die Fan-Nähe. Mir war es vorher gar nicht so bewusst, wie schön eigentlich die Mentalität der Menschen im Westen ist. Ich habe ja auch die Gelegenheit gehabt, so manchen Ur-Bremer kennenzulernen. Und dass man denen nachsagt, dass sie zum freuen in den Keller gehen, ist nicht ganz falsch. Ich weiß dadurch viel mehr zu schätzen, was ich an der Region habe.
War das auch einer der wichtigsten Gründe, bis 2018 zu unterschreiben?
Schmitz: Ja, auf jeden Fall. Ich kenne aber auch den Fußball. Wenn es gut läuft, spricht man so, wenn es schlecht läuft, spricht man anders.
Aktuell befindet sich Fortuna in einer Phase, in der sich nicht wirklich sagen lässt, ob es gut oder weniger gut läuft. Ist Ihr Bekenntnis dann nicht umso höher zu werten?
Schmitz: Ja, ich habe eine riesige Motivation, meinen Beitrag dazu zu leisten, dass wir bald wieder mehr Erfolg haben, damit wir Jahr für Jahr eine positive Tendenz vorweisen können.