Düsseldorf. . Nach der 1:5-Niederlage im Pokal gegen Nürnberg ist klar: Sollte die Fortuna noch einmal so verlieren, ist Trainer Kramer wohl nicht mehr zu halten.

Binnen 72 Stunden bleibt nicht viel Zeit zum Scherbenkehren. Jene drei Tage, die zwischen Fortunas Pokal-Debakel vom Dienstag in Nürnberg und dem Punktspiel am Freitag gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth (18.30 Uhr, live in unserem Ticker) liegen, dürften auch wohl kaum ausreichen, um die 1:5-Pleite des Fußball-Zweitligisten beim Liga-Konkurrenten im Frankenland in all ihren Facetten aufzuarbeiten.

„Man hat nicht lange Zeit um nachzudenken“, sagte Frank Kramer gestern Mittag. In den Worten von Fortunas Cheftrainer dürfte die Hoffnung mitgeschwungen haben, dass sich die höchste Pokalniederlage der Vereinsgeschichte nicht bis heute Abend als Blockade in den Köpfen seiner Spieler festgesetzt hat. Denn so viel steht fest: Sollte sich seine Mannschaft erneut einen Offenbarungseid wie in Nürnberg leisten, wäre Kramer wohl nicht mehr zu halten. Ausgerechnet gegen seine alte Fußball-Liebe Greuther Fürth, für die er über zehn Jahre als Spieler und Trainer aktiv war, spielt der 43-Jährige nun auf Bewährung.

Jäger will keine Trainerdiskussion

„So eine Halbzeit wie in Nürnberg darf es nicht noch einmal geben“, forderte Fortunas Interimsboss Paul Jäger im Gespräch mit der NRZ. Eine Trainerdiskussion will der Finanzvorstand zwar nicht führen, merkte aber an: „Mit jedem Spiel gewinnt man neue Erkenntnisse.“

Die jüngsten Erkenntnisse dürften dabei nicht gerade für die Arbeit von Kramer sprechen. Galt er im Zuge von Fortunas Neuanfang bislang noch als „alternativlos“, muss sich der Verein spätestens seit Dienstag mit der Frage auseinandersetzen, wieviel Geduld er sich in der Trainerfrage noch leisten kann und will.

Kramer selbst will sich mit einer möglichen Diskussion um seine Person nicht beschäftigen: „Mich interessiert nur das, was ich beeinflussen kann. Mit allen anderen Szenarien beschäftige ich mich keine Sekunde lang!“ Noch vor einem Monat und dem ersten Saisonsieg gegen den TSV 1860 München (3:0) dankte Kramer den Verantwortlichen und den Fans ausdrücklich für das Vertrauen und die aufgebrachte Geduld in seine Person, trotz bis zu diesem Zeitpunkt fehlender Ergebnisse. Ungeachtet weiterhin ausbleibender Punkte und dem Absturz auf den Abstiegs-Relegationsplatz bedachten Fortunas Anhänger im Rahmen der Mitgliederversammlung in der Vorwoche Mannschaft und Trainer-Team noch erneut mit einem Vertrauensvorschuss. Das Pokal-Debakel von Nürnberg ließ die Stimmung aber nun endgültig kippen. Das erschreckend emotionslose Auftreten der Spieler beim Zweitrunden-Aus quittierten die Anhänger mit Bierbecherwürfen und Schmähgesängen.

Die Mannschaft dürfte somit heute Abend eine unruhige Stimmung unter ihren Fans erwarten, sollte sie nicht gänzlich anders auftreten. Dass letzteres der Fall sein wird, daran lassen alle Verantwortlichen keine Zweifel aufkommen.

Hoffnungen ruhen auf Bellinghausen

„Es muss und wird eine Mannschaft auf dem Platz stehen, die ein ganz anderes Gesicht zeigen wird“, versicherten Coach Kramer und Sportdirektor Azzouzi unisono. Berechtigte Zuversicht, oder doch nur verzweifelter Zweckoptimismus?

Zumindest personell wird sich an der Startelf einiges ändern. Große Hoffnungen setzt man dabei in das Comeback von Axel Bellinghausen, dessen Kämpfernatur derzeit gefragter ist denn je. Auch andere Rekonvaleszenten wie Mathis Bolly könnten wieder zum Einsatz kommen. Zwar seien noch nicht alle angeschlagenen Spieler wieder bei einhundert Prozent. „Es ist aber eine besondere Situation“, so Kramer, „in der wir besondere Maßnahmen treffen müssen!“ Eine echte Bewährungsprobe eben.