Düsseldorf. . Das “Kopfball-Ungeheur“ kommt nach Düsseldorf. Dabei wollte 1,93 Meter große Kicker eigentlich zu Hertha BSC wechseln. Erstmal wohnt er im Hotel.

Es gibt viele Orte, an denen Alexander Madlung den Herbst seiner imposanten Fußball-Karriere bestreiten könnte. In Frankfurt beispielsweise, wo er die bislang letzten 38 seiner insgesamt 285 Erstligapartien bestritt, doch ein Angebot der Eintracht zur Vertragsverlängerung lehnte er ab. Die Hauptstadt lockte. Bei der Hertha hatte sich der Innenverteidiger schließlich vor 15 Jahren von der Oberliga bis auf die internationale Bühne empor gekickt. Was lag da vermeintlich näher, als zu den Wurzeln zurückzukehren?

Der Medizincheck war schon absolviert, ein unterschriftsreifer Einjahresvertrag lag beim Hertha-Management bereits in der Schublade, doch es wurde nichts aus der Rückkehr des Mannes, den sie im Fußball-Oberhaus achtungsvoll „Kopfball-Ungeheuer“ nennen. Mit seiner Lufthoheit hat sich der 1,93 Meter große Kicker auch im Ausland einen Namen gemacht. In England lockte Zweitligist Bolton Wanderers, aus Amerika klopfte Jermaine-Jones-Klub und MLS-Vorjahres-Finalist New England Revolution an. Doch Madlungs Wahl fiel nach zweiwöchigen Verhandlungen auf die Fortuna. „Eine Herausforderung“, wie er sagt. Eine Entscheidung, die er gut überdacht haben wird, denn schließlich tauscht er das Fußball-Oberhaus gegen den Abstiegskampf in Liga zwei ein. Vorerst zumindest.

Ein Hotelzimmer bezogen

Dass Madlung mit der Fortuna vor Ablauf seines bis 2017 datierten Vertrags Erstliga-Luft schnuppern wird, ist in der derzeitigen Situation eher als utopisch anzusehen. Vielmehr soll der Neuzugang, der gestern Nachmittag erstmals mit der Mannschaft trainierte und schon morgen Abend beim Gastspiel in Leipzig erstmals im Kader stehen könnte, seinem neuen Team helfen, sich schnellstmöglich von der Abstiegszone zu distanzieren. „Dafür“, ließ Madlung gestern wissen, „müssen wir so schnell wie möglich punkten, um den Zählern nicht nach der Winterpause hinterher zu laufen!“ Zunächst aber gilt es sich zu akklimatisieren. Nicht nur in der Landeshauptstadt, wo Madlung mit Frau Julita zunächst ein Hotelzimmer bezogen hat, bis eine geeignete Wohnung gefunden ist.

Auch die 2. Bundesliga ist Neuland für den Mann, der ansonsten von der Oberliga bis zur Champions League schon alle Seiten des Fußballs kennenlernte. Auch die Schattenseiten. Wie es ist, plötzlich nicht mehr im Rampenlicht zu stehen, erlebte er in den letzten vier Monaten, in denen er vereinslos war. Madlung hielt sich bei der Freien Turnerschaft Braunschweig fit. „Vor sieben, acht Wochen bin ich dann ins Training der U23 von Eintracht Braunschweig gewechselt, weil die Trainingsbedingungen dort professioneller sind.“

Warum es im Sommer in Frankfurt und Berlin nicht geklappt hat? Madlung möchte nicht darüber reden. „Jede Medaille hat immer zwei Seiten“, sagt er. Der Blick geht nach vorne. So schnell wie möglich möchte er der Fortuna helfen, aus dem Abstiegskampf herauszukommen. „Was viele nicht wissen ist, dass ich aus dem Mittelfeld komme und dementsprechend auch auf der Sechs spielen kann!“

Fortunas Cheftrainer Frank Kramer weiß das natürlich ganz genau. Und freut sich über einen routinierten Spieler, der mehr als nur eine Alternative ist und der Fortuna die Leichtigkeit zurückbringen soll. Madlung hat mit Düsseldorf den Ort für seinen Karriere-Herbst gefunden. Nur einen Wunsch kann man ihm in der Landeshauptstadt nicht erfüllen: Seine bevorzugte Trikotnummer „17“ wird seit dem Abgang von Fortuna-Ikone Andreas „Lumpi“ Lambertz nicht mehr vergeben. Madlung wird sich umgewöhnen müssen. Und künftig mit der „29“ auflaufen.