Maria Alm. An jenem 25. Februar 2011 wäre Julian Koch nach einem Zusammenstoß fast zum Sportinvaliden geworden. Im rechten Bein kam es zu Komplikationen mit der Durchblutung. Nun ist er zurück und will bei Fortuna alles zeigen.
Es läuft die 51. Spielminute in Fortunas letztem Österreich-Test gegen Feyenoord Rotterdam. Nach einem Pressschlag sackt Julian Koch auf der rechten Außenbahn mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen. Immer wieder trommelt der Neuzugang des Fußball-Zweitligisten vor Schmerzen mit der flachen Hand auf den Rasen und hält sich das gekrümmte rechte Bein, bis schließlich die medizinische Abteilung zur Hilfe eilt. In jenen Sekunden dürften Verantwortliche und Fans vor Schreck erst einmal die Luft angehalten haben. Viereinhalb Jahre ist es her, als Koch schon einmal nach einem Pressschlag liegen blieb.
Totalschaden im Knie
An jenem 25. Februar 2011 nahm die Aktion nicht so einen glimpflichen Ausgang wie am Sonntag gegen Rotterdam, als Koch nach kurzer Behandlung weiterspielen konnte. Damals wäre aus dem Fußballer Koch, der in jungen Jahren als eines der größten deutschen Talente auf der Rechtsverteidiger-Position galt, fast der Sportinvalide Koch geworden. Nach dem Zusammenstoß mit Oberhausener Dimitros Pappas ist im rechten Knie vom Kreuz- über das Außenband bis hin zum Meniskus alles kaputt. In einer Not-OP können die Ärzte sein rechtes Bein retten, in dem es zu Komplikationen mit der Durchblutung gekommen war. Es fehlten damals nur wenige Stunden, und man hätte amputieren müssen.
„Ich verschwende mittlerweile keinen Gedanken mehr an das, was damals gewesen ist“, sagt Koch heute, „ich kann es extrem gut ausblenden.“ Nach 616 Tagen schaffte er das Unglaubliche, was damals weder Ärzte noch Mitspieler für möglich gehalten hätten: Koch feiert sein Comeback im Profi-Fußball. „Ich konnte mir nicht eingestehen, dass es vorbei sein soll. Meine Familie und meine Freunde haben mir damals jeden Tag beigestanden, das war mein Anreiz zurückzukommen!“
Koch fegte die Fortuna mit St. Pauli vom Platz
Seinen beeindruckenden Ehrgeiz will Koch nun bei der Fortuna unter Beweis stellen. Dass die zurückliegende Rückrunde der Düsseldorfer nicht gerade beste Eigenwerbung für die potenzielle neue Spieler war, erlebte Koch als ehemaliger Paulianer hautnah mit. Die um den Klassenerhalt kämpfenden Kiezkicker fertigten die Fortuna im Saisonendspurt mit 4:0 ab. „Nach dem 1:0 hatten wir damals das Gefühl, dass die Fortuna auseinandergebrochen war“, erinnert sich Koch. „Inzwischen hat sich der Kader aber verändert. Wir haben acht, neun Spieler, die vorweggehen und Verantwortung übernehmen wollen. So etwas würde der Mannschaft in dieser Konstellation nicht passieren!“ Koch ist sich seiner Sache sicher. Er sei nicht in die zweite Liga gekommen, um dauerhaft dort zu bleiben. „Ich will schon irgendwann wieder in der ersten Liga spielen, am liebsten mit der Fortuna!“ Die Rahmenbedingungen stimmen ihn positiv: „Mit Frank Kramer und Peter Hermann haben wir ein extrem starkes Trainergespann. Die Mannschaft ist sehr homogen.“
Dass Julian Koch einst eine so schwere Zeit zu durchleben hatte, sieht man dem Blondschopf nicht mehr an. Der Blondschopf strahlt und lacht bei jeder sich bietenden Gelegenheit: „Die Verletzung war eine große Hürde, die ich übersprungen habe. Das hat mich in den letzten vier Jahren brutal gestärkt. Man weiß, wo man herkommt und wie beschissen es einmal war, da ist der Ehrgeiz umso größer!“