Düsseldorf. . Interimstrainer Taskin Aksoy setzt auf Oliver Fink, während der 29-Jährige unter dem beurlaubten Oliver Reck stets eine Stammplatzgarantie besaß. Erinnerungen an Lambertz werden wach.

Sollte ein Mannschaftskapitän auch gleichzeitig unangefochtener Stammspieler sein? Eigentlich schon, könnte die erste Intention bei der Beantwortung dieser Frage sein. Immerhin soll der Bindenträger doch sein Team in schweren Zeiten führen und gleichzeitig der verlängerte Arm sowie erste Vertrauensperson des Trainers sein. So zumindest lautet das normative Anforderungsprofil eines Käpt´n.

Doch beim Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf scheint der Antwort der eingangs gestellten Problemstellung ein klares „Nein!“ voranzugehen. Interimstrainer Taskin Aksoy setzte beim 2:1-Sieg gegen Drittligaaufsteiger FC Heidenheim nämlich nicht auf Adam Bodzek und stattdessen auf Oliver Fink. Letzterer nahm dabei nicht nur den freien Platz im defensiven Mittelfeld neben Routinier Sérgio da Silva Pinto ein. Gleichzeitig war der 23-jährige Österreicher auch Inhaber der prestigeträchtigen Spielführerbinde und dankte Aksoys dieses Vertrauen prompt mit einem Kopfballtreffer.

Ein fremdes Gefühl

Bodzek dagegen sah den überzeugenden Einsatz seines „Ersatzmannes“ lediglich von der an diesem Sonntag sicher besonders unbequemen Ersatzbank aus. Zyniker könnten sogar behaupten, dass „Bodze“ seinem Coach Aksoy für diese Erfahrung auch dankbar sein sollte. Denn erstmals in der laufenden Spielzeit saß der 29-Jährige als fitter und einsatzfähiger Spieler auf der Bank. Zumindest in dieser Saison war ihm dieses Gefühl bis dahin komplett fremd.

Auch interessant

Unter dem beurlaubten Oliver Reck wäre eine solche Degradierung noch undenkbar gewesen. Dieser setzte auf den im polnischen Zabrze geborenen Kicker als Korsettstange in seinem Konzept. Bei ihm durfte Bodzek immer ran, stand immer in der Startelf und spielte mit einer Ausnahme Anfang Oktober beim 4:1-Sieg gegen SV Darmstadt auch immer durch! Lediglich am 12. und 13. Spieltag verzichtete Reck auf ihn. Aber nicht wegen mangelnder Form, sondern notgedrungen aufgrund einer muskulären Verletzung.

Entpuppt sich der als Übergangstrainer geplante Aksoy aber mit einem weiteren Sieg am Freitagabend gegen den VfL Bochum als ernstzunehmende Optimallösung für Fortuna, könnte Bodzek sogar ein langfristiger Wandel vom Stammspieler zum (Edel-)Reservisten drohen. Und damit möglicherweise auch der dauerhafte Verlust des Kapitänsamt?

Auch interessant

Ein Blick in die jüngste rot-weiße Vereinshistorie lässt plötzlich Erinnerungen wach werden. Ein Spielführer als Bankdrücker? So etwas gab es doch schon unter Reck. Aber nur kurz. Nach seiner Beförderung vom Interims- zum Chefcoach nahm der einstige Bundesliga-Profi dem langjährigen Fortuna-Spielführer Andreas Lambertz die Binde weg. Und gab sie Bodzek.

Bodzeks Vertrag bis 2017 gültig

Aktuell aber eine große Kapitänsdebatte zu führen, kommt sicherlich noch etwas früh. Aufkommen könnte sie aber mit einem längeren Verbleib von Aksoy als Übungsleiter von Fortuna. Immerhin muss Bodzek im Gegensatz zum Kapitänsvorgänger „Lumpi“ nicht um seine Zukunft zittern. Noch unter Reck verlängerte Bodzek seinen im Sommer auslaufenden Kontrakt bis 2017.

Bleibt die Frage, wie er mit seiner aktuell schwierigen Situation umgeht. Die Antwort: Zumindest öffentlich keine. „Ich möchte gerade nichts sagen“, entgegnete er gestern nach dem Training. Angesichts der für ihn ungewohnten Situation eine verständliche Reaktion. Oder sollte man gerade von einem Mannschaftskapitän eher erwarten, in solchen Zeiten Stellung zu beziehen und sich kritischen Fragen zu stellen? Fest steht, dass ehemalige wie aktuelle Kapitäne es bei Fortuna derzeit wahrlich nicht leicht haben.