Düsseldorf. Durch den Sieg gegen Berlin bleibt die Fortuna oben dran. Der dritte Heimsieg vor der Winterpause konnte aber spielerische Probleme nicht überdecken.
Extrovertiertheit konnte man Oliver Reck im Moment der Entscheidung beim besten Willen nicht attestieren. Während Mathis Bolly am Freitagabend mit seinem Siegtreffer kurz vor dem Schlusspfiff die Stockumer Arena in ein Tollhaus verwandelte, gab sich Fortunas Cheftrainer an der Seitenlinie nahezu regungslos.
Die Hände in den Hosentaschen, praktizierte der 49-Jährige innere Genugtuung und verfolgte äußerlich unaufgeregt, wie Bollys Mitspieler wie Torhüter Lars Unnerstall quer über den Rasenacker sprinteten, um den jubelnden Torschützen mit ausgebreiteten Armen einzufangen, der nach wenigen Sekunden unter einem Dutzend Kollegen begraben nach Luft und Emotionen schnappte. „Es waren schließlich noch drei Minuten zu spielen und wir wissen ja nur allzu gut, dass das Spiel erst beendet ist, wenn der Schiedsrichter pfeift“, bekannte Reck nach dem dritten Heimsieg. Und dachte dabei wohl noch an die zurückliegende Partie in Braunschweig, als sich seine Zweitliga-Fußballer in der Nachspielzeit noch den Gegentreffer zum 1:2-Endstand einfingen.
Mit dem 1:0-Sieg gegen Union Berlin sorgten die Fortunen nach zuvor drei Niederlagen in vier Spielen für einen halbwegs versöhnlichen Jahresausklang und ein gutes Gefühl, das sie mit in die rund anderthalbmonatige Winterpause nehmen.
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Natürlich konnte der glückliche, aber letztlich nicht unverdiente Sieg Fortunas erneut offenbarte spielerische Probleme, insbesondere in einer schwachen ersten Halbzeit, nicht überdecken. Der Fingerzeig der Protagonisten auf das ramponierte Rasengrün und die fehlende Doppel-Sechs Pinto/Avevor mochte da nur halbwegs als entschuldigende Erklärung herhalten, denn die Fortuna tut sich in ihrer offensiven Kreativität nicht erst seit Freitag schwer. Es dürfte ein Schwerpunkt sein, den sich Cheftrainer Reck auf seiner Erledigungsliste für die Winterpause mit Rotstift notiert hat.
"Sollte nicht so viel über Druck reden"
Auch bei einem Remis gegen Berlin wäre der ehemalige Bundesliga-Torhüter nicht unzufrieden in die Winterpause gegangen, wie er sagt. „Wir haben jetzt 31 Punkte, das war vor dem Spiel unser Ziel. Das war ein wichtiges Zeichen. Wenn unser Kader im Januar wieder komplett ist und die verletzten Spieler zurück sind, haben wir mehr Möglichkeiten. Wir hätten jetzt auch nicht mehr Druck, wenn wir gegen Berlin nicht gewonnen hätten“, so Reck, „ich lag vor zwei Jahren in den Kitzbüheler Alpen mit einem Herzinfarkt auf der Erde, da war eigentlich schon alles vorbei. Man sollte nicht immer so viel über Druck reden, es zählen andere Dinge im Leben!“
Große Erleichterung konnte man nach dem Schlusspfiff bei Fortunas Verantwortlichen ablesen. Während Vorstandsvorsitzender Dirk Kall in der Mixedzone erst einmal tief durchatmete, lobte Sportvorstand Helmut Schulte den Willen seiner Spieler: „Man konnte teilweise schon das Gefühl haben, dass es nicht mehr funktioniert, aber die Spieler haben Bereitschaft gezeigt und sich nicht aufgegeben!“