München. DFB-Teammanager Oliver Bierhoff sieht Bundestrainer Joachim Löw trotz der Niederlage im EM-Halbfinale gerüstet für die Zukunft. Für die Kritik nach dem 1:2 gegen Italien hat Bierhoff zwar Verständnis, doch halte er nichts davon, gleich das ganze System infrage zu stellen.

DFB-Teammanager Oliver Bierhoff sieht Bundestrainer Joachim Löw trotz der enttäuschenden Niederlage im Halbfinale der EM in Polen und der Ukraine gerüstet für die Zukunft. „Jogi Löw wird das Spiel gegen Italien analysieren, und er wird bald wieder die Kraft finden für die nächste Strecke. Um Jogi mach' ich mir keine Sorgen“, sagte der 44-Jährige der Süddeutschen Zeitung.

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Für die Kritik nach dem 1:2 gegen den viermaligen Weltmeister hat Bierhoff zwar Verständnis, doch halte er nichts davon, gleich das ganze System infrage zu stellen. „Sechs Wochen wurde das Gefühl vermittelt, dass alles wunderbar läuft, es wurde die Dynamik des Teams gelobt, die flache Hierarchie, die integrative Kraft - nach einem Spiel war alles weggewischt“, sagte Bierhoff, dem der hohe Druck auf die Mannschaft stets bewusst war: „Es war ja schon vor dem Turnier absehbar, dass wir nach dieser überragenden Qualifikation und nach den Siegen gegen Brasilien und die Niederlande auf einem schmalen Grat wandeln, dass die Fallhöhe groß sein könnte.“

Ebenso gibt es für den früheren Italien-Legionär keinen Anlass, über die Personalentscheidungen von Löw zu debattieren. „Es ist gerade eine Stärke von Jogi Löw, dass er auch unpopuläre Entscheidungen trifft“, sagte Bierhoff. Trotz ansprechender Leistungen im Viertelfinale gegen Griechenland (4:2) hatte Löw Andre Schürrle, Marco Reus und Miroslav Klose gegen Italien wieder auf die Bank gesetzt. Stattdessen vertraute der 52-Jährigen dem formschwachen Lukas Podolski, Toni Kroos und Mario Gomez.

Bierhoff sieht keine „Verlierer-Mentalität“

Doch auch für Bierhoff waren die Darbietungen der DFB-Auswahl nicht immer das Gelbe vom Ei. „Es fällt auf, dass wir uns schwer tun, die ersten Torchancen zu nutzen, da fehlt auch Cleverness, Abgezocktheit“. Dafür habe es im Team nicht an Leidenschaft gemangelt. „Von unseren Spielern war keiner bequem, sie hatten alle Hunger nach dem Titel“. Zwar hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seit dem EM 1996 keinen Titel im Erwachsenenbereich geholt, von einer „Verlierer-Mentalität“ könne aber nicht gesprochen werden. DFB

Am inbrünstigen Hymnen-Gesang der Südeuropäer sei die Niederlage jedenfalls nicht fest zu machen. „Die Italiener haben auch vor dem Finale leidenschaftlich gesungen und 0:4 verloren“, sagte Bierhoff, der anmahnte, dass Deutschland die Leichtigkeit beibehalten müsse, die die Mannschaft bei der WM 2010 ausgestrahlt habe. „Wir müssen aufpassen, dass wir keine Überheblichkeit vermitteln“, denn Deutschland bewege sich aufgrund seiner Geschichte stets auf einem schmalen Grat, sagte Bierhoff. (sid)