Essen. Italien mag Deutschland geschlagen haben, mag sich in diesem Halbfinale von seiner stärksten, von seiner abgezocktesten Seite gezeigt haben, mag auch in der Vorrunde beim 1:1 gegen Spanien überzeugt haben: Ein zweites Mal aber wird sich der amtierende Welt- und Europameister Spanien gegen die Azzurri nicht überraschen lassen. Ein Kommentar.
Tiki-Taka ohne Durchschlagskraft, Siege ohne Glanz, Ergebnisse ohne (schönen) Fußball: Lauschte man den Spanien-kritischen Stimmen im Laufe dieser Europameisterschaft, es drängte sich einem fast der Eindruck auf, die Seleccion hätte spätestens im Halbfinale die Segel streichen müssen. So sehr spielten sie unter ihren Möglichkeiten. Mag sein. Was wirklich möglich ist, werden die Italiener am Sonntag im Finale von Kiew auf schmerzlichste Art zu spüren bekommen.
Auch wenn es den Liebhabern des vermeintlich schönen, des bedingungslos offensiven Spiels bitter aufstoßen wird: Diese spanische Mannschaft ist noch weiter als bei ihren Titelgewinnen 2008 und 2010, noch näher dran an der Perfektion ihres Schaffens. Endlos anmutende Ballstaffetten im grün-begrasten Niemandsland des Mittelfelds sind eines Europameisters nicht würdig? Gar einfach nur langweilig?
Dominanz in seiner reinsten Form
Von wegen. Das spanische Kurzpassspiel ist Dominanz in seiner reinsten Form. Es braucht nur einen genialen Moment der Fabregas', der Iniestas und der Xavis, um blitzschnell vorzustoßen, um dieses Finale zu entscheiden. Und wenn dieser Moment vergangen ist, dann wird das Leder wieder zirkulieren. Bis zum Abpfiff. Bis zum Titelgewinn. Ob's gefällt oder nicht.
Und Andrea Pirlo, der geniale Denker und Lenker in Reihen der Azzurri? Wird viel Zeit zum Denken bekommen. Ohne eigenen Ballbesitz aber keinen Raum zum Lenken. Zugegeben, das 1:1 aus der Vorrunde mag Italien Mut machen, verkommt in einem EM-Endspiel jedoch zum Muster ohne Wert. Das ist schade, aber keine Schande gegen einen Gegner, der in nunmehr neun K.O-Partien keinen Gegentreffer zugelassen hat. Aber das nur am Rande.
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