Essen. . Vor dem Klassiker Deutschland-Italien drehte sich auch beim Stammtisch „Reden mit Essen“ alles ums runde Leder. Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinsziehr verrät, dass sie eigentlich ein Fußballmuffel ist. Das ist bei Rolf Bierhoff, dem Vater von Oliver Bierhoff, freilich anders. Er ist von einem Sieg überzeugt.

So viel Zuversicht macht Mut: „Das gewinnen die Deutschen ganz klar mit 3:1“, sagt Rolf Bierhoff in einem Brustton der Überzeugung, der keine Zweifel lässt. Das pensionierte RWE-Vorstandsmitglied muss es wissen - schließlich managt sein Sohn Oliver Bierhoff seit 2004 die deutschen Elf. Zwischen Danzig und Essen glühen seit Beginn der Europameisterschaft die Leitungen - das Thema Fußball ist dabei aber tabu, wie Rolf Bierhoff am Rande des Stammtischs „Reden mit Essen“ im Colosseum verrät: „Das Führungsteam mit Jogi Löw, Andi Köpke, Hansi Flick und Oliver redet nicht mal mit den Ehefrauen über Interna der Nationalmannschaft.“ Ein gutes Gefühl hat Rolf Bierhoff dennoch. Das Team sei jünger und gleichzeitig reifer als 2006. Die EM-Spiele bislang hat er am liebsten vom heimischen Sofa gemeinsam mit Freunden verfolgt. „Wenn wir aber ins Finale kommen, dann fahren wir mit der gesamten Familie nach Kiew“, sagt der dreifache Großvater. Gegen wen die Deutschen in der Ukraine auf dem Platz stehen könnten? „Na gegen Spanien, das ist doch klar“, sagt Bierhoff.

Toni Pointinger, neuer Organisationsleiter beim frischgebackenen Regionalligisten FC Kray. Foto: Ulrich von Born
Toni Pointinger, neuer Organisationsleiter beim frischgebackenen Regionalligisten FC Kray. Foto: Ulrich von Born © WAZ FotoPool

Ähnlich optimistisch gibt sich Fußballurgestein Toni Pointinger, der ebenfalls ins Colosseum gekommen ist: Der ehemalige Manager von ETB Schwarz-Weiß und neuer organisatorische Leiter des FC Kray findet „dass es höchste Zeit wird, zu gewinnen“. Sportlich sei die deutsche Elf dazu absolut in der Lage. Das Spiel schaut er gemeinsam mit Freunden im kleinen Kreis - wenngleich er eigentlich kaum Zeit für die Europameisterschaft hat. Beim FC Kray gibt es schließlich eine Menge zu tun. So müsse die Kray-Arena nach dem Aufstieg schnellstmöglich tauglich für die vierte Liga gemacht werden. „Wir haben schon sehr gute Gespräche mit den Sport- und Bäderbetrieben geführt. Nun gilt es, die Anforderungen von DFL und Polizei schnell zu erfüllen, so Pointinger. Schließlich erwarte man mit Gegnern wie Oberhausen, Siegen und Wuppertal auch Spiele mit Brisanz-Potenzial. Die Derbys gegen die Rot-Weissen werden in Hin- und Rückrunde an der Hafenstraße ausgetragen, darauf haben sich beide Vereine bereits verständigt.

„Die Kollegen freuen sich aber mit den Fans“

Wenn dieses Spiel der Spiele ansteht, interessiert sich auch Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinsziehr fürs runde Leder - allerdings nur aus beruflichen Gründen. Privat ist sie ein richtiger Fußballmuffel, wie sie im Colosseum verrät. „Während mein Mann Fußball guckt, lese ich oft ein Buch auf dem Sofa. Man hört ja dann, wenn es spannend wird“, sagt sie. Ihr Team hingegen sei derzeit im kollektiven Fußballwahnsinn - auch, wenn die Autokorsos und Fanpartys zusätzliche Kräfte binden. Alle verfügbaren Kräfte werden auch zum Halbfinale wieder die Straßen im Stadtgebiet sichern. „Die Kollegen freuen sich aber mit den Fans“, sagt Fischer-Weinsziehr.

Zu den Fans gehört am Donnerstag auch Detlef Feige, ehemaliger Stadtsprecher und aktuell Sprachrohr von NRW-Justizminister Thomas Kuschaty. Letzterer hat die Weihnachtsfeier ausgerechnet auf das Datum des Halbfinales verschoben: „Wir sind in einem Restaurant in der Düsseldorf Altstadt. Dort wird aber ein Fernseher für uns aufgestellt oder wir bringen einen mit“, sagt Feige. Er rechnet mit einem knappen Sieg: „Wir gehen torlos in die Verlängerung und dann auch noch ins Elfmeterschießen. Deutschland gewinnt 4:3“, sagt er. Die nötige Stahlhärte für ein solches Spiel dürften seine Nerven nach 14 Jahren als Sprecher der Stadt Essen haben.