Kiew. Bei England hat unter dem neuen Trainer Roy Hodgson ein Umbau stattgefunden. England stellte bei der EM das drittjüngste Team. Trotz Viertelfinal-Aus schauen die Engländer deshalb optimistisch in die Zukunft.
Es gab diesen einen Moment der Hoffnung. Riccardo Montolivo hieß der Mann, der England ein bisschen Würde zurückzugeben schien, als er seinen Elfmeter verschoss. Montolivo hat eine deutsche Mutter, auch das noch; und Deutschland, England, Elfmeterschießen – das ist ja eine große Geschichte. Eine noch größere Geschichte ist allerdings das Elfmeterschießen an sich für die Engländer. Und die Tradition des Scheiterns hat Bestand, 2:4 stand es am Ende, weil Ashley Young die Latte getroffen und Torwart Gianluigi Buffon den folgenden Versuch von Ashley Cole pariert hatte. England musste erneut zusehen, wie andere feiern.
England und Hodgson optimistisch vor WM-Qualifikation
Sieben Mal haben sich die Engländer schon bei Turnieren am Elfmeterschießen versucht. Sechsmal erging es ihnen wie Sonntag. „Elfmeterschießen ist für uns zu einer Manie geworden“, sagte Trainer Roy Hodgson und dachte etwas schwermütig ans erfolgreiche Training zurück. Doch nun, nach 120 intensiven Minuten, war alles anders – wie gewohnt. Jetzt waren sie wieder da, die negativen Erinnerungen, wenn zwischen dem Schützen und dem Torwart nur elf Meter liegen, aber das Tor bei jedem Schritt Anlauf kleiner wird und die Unsicherheit größer. „Man kann müde Beine, Druck und angespannte Nerven nicht simulieren“, sagte Hodgson.
Zurück blieben traurige Engländer, wie so oft. Doch immerhin konnte Hodgson im Kern zurecht seine junge Mannschaft loben und „mit einem guten Gefühl“ in die WM-Qualifikation starten. „Wir fahren ungeschlagen nach Hause. Wir müssen akzeptieren, dass wir nicht gut genug waren, um in 120 Minuten zu gewinnen.“
Das Elfmeterschießen lastet weiterhin auf England
Doch Hodgson, erst kurz vor der EM ins Amt gerutscht, hatte auch gesehen, dass die Entwicklung der italienischen Mannschaft schon ein gutes Stück weiter vorangeschritten ist. „Für unsere jungen Spieler war es ein gutes Turnier“, sagte er. Nach Deutschland und Polen stellten die „Three Lions“ das drittjüngste Team. Sieben Spieler im Kader haben das 23. Lebensjahr noch nicht vollendet.
Das Turnier darf die Briten optimistisch stimmen. Denn nach den Wirren der Amtszeit des knorrigen Fabio Capello ist nun ein neues Klima ins Team eingezogen: Verletzungsausfälle haben Veränderungen notwendig gemacht. Und dabei hat Trainer Roy Hodgson ein gutes Händchen bewiesen. Zum dem neuen Gemeinsinn und der guten Stimmung gehört auch das Gefühl, einen Umbau eingeleitet zu haben, der künftig Erfolge ermöglichen könnte.
Nur die Sache mit dem Elfmeterschießen lastet auch auf der neuen Generation. Warum England immer vom Punkt scheitere, wurde Wayne Rooney gefragt: „Darauf habe ich keine Antwort.“ Es gibt wohl einfach keine.