Danzig. Marco Reus stand im EM-Viertelfinalspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft überraschend in der Startelf. Er war überhaupt nicht nervös und krönte seine starke Leistung mit dem Tor zum 4:1. Sein EM-Debüt wird der künftige Dortmunder nicht vergessen.

Joachim Löw rastet aus, wie er es sonst nur selten tut. Er wirbelt mit den Armen umher, vollführt dabei eine halbe Pirouette und flucht während dessen mit großer Hingabe. Das, was sich in der 25. Minute vor seinen Augen abspielt, ist das, was er auf keinen Fall sehen wollte gegen Griechenland. Und schon gar nicht in dieser unglückseligen Häufung. „Wir werden unsere Chancen bekommen“, hatte er noch einen Tag vor dem Anpfiff in Danzig gesagt, „und die müssen wir eiskalt nutzen.“ Das Problem: Marco Reus war in den Sekunden, ja sogar Minuten vor Löws Tobsuchtsanfall nicht eiskalt, er war heiß. Heißgelaufen.

Reus sollte den griechischen Zement aufweichen

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Reus. Immer wieder Reus. Null Minuten hatte der überragende Spieler der vergangenen Bundesliga-Saison bisher bei diesem Turnier gespielt. Plötzlich steht er da zwischen Sami Khedira und Holger Badstuber auf dem Platz und singt die Hymne. EM-Debüt im Viertelfinale. Auserkoren von Bundestrainer Löw, den griechischen Zement aufzuweichen.

Und die Akropolis bröckelt tatsächlich. Reus, zusammen mit Andre Schürrle und Miroslav Klose die Überraschungsgäste dieser Begegnung, erfüllt seinen Auftrag. Sein Antritt ist ein erfrischendes Element, seine Ballsicherheit auf rechten deutschen Mittelfeldseite ebenfalls neu in der Stärke seiner Ausprägung. Reus bringt in der ersten Halbzeit den Spaß zurück in das in den vergangenen Partien allzu teutonisch gewordene Spiel. Mit Dribblings und mit sehenswerten Kombinationen Mesut Özil und vor allem Miroslav Klose. Die drei suchen einander immer wieder. Und sie finden sich immer häufiger – ab der 20. Minute.

Müller wird etwas anbieten müssen, um den Platz zurückzuerhalten

Da sieht das Trikot von Marco Reus schon so aus, als hätte ihn jemand am Kragen durch den Morast gezogen. Die Griechen haben Schwierigkeiten, ihn zu halten. Doppelpass mit Klose, dann ein ansatzloses Pässchen auf Mesut Özil. Doch der vergibt diese 100-prozentige Chance. Weiter im Sekundetakt: Özil auf Reus – zum Torwart. Özil auf Reus – verzogen. Und zum großen Finale lupft Sami Khedira einen Ball in den freien Raum, niemand da außer Reus, der Ball tickt und Reus hält Vollspann aus 14 Metern drauf – wieder vorbei. Knapp zwar. Aber vorbei. Es ist der Moment, der Löw zum Überkochen bringt. Rein, rein soll der Ball und die Nation erlösen. Marco Reus hockt auf seinen Kein auf dem Rasen und hält sich die Hände vors Gesicht.

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Die Effizienz spricht an diesem Abend tatsächlich nicht für den Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach, an dem Borussia Dortmund nach dieser EM seine Freude haben wird. Aber sein Spiel tut es sehr wohl. Thomas Müller, der Mann, für den Reus in die Mannschaft gerutscht war, wird zumindest das ein oder andere anbieten müssen, um seinen Platz zurückzuerhalten.

Wuchtiger Schuss zum 4:1 in der 74. Minute

Denn Reus macht in der zweiten Halbzeit genau so weiter. Er sucht Klose, Klose sucht ihn. Er sucht Özil, Özil sucht ihn. Fast immer ist Gefahr für die Griechen im Verzug. Und dass er es doch kann, das mit dem Toreschießen, zeigt er in der 74. Minute, als er einen Abpraller wuchtig unter die Latte jagt. Es ist das 4:1, es ist die Entscheidung in diesem Spiel. Reus reckt den Finger gen Nachthimmel und Joachim Löw lächelt erstmals an diesem Abend ein wirklich entspanntes Lächeln. Wenige Minuten später winkt er seinen Zögling zur Auswechslung heran und verpasst Marco Reus stolz ein paar Klopfer auf die schmalen Schultern. Marco Reus wird das nicht vergessen. So wie den ganzen Abend, den Abend seines ersten EM-Einsatzes.

DFB-Team schlägt Griechen

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