Essen. Nach dem “Torklau von Donezk“ im EM-Spiel zwischen Gastgeber Ukraine und England fordern etliche Vertreter des Profifußballs die Einführung von technischen Hilfsmitteln. Auch Fifa-Präsident Sepp Blatter äußerte sich.
Nach dem EM-Skandal von Donezk haben zahlreiche Vertreter des Profifußballs die Einführung von elektronischen Hilfsmitteln gefordert. Beim englischen 1:0-Sieg gegen Gastgeber Ukraine war in der 62. Minute ein Treffer des Ukrainers Marco Devic vom ungarischen Schiedsrichter Viktor Kassai nicht gegeben worden, obwohl der Ball vom englischen Innenverteidiger John Terry klar von hinter der Torlinie ins Spielfeld zurückbefördert wurde. Der Ball hatte in vollem Umfang die Linie überschritten. Der Torrichter Istvan Vad hatte dem Unparteiischen offensichtlich keinen Hinweis gegeben, dass der Ball komplett hinter der Torlinie war. Für die Technik plädiert sogar Fifa-Boss Sepp Blatter. "Nach dem Spiel letzte Nacht ist Torlinientechnik keine Alternative mehr, sondern eine Notwendigkeit", schrieb der Chef des Fußball-Weltverbandes bei Twitter. Blatter wünscht eine Einführung zur WM 2014.
Von der deutschen Fußball-Nationalmannschaft äußerten sich am Mittwoch Sami Khedira und Thomas Müller bei der offiziellen Pressekonferenz. "Technische Hilfsmittel sind wichtig und richtig. Aus Sicht des Fans ist es schön, über so etwas zu diskutieren. Für die Spieler ist es aber sehr bitter, wenn solche Fehler passieren", sagte WM-Torschützenkönig Müller. Khedira sagte: "Technische Hilfsmittel würden uns definitiv nicht schaden." Der Mittelfeldspieler von Real Madrid ergänzte aber auch, dass es immer wieder Fehler geben werde. Seiner Meinung nach sind die Schiedsrichterleistungen bei der laufenden EM in Polen und der Ukraine bislang "insgesamt sehr gut".
Ex-Schalke-Trainer Magath fordert auf Facebook-Seite "Tortechnologie"
Aus der Bundesliga äußerte sich Trainer Felix Magath vom VfL Wolfsburg. "Her mit der Tortechnologie!", schrieb der Ex-Schalker auf seinem Facebook-Profil, "eine menschliche Fehlleistung raubte Sportlern den Lohn ihrer Anstrengung. Ein glasklares Tor wurde nicht gegeben, weil ein Signal aus dem Ball nicht vorhanden, der Blick auf den Monitor nicht gestattet, technische Hilfsmittel zur Erkennung eines Treffers nicht vorhanden" sind.
Am 5. Juli wollen die Regelhüter des International Football Association Board (IFAB) in Zürich grundsätzlich darüber entscheiden, ob künftig technische Hilfsmittel im Fußball zum Einsatz kommen sollen. Die Fifa hat zuletzt zwei Systeme getestet, mit denen die Torlinie überwacht und angezeigt werden kann, ob der Ball die Torlinie komplett überschritten hat. Experten des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen haben ein System entwickelt, das ähnlich dem Diebstahlschutz im Kaufhaus arbeitet. Das System basiert auf einem Magnetfeld am Tor. Passiert der Ball die Torlinie, wird dem Schiedsrichter ein Funksignal auf dessen Uhr übermittelt. Die sogenannte HawkEye-Technik wird seit Jahren beim Tennis eingesetzt. Das System arbeitet mit Kameras, die um das Spielfeld positioniert sind und die Spielsituation erfassen. Der Schiedsrichter wird etwa durch eine Vibration informiert. Allerdings würde die Meldung nur an den Schiedsrichter erfolgen und wäre im Unterschied zum Tennis nicht für das Publikum bestimmt.
Hellmut Krug ist für den "Chip im Ball"
Der ehemalige Weltklasse-Schiedsrichter Hellmut Krug aus Gelsenkirchen, im Moment "Berater der Deutschen Fußball-Liga (DFL) in Fragen des Schiedsrichterwesens", ist für einen "Chip im Ball". Damit würde nicht automatisch der Technik Tür und Tor geöffnet, "aber objektivierbar gemacht, ob ein Tor ein Tor war, oder nicht", sagte Krug. (sid/dapd/we)