Legionowo. . Griechenlands Nationalspieler haben einen Maulkorb verpasst bekommen: Sie dürfen sich vor dem EM-Viertelfinale gegen Deutschland nicht zur Euro-Krise äußern. Griechische Medien hatten derweil die Stimmung gegenüber den Deutschen mächtig angeheizt.
Training hinter verschlossenen Türen und ein Maulkorb für die Spieler zur Euro-Krise: Griechenlands Fußball-Nationalmannschaft hat die Konzentration vor dem EM-Viertelfinale am Freitag gegen Deutschland erhöht und jegliche Störfaktoren ausgeblendet. "Die Spieler beantworten gerne alle Fragen, wenn es um Fußball geht, aber nicht mehr zu diesem Thema", sagte Team-Manager Panagiotis Fyssas auf einer Pressekonferenz am Dienstag in Legionowo. Wegen der Finanzpolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Euro-Krise ist die Stimmung in Griechenland gegenüber Deutschland aufgeheizt.
Vor der Pressekonferenz wurden die Journalisten entgegen dem Vortag nach 15 Minuten vom Training ausgeschlossen. Verborgen hinter Sichtschutzwänden ließ Trainer Fernando Santos taktische Feinheiten einüben. Um Insider-Informationen und Ratschläge hat der Portugiese die Bundesliga-Profis in seiner Mannschaft aber nicht gebeten. "Mich hat er nicht danach gefragt", sagte Schalkes Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos, der mit dem Bremer Sokratis in Danzig wie beim 1:0 gegen Russland ein "deutsches" Abwehrbollwerk bilden soll.
Besonderes Spiel für Schalker Papapopoulus
Papadopoulos machte keinen Hehl daraus, dass es sich für ihn um ein "besonderes Spiel" handelt. "Ich werde Spielern gegenüber stehen, die ich gut aus der Bundesliga kenne", sagte der 20-Jährige: "Vielleicht ist dies ein Vorteil." Neben Papadopoulos und Sokratis verfügen auch Theofanis Gekas, Georgios Tzavellas, Konstantinos Fortounis und Nikos Liberopoulos über Bundesliga-Erfahrung. Auf Fragen zu Gegenspieler Mario Gomez, der bei dieser EM bereits dreimal getroffen hat, wollte Papadopoulos nicht groß eingehen: "Natürlich ist er ein starker Stürmer, alles Weitere wird aber auf dem Platz beantwortet."
Um die derzeit ausgeprägte Anti-Deutschland-Stimmung unter den Griechen etwas einzudämmen, rief Griechenlands Verbands-Präsident Sofoklis Pilavios die eigenen Fans schon einmal zu einem fairen und respektvollen Benehmen auf. "Es ist wichtig, dass wir bei diesem Spiel einen guten Eindruck hinterlassen - sowohl auf dem Platz als auch auf den Rängen", sagte Pilavios. Etwa 4.000 griechische Anhänger werden den Europameister von 2004 in Danzig unterstützen. Bei der deutschen Nationalhymne wird ein gellendes Pfeifkonzert erwartet.
Griechenland spielt wahrscheinlich mit Trauerflor
Nach dem Tod des früheren Nationaltrainers Alketas Panagoulias wird Griechenland wahrscheinlich mit Trauerflor spielen. Eine entsprechende Bitte hat der Verband EPO an die UEFA herangetragen und außerdem wegen einer Schweigeminute vor der Partie angefragt. Panagoulias war am Montag in Washington im Alter von 78 Jahren gestorben. Er hatte die Hellenen erstmals sowohl zu einer WM als auch zu einer EM geführt. Beim EM-Debüt 1980 in Italien hatten die Griechen unter Panagoulias im letzten Gruppenspiel ein 0:0 gegen Deutschland und damit ihren einzigen Punkt erkämpft.
Sich mit so einem Resultat am Freitag ins Elfmeterschießen zu retten, käme den Griechen sicher nicht ungelegen. Allerdings hatte Kapitän Georgios Karagounis, der wegen seiner zweiten Gelben Karte gesperrt ist, beim 1:1 im Eröffnungsspiel gegen Polen einen Strafstoß vergeben. "Vielleicht", sagte Santos, "heben wir uns das für die besonderen Momente auf." (dapd)