Essen. Der deutschen Nationalmannschaft fehlt nach drei mehr oder weniger berauschenden Turnieren das i-Tüpfelchen. Am Samstag beginnt die EM für die DFB-Elf gegen Portugal. Ein Kommentar über politischen Mitspielern und nicht ganz ernst zu nehmenden Orakeln bei der Fußball-EM.

Nach drei mehr oder weniger berauschenden Turnieren, bei denen lediglich das i-Tüpfelchen fehlte, hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft diesmal mehr zu verlieren als zu gewinnen. Immerhin eine deutsche Gewinnerin steht schon fest. Dank eines wohl kalkulierten „Überraschungsbesuchs“ im Quartier der DFB-Auswahl, wo sie von einem ihr aus Koalitionsgesprächen unbekannten Phänomen, dem Teamgeist, schwärmte, hat sich Angela Merkel schon mal vorsorglich als volksnahe Kanzlerin in Szene gesetzt.

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Und sollte das Team von Bundestrainer Joachim Löw am 1. Juli in Kiew trotz mancher Unkenrufe um den Titel spielen, wird sich die Regierungschefin die Chance nicht nehmen lassen, diesen Eindruck vor Ort zu verfestigen. In diesem Fall dürfte ein Airbus zu klein sei für all jene politischen Menschenrechtsverfechter, die über Nacht nichts mehr gegen die Ukraine einzuwenden hätten. Da loben wir uns den italienischen Staatspräsidenten, der nicht – wie es der Fußball-Philosophie seines Landes entspräche – auf Nummer sicher geht. Hat sich Giorgio Napolitano doch bereits zum ersten Spiel angekündigt, obwohl die Siegchancen der Azzurri gegen Titelverteidiger Spanien eher gering sind.

Flick liefert Scharfmachern von der Insel eine Steilvorlage

Nicht bekannt ist, ob Merkel und Napolitano ihren Kickern ein fröhliches „Nun siegt mal schön“ mit auf den Weg gegeben haben. Darauf hat bekanntlich der frühere Bundespräsident Theodor Heuss Copyright, der mit diesen flapsigen Worten 1958 freilich nicht etwa die deutsche WM-Elf nach Schweden schickte, sondern junge Rekruten in ein Bundeswehr-Manöver.

Stichwort Militär: Seit Jahrzehnten quälen uns britische Boulevardblätter mit Panzer-Vergleichen und Fotomontagen, auf denen deutsche Fußballer Pickelhauben tragen. Und nun liefert Löw-Assistent Hansi Flick den Scharfmachern von der Insel eine Steilvorlage, indem er auf die Frage, wie man sich gegen die gefürchteten Ronaldo-Freistöße wehren wolle, sagte: „Da heißt es einfach: Stahlhelm aufsetzen.“

Dass einem dabei der Hut hoch gehen könnte – geschenkt. Widmen wir uns lieber ernsthafteren Dingen. Wie den Tier-Orakeln. Wenn der unfehlbare, aber nicht mehr unter uns weilende Krake Paul aus Oberhausen wüsste, welche Lawine er 2006 losgetreten hätte. Von Zwergottern über Seelöwen bis zum Elefanten – inzwischen stehen sie alle Schlange. Waren das noch Zeiten, als es uns reichte, nach einem Spiel zu sagen „Schwein gehabt.“