Danzig. Bundestrainer Joachim Löw ist dem Megastarkult abgeneigt. Auch die Spieler der deutschen Nationalmannschaft fremdeln, wenn sie auf den Giganten Cristiano Ronaldo vom ersten EM-Gegner Portugal angesprochen werden. Ein Kommentar.

Über Cristiano Ronaldo wurde unter anderem veröffentlicht, dass er seinen Athletenkörper mehrmals täglich mit edler Creme einreibe, um ihn weich und geschmeidig zu erhalten. Unbedingt stimmen muss das nicht, möglich bleibt durchaus, dass der Portugiese bei der Pflege auf die gute alte Kernseife vertraut. Doch dass im Falle von Cristiano Ronaldo sogar nach Geheimnissen getrachtet wird, mit denen er seine männliche Schönheit unterstreichen könnte, deutet darauf hin, dass es sich bei ihm um einen Megastar des Fußballgeschäftes handelt, um ein herausgehobenes Individuum in einem Sport, der zu den Mannschaftssportarten gerechnet wird.

Was haben die deutschen Nationalspieler dem beim EM-Vorrundenauftakt (Samstag, 20.45 Uhr, live im Ticker) entgegen zu setzen? Nun, in punkto Körperpflege wurde bisher über die Auswahl von Joachim Löw lediglich bekannt, dass ein Vertrag mit einem Hersteller von Produkten aus dem Hygiene-Segment existiert. Persönliche Vorlieben? Ungeklärt. Sicher dagegen ist, dass der Bundestrainer dem Megastarkult abgeneigt ist. Und offensichtlich ist, dass seine Spieler fremdeln, wenn sie darauf angesprochen werden, was denn zu tun sei gegen diese Macht mit Namen Cristiano Ronaldo, was sie nicht Portugal, sondern diesem Giganten entgegen zu stemmen hätten.

Alle reagieren auf CR-Fragen mit Fremdeln

Dieses Fremdeln offenbart eine der großen Stärken des deutschen Ensembles. Es ist ja nicht so, dass Bastian Schweinsteiger oder Philipp Lahm oder Manuel Neuer ihre Lichtlein sofort hinter Stahltüren wegschließen müssten, sobald einer wie Cristiano Ronaldo aufleuchtet. Schweinsteiger und Lahm und Neuer haben die Königlichen von Real Madrid mit ihrer Supernova aus dem Universum Champions League katapultiert. Aber alle reagieren sie dennoch auf die CR-Fragen mit Fremdeln, alle verweisen sie akribisch darauf, dass es nicht nur gegen den Einen gehe, alle wissen sie dennoch: Nur eine Mannschaft, die in all ihren Teilen hervorragend harmoniert, kann am Ende den Titel gewinnen.

Wahrscheinlich weiß das sogar Cristiano Ronaldo. Wahrscheinlich wird ihm tatsächlich Unrecht getan, wenn er in die Rolle des Alleinherrschers mit Pfirsichhaut gepresst wird. Aber es stimmt hoffnungsvoll, sehr hoffnungsvoll, dass vor diesem so bedeutungsvollen ersten Spiel eben nicht allein durch Löw wiederholt vergegenwärtigt wurde: Die Nationalmannschaft hat in ihrer ganzen Breite eine ungemein hohe individuelle Qualität und widmet sich doch nicht der Pflege wertvoller Körper, sondern der des Teamgedankens.