Danzig. . Sollte bei der Europameisterschaft der Erfolg ausbleiben – am Hotel wird es nicht liegen. Seit Montag bereitet sich der DFB-Tross im Gastgeberland Polen auf das Turnier vor. In der Edelherberge „Dwór Oliwski“ träumen die deutschen Nationalspieler ihre Titelträume. Der DFB hat den Gutshof bis zum EM-Ende gebucht.

Danzig rüscht sich auf. An den Laternen flattern „Euro 2012“-Wimpel, eine große Fast-Food-Kette hat einen Euro-Burger ins Programm genommen, und selbst die Glas- und Papiercontainer haben sie als Fußbälle getarnt. Die Stadt im Norden Polens bereitet sich auf einen Fan-Ansturm vor. Zimmer gibt es kaum noch, nur wer kaum Ansprüche hat, ergattert vielleicht noch eine Ecke auf der Pferderennbahn, dort wird ein Zeltplatz eingerichtet.

20 Kilometer vom maritim-historischen Zentrum entfernt hat man sich indes ganz anders auf das Turnier vorbereitet. In der Edelherberge „Dwór Oliwski“ träumen die deutschen Nationalspieler ihre Titelträume. Der DFB hat den Gutshof aus dem 18. Jahrhundert bis zum Ende der Europameisterschaft gebucht, seit Montag ist der deutsche Tross vor Ort.

Auf die Minute genau landete die Nationalmannschaft um 15.05 Uhr auf dem Lech-Walesa-Flughafen in Danzig, doch dann dauerte es. 17 Minuten mussten Bundestrainer Joachim Löw, die 23 Nationalspieler und die vielen Begleiter warten, bis nach dem 70-minütigen Flug die Vordertür der neuen Boeing 747-8 zu öffnen war und alle über eine Gangway das brandneue Flaggschiff der Lufthansa mit dem Namen „Brandenburg“ verlassen konnten.

PR-Termin für die Fluggesellschaft

Kein Roter Teppich, kein Begrüßungskomitee, keine Musikkapelle wie so oft bei derartigen Anlässen erwartete die deutsche Mannschaft. Das Ganze war letztlich vor allem ein PR-Termin für die Fluggesellschaft. Aus DFB-Sicht war die Aktion sogar ein recht fragwürdiger Vorgang, weil das Flugzeug mit rund 500 Plätzen nur zu etwa einem Drittel besetzt war – mit der DFB-Delegation, der Lufthansa-Crew und einigen Medienvertretern. Damit war die Umweltbilanz der Reise von Frankfurt am Main nach Danzig wenig effektiv.

Das Quartier des Teams liegt versteckt vor den Toren der Stadt, entrückt von allem Trubel. Teiche rahmen das Hotel ein, Enten putzen ihr Gefieder in der Sonne – und rundherum nichts als Wald. Nur der Zaun, den sie rund um das Gelände hochgezogen haben, stört das Idyll. Eine Vorsichtsmaßnahme, damit die Fußballer auch wirklich entspannen und nicht von Reportern und Fans gestört werden. Früher, im 19. Jahrhundert, war der Forst, der das Gutshaus abschirmt, ein beliebtes Ausflugsziel für die Danziger. Und zum Strand des mondänen Seebades Sopot ist es nicht weit.

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Strenge Kriterien im DFB-Menüplan

70 Zimmer und Suiten zählt das Hotel. „Die schönsten Zimmer liegen unterm Dach. Sie haben die breitesten Betten“, verrät Maja Lubomanska-Palarczyk, Pressesprecherin des Hotels. Gediegen und schlicht wirken aber auch die anderen Räume. Sie sind cremefarben gestaltet und im Landhausstil eingerichtet. Zudem gibt es zum Entspannen einen Spa-Bereich mit Jacuzzi, Schwimmbad und Saunen. In der Küche wirbeln 14 Mitarbeiter – unter deutscher Anleitung. Gebrutzelt wird nach den strengen Kriterien des DFB-Menüplans. Küchenchef Marcin Kowals würde den Spielern am liebsten auch regionale Spezialitäten auftischen.

Wenn nicht gerade Promis zu Besuch kommen, beherbergt das Hotel oft Hochzeitsgesellschaften oder Geschäftsleute. Pünktlich zum nahenden Großereignis wurde in der Empfangshalle eine Plakette angebracht: „Gastgeber Euro 2012“ verkündet sie stolz. Damit die Spieler auch sportlich auf ihre Kosten kommen, ist 200 Meter vom Hotel entfernt eine Wiese in einen Trainingsplatz umfunktioniert worden. Der Rasen wurde pünktlich gestutzt.

Mitarbeiter haben extra ein paar Brocken Deutsch gelernt

Auch die Mitarbeiter des Empfangs haben sich vorbereitet und rechtzeitig vor der EM noch ein paar Brocken Deutsch gelernt. Das „Guten Tag“ kommt Jarek Smietana schon recht flüssig über die Lippen. Er freut sich darauf, die Spieler aus der Nähe kennen zu lernen, dabei drückt er aber insgeheim seinen Landsleuten die Daumen. „Die Deutschen kommen bestimmt weit“, tippt er. Während der Dienstzeit ist es dem Hotelpersonal übrigens strengstens verboten, die Spiele zu gucken. Allerdings glauben Jarek Smietana und seine Kollegen nicht, dass das auch kontrolliert wird.