Leipzig. Israels Nationaltrainer Eli Gutman will mit deutschem Know-How gegen die Löw-Schützlinge bestehen. Seine Elf sei taktisch gut eingestellt, und allem voran die 1:7-Niederlage vor zehn Jahren in Kaiserslautern spukt immer noch in den Köpfen der Israelis herum.
Lothar Matthäus verdingte sich einst als Entwicklungshelfer, der Nationaltrainer hospitierte bei Joachim Löw: Mit deutschem Know-how wollen Israels Fußballer am Donnerstag eine erneute Blamage gegen den Vize-Europameister verhindern. Gegen Deutschland kassierten die Israelis beim bisher letzten Vergleich vor zehn Jahren mit 1:7 die höchste Niederlage ihrer Länderspielgeschichte.
„Wir wissen, dass wir gegen eine der stärksten Mannschaften der Welt spielen. Und ich wünsche dem deutschen Team das Beste. Aber erst ab Freitag“, sagte Nationaltrainer Eli Guttman bei der Ankunft in Leipzig. Gegen den seiner Meinung nach kommenden Europameister geht es im mit 43.000 Zuschauern wohl ausverkauften Zentralstadion vor allem um Schadensbegrenzung. „Wir sind taktisch bestens vorbereitet und haben einen großen Zusammenhalt. Das ist der Schlüssel zum Erfolg“, sagte Guttman.
Der „Deutsche“ hospitierte bei Löw
Er hat sein Team in einem Trainingslager in Österreich auf das Spiel des Jahres vorbereitet und den Schwerpunkt vor allem auf die taktische Arbeit gelegt. Der seit Ende Februar amtierende Nationaltrainer ist in seiner Heimat für seine Akribie und Pünktlichkeit bekannt. Natürlich nennen sie ihn deshalb den „Deutschen“. Im vergangenen Jahr hospitierte Guttman für vier Tage bei Bundestrainer Löw.
Dass der deutsche Einfluss im israelischen Fußball vorhanden ist, hat vermutlich mit jenem 1:7 am 13. Februar 2002 zu tun. Israel führte in Kaiserslautern zur Halbzeit 1:0 und ging danach unter, allein Miroslav Klose traf dreimal. „Dieses Spiel ist zwar zehn Jahre her, aber es hat bis heute niemand bei uns vergessen“, sagte Yakov Hadas-Handelsman, Israels Botschafter in Berlin, dem „kicker".
Trotz gestandener Profis wie Yossi Benayoun vom FC Arsenal, Almog Cohen vom 1. FC Nürnberg und Itay Shechter vom 1. FC Kaiserslautern sind für die Nationalmannschaft mehr als Achtungserfolge nicht drin. Die Qualifikation für die EM in Polen und der Ukrainer verpasste das Team als Dritter der Gruppe F hinter Griechenland und Kroatien, weil man die direkten Duelle verlor. Erst einmal qualifizierte sich eine Mannschaft Israels für ein großes Turnier, 1970 bei der WM in Mexiko war nach der Vorrunde allerdings auch schon Schluss.
Matthäus nicht ernst genommen
Um dem Fußball auf die Sprünge zu helfen, bediente man sich hin und wieder berühmter Namen. Im April 2008 heuerte Lothar Matthäus als Trainer bei Maccabi Netanya an. Das Abenteuer währte aber nur ein Jahr. Offiziell trennte man sich aus wirtschaftlichen Gründen. Hadas-Handelsman vertritt da eine andere Ansicht: „Es fehlte an Seriosität. Er wurde irgendwann nicht mehr ernst genommen.“
Als seriöser Gegner will sich die Nationalmannschaft am Donnerstag in erster Linie präsentieren, auch wenn selbst dem Trainer die Knie schlottern werden. „Wenn ich das Stadion betrete, wird mein ganzer Körper zittern“, gibt Guttman zu: „Aber wenn der Anpfiff ertönt, wird die Aufregung abfallen und der Kopf wird professionell agieren.“ (dapd)