Essen. . In der Qualifikation schlugen sie Portugal, nun wollen die Dänen bei der EM nachlegen. Dennoch ist der Europameister von 1992 Außenseiter in der “Hammergruppe“ B - Löw: “Sie haben keine Angst vor großen Namen.“

Es hätte sie kaum böser treffen können. Gerade erst hatte Dänemark in der Qualifikation die Portugiesen durch einen Sieg im letzten Gruppenspiel auf Platz zwei verwiesen, da wurden die Iberer der Mannschaft von Trainer Morten Olsen in der Gruppe B erneut zugelost. Dazu die Niederlande. Und Deutschland. "Wir spielen mit zwei großen EM-Favoriten in einer Gruppe. Es ist ein Albtraum", stöhnte Olsen unmittelbar nach der Auslosung. Und dennoch: Unterschätzen will die Dänen in der Gruppe B niemand. "Die haben keine Angst vor großen Namen", orakelte Bundestrainer Joachim Löw unmittelbar nach der Auslosung in Kiew.

Gruppensieg vor Portugal

In der Qualifikation hatten die Dänen dies gerade erst untermauert, als sie sich in der starken Quali-Gruppe H gegen Portugal und das Nachbarland Norwegen durchsetzten. Im entscheidenden letzten Gruppenspiel am 11. Oktober gelang in Kopenhagen ein hochverdienter 2:1-Heimerfolg gegen Portugal, mit dem sich Dänemark den Gruppensieg holte und Cristiano Ronaldo & Co. in die Playoffs schickte. "Wir haben uns in der Quali gut geschlagen und haben deshalb großes Selbstvertrauen", sagt Mittelfeldtalent Christian Eriksen.

Dänemarks Kader

TOR:

Stephan Andersen (Evian/Frankreich), geboren am 26. November 1981, 8 Länderspiele / 0 Tore

Kasper Peter Schmeichel (Leicester City), 5. November 1986, 0/0

Anders Lindegaard (Manchester United), 13. April 1984, 5/0

ABWEHR:

Daniel Agger (FC Liverpool), 12. Dezember 1984, 44/5

Simon Kjaer (AS Rom/VfL Wolfsburg), 26. März 1989, 22/0

Simon Poulsen (AZ Alkmaar), 7. Oktober 1984, 16/0

Daniel Wass (Evian), 31. Mai 1989, 4/0

Andreas Bjelland (Nordsjaelland), 11. Juli 1988, 5/0

Lars Jacobsen (FC Kopenhagen), 20. September 1979, 49/1

Jores Okore (FC Nordsjaelland), 11. August 1992, 2/0

MITTELFELD:

William Kvist (VfB Stuttgart), 24. Februar 1985, 27/0

Michael Silberbauer (Young Boys Bern), 7. Juli 1981, 24/1

Christian Poulsen (Evian), 28. Februar 1980, 90/6

Niki Zimling (FC Brügge), 19. April 1985, 9/0

Jakob Poulsen (Midtylland), 7. Juli 1983, 20/1

Lasse Schöne (Nijmegen), 27. Mai 1986, 9/2

Christian Eriksen (Ajax Amsterdam), 14. Februar 1992, 21/2

Michael Krohn-Dehli (Bröndby), 6. Juni 1983, 19/4

STURM:

Nicklas Bendtner (Sunderland/Arsenal), 16. Januar 1988, 46/17

Dennis Rommedahl (Bröndby), 22. Juli 1978, 114/21

Tobias Mikkelsen (Nordsjaelland), 18. September 1986, 2/0

Thomas Kahlenberg (Evian), 20. März 1983, 36/4

Nicklas Pedersen (FC Groningen), 10. Oktober 1987, 7/0

Auch wenn die Zeiten von "Danish Dynamite" und dem EM-Titel 1992 lange vorbei sind: Die Mannschaft verfügt über eine sehr ausgewogene Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern, hat dazu in Morten Olsen einen äußerst beliebten Haudegen an der Seitenlinie. "Wir haben nur Außenseiterchancen", sagt Olsen. "Aber ein Spiel dauert 90 Minuten, und oft entscheiden Kleinigkeiten oder die Tagesform." Immerhin liegt zum Beispiel der letzte Sieg der DFB-Auswahl gegen Dänemark 15 Jahre zurück.

"Gegen die Stärksten, das ist aufregend"

Dabei lässt Olsen trotz der Außenseiterrolle selten extrem defensiv spielen. Im Mittelfeld zieht Eriksen (Ajax Amsterdam) die Fäden und bildet mit Mittelstürmer Nicklas Bendter (Sunderland) und den Flügelstürmern Dennis Rommedahl und Michael Krohn-Dehli (beide Bröndby IF) eine Offensive von gehobenem europäischen Niveau.

In der Abwehr ist Daniel Agger (FC Liverpool) der unumstrittene Chef, der 27-Jährige ist Duelle auf höchstem Niveau durch seine Jahre in der Premier League gewohnt. Der Ex-Schalker Christian Poulsen spielt vor der Abwehr gewohnt lauf- und zweikampfstark im Zusammenspiel mit Stuttgarts William Kvist. "Sie sind stets sehr gut organisiert, eine Turniermannschaft", analysiert Bundestrainer Löw.

zur EM 2012

7. September 2010: Dänemark - Island 1:0 (0:0)

8. Oktober 2010: Portugal - Dänemark 3:1 (2:0)

12. Oktober 2010: Dänemark - Zypern 2:0 (0:0)

26. März 2011: Norwegen - Dänemark 1:1 (0:1)

4. Juni 2011: Island - Dänemark 0:2 (0:0)

6. September 2011: Dänemark - Norwegen 2:0 (2:0)

7. Oktober 2011: Zypern - Dänemark 1:4 (1:4)

11. Oktober 2011: Dänemark - Portugal 2:1 (1:0)

Mit 19 Punkten qualifizierte sich Dänemark als Erster der Gruppe H vor Portugal für die EM.
(dapd)

Das Ziel für die Dänen ist klar: Portugal schlagen und in den Duellen mit den Niederlanden und Deutschland mindestens einen Punkt holen - das könnte fürs Viertelfinale reichen.

"Wir hoffen, dass wir die Entscheidung beim letzten Spiel gegen Deutschland selbst in der Hand haben", sagt Olsen. "Als Spieler willst du dich immer mit den Besten der Welt messen. Und wir spielen in einer Gruppe mit zwei der stärksten Teams der Welt. Das ist wirklich aufregend", ergänzt Torwart Thomas Sörensen.

Torwart Sörensen fällt verletzt aus

Er wird bei dem Kräftemessen jedoch leider nicht dabei sein können. Wegen einer Rückenverletzung und dem damit verbundenen Risiko, nicht rechtzeitig fit zu werden, hat sich Trainer Olsen gegen den 35-jährigen Routinier des englischen Erstligisten Stoke City entschieden. Er habe "keine andere Wahl" gesehen, betonte Olsen. Für Sörensen wäre die EM-Teilnahme das fünfte große Turnier gewesen.

Für Sörensen rückt Kasper Schmeichel (Leicester City) nach. Vielleicht ein gutes EM-Omen: Er ist der Sohn des ehemaligen dänischen Torhüters, der beim EM-Sieg der Dänen 1992 im Tor stand. Um die Position der Nummer Eins kämpfen nun Schmeichel, Stephan Andersen (Evian Thonon Gaillard) und Anders Lindegaard (Manchester United).

Aus dem Konzept lassen sich die Dänen trotz dieser kurzfristigen Umplanung aber nicht bringen. Denn die Gruppenphase zu überstehen wäre für das kleine, aber durchaus fußballverrückte Land schon ein großer Erfolg.

(dapd)